Am Freitag, den 29.11. fand im Pfarrzentrum in Nikolai um 18:30 Uhr ein Vortrag mit dem Thema „Reden ist Silber – schweigen ist tödlich“ statt. Referent war der aus Wr. Neustadt kommende Psychotherapeut und Coach Dr. Reinhard Pichler.

Reden ist laut Pichler deshalb nur Silber weil die Kommunikation mehrere Ebenen hat und Einflussfaktoren, wie Sprache, Intonation, Wortwahl, Körpersprache und psychologische Aspekte u.a. auch noch hinzukommen. Wichtig zu wissen ist, dass von den 11,2 Mio. bit/s an Informationen, die auf unsere fünf Sinne einwirken, [die meisten entfallen auf unsere Augen (10 Mio.) und die Ohren (1 Mio.)] wir im Schnitt lediglich 40 bit/s verarbeiten können. Außerdem entfallen laut Kommunikationsexperten 7 % einer Botschaft auf den Inhalt, 38 % auf die Intonation und 55 % auf nonverbale Signale.

Zwischendurch erläutert Pichler das 4-Ohren-Modell von Schulz von Thun, wo jede Aussage anders aufgenommen wird, je nachdem ob man es mit dem Sachohr, dem Beziehungsohr, dem Apellohr oder dem Selbstoffenbahrungsohr wahrnimmt. Und laut Watzlawick hat jede Kommunikation einen Inhalts- und einen Beziehungsaspekt. Wobei der Inhalt Daten vermittelt und der Beziehungsaspekt zeigt, wie diese aufzufassen sind.

Und wann ist Schweigen Gold, wie es im Sprichwort heißt? Nämlich dann und nur dann, wenn man es schafft dem anderen zu vergeben und nichts nachträgt. Trotzdem kann es hilfreich sein, Dinge an zu sprechen, weiß Pichler. Tödlich ist das Schweigen, wenn man damit jemanden bestraft und seine Macht demonstriert. Es kann ein Weg sein, dem nach zu gehen worüber geschwiegen wird. Hier zahlt sich oft der Blick in die Herkunftsfamilie aus.

Danach gibt Pichler noch sieben Schlüssel zur gelingenden Kommunikation in der Ehe mit auf den Weg. Der 1. Schlüssel ist realistische Erwartungen zu haben. Also von Wolke 7 auf den Boden der Tat-sachen zu kommen. Weil „Liebe [mehr ist] als Verliebtheit auf Dauer.“ Beim 2. Schlüssel bekommt jede(r) den Platz der ih(r)m zusteht und Unterschiedlichkeiten werden ausgewogen integriert. Der 3. Schlüssel betrifft das miteinander Reden. Wobei der Fernseher (Smartphone) Gesprächskiller Nr. 1 ist. Und auch zwischen Kommunikation und Sexualität besteht ein unbestreitbarer Zusammenhang. Der 4. Schlüssel wäre fair streiten und vergeben. Nach dem Motto: „Was nicht ausgetragen wird, wird nachgetragen.“ Hier spielt auch die unterschiedliche Lebenseinstellung eine Rolle. Es gilt darauf zu achten wie der Grundton bei jedem Konflikt ist. Der ist entscheidend. Der 5. Schlüssel ist die gegenseitige Wertschätzung. Beim 6. Schlüssel sollen die Rollenbilder nachjustiert werden und beim 7. Schlüssel geht es um die Pflege von Ritualen.

Wenn man sich diese sieben Schlüssel zu Herzen nimmt, kann einer gelingenden Partnerschaft nichts mehr im Wege stehen. Zum Abschluss bekommen die Zuhörer noch die kompakte Kommunikationslehre.

Zum einen die vier apokalyptischen Reiter, als Anleitung, wenn man eine Beziehung ruinieren möchte: 1. Persönliche Kritik 2. Verachtendes, verletzendes Verhalten 3. Gegenseitige Beschuldigung 4. Kommunikationsverlust und Rückzug

Und zum anderen, die vier Wege zur Versöhnung: 1. Persönliche Kritik, nur wertschätzend und liebevoll (Feedback!) 2. Verzeihendes, versöhnendes Verhalten 3. Gegenseitige Gelassenheit und Geduld 4. Kommunikationsneustart und immer wieder den ersten Schritt tun (Sinn darin sehen, neue Chance wagen)

Ein durchwegs gelungener Abend mit einem guten Referenten, der die anwesenden Zuhörer reich beschenkt hat.