Organisation

Referat Beziehung, Ehe und Familie

Familie neu denken?

"Alte Werte. Neue Realitäten." war das Thema einer spannenden ökumenischen Fachtagung.

Die abschließende Podiumsdiskussion unter der Moderation von Thomas Cik (Foto: W. Unterlercher)
Die abschließende Podiumsdiskussion unter der Moderation von Thomas Cik (Foto: W. Unterlercher)

Die diesjährige Frühjahrstagung der Evangelischen Akademie Kärnten trug das Thema: Familie neu denken? Alte Werte. Neue Realitäten. Sie fand am Samstag, dem 30. März 2019, im Holiday Inn Hotel Villach statt.

Die Vortragenden versuchten sich aus unterschiedlichen Blickwinkeln dem Thema zu nähern. Prof. Heinzlmaier aus Wien (Institut für Jugendkultur) konnte aufgrund seines gestrichenen Fluges aus Hamburg nicht anreisen. So musste der Moderator Thomas Cik seine zugesandten Powerpoint-Folien dem Publikum erläutern. Er kommt zu dem Schluss, dass auch heute die meisten Jugendlichen später Familie haben wollen, diese jedoch einen hohen Wert für sie darstellt.  

Der Soziologe Klaus Preisner aus Zürich attestierte der Familie von heute keinen Krisenstatus und untermauerte dies mit anschaulichen Zahlen aus statistischen Erhebungen. Er plädierte für einen unaufgeregteren Zugang zur Thematik. Spannendes Detail: Noch nie zuvor in der Geschichte haben Eltern so viel Zeit mit ihren Kindern verbracht. Und trotzdem haben viele das Gefühl, es sei zu wenig.

Die Wienerin Barbara Schlachter vom Verein Famos berichtete aufgeschlossen aus ihrem Privatleben als Regenbogenfamilie. Sie und ihre mittlerweile Ex-Partnerin haben einen gemeinsamen Sohn, für den sie aber immer noch gemeinsam sorgen. Frau Schlachter spricht sich dafür aus, als gleichgeschlechtliche Familie gesehen und anerkannt zu werden und lädt zum persönlichen Kontakt ein, um Vorurteile abzubauen.

Gudrun Kattnig vom katholischen Familienverband in Klagenfurt und Ulrike Lovsin-Brunner, klinische Psychologin in Klagenfurt, unterhielten sich darüber, was Kinder brauchen. Dabei vertrat Frau Kattnig die Meinung, dass es diese neuen Realitäten de facto nicht gibt, weil sie immer schon da waren und verweist dabei auf das Alte Testament, wo im Buch Genesis die Familientragödien, mit Ehebruch, Vielehe und gleichgeschlechtlicher Beziehung geschildert werden.

Frau Lovsin-Brunner als Vertreterin der Psychologie wies darauf hin, dass gerade gute Bindung oft nicht in der Herkunftsfamilie hergestellt werden kann und dafür der Staat eine Ersatzleistung erbringen müsse. Es sei eben nicht immer möglich, dass Kinder zu Hause die Liebe erfahren, die sie verdienen. Das können aber auch Personen außerhalb der Familie übernehmen.

Heinzpeter Hempelmann, evangelischer Theologe und Hochschulprofessor in Marburg teilte die Christen in drei Basismentalitäten ein. Da sind einmal die Traditionalisten, für die früher alles besser war. Die kritisch-modernen sind die aufgeklärten Skeptiker und die postmodern-pluralistischen vertreten die Ansicht, dass jeder in Ordnung ist, wie er ist.

Der katholische Familienseelsorger Franz Harant aus Linz ist auch in der Regenbogenpastoral tätig. Er zeigte anhand von realen Beispielen wie vielfältig Familie sein kann. Er zitierte aus Amoris laetitia, dem apostolischen Schreiben Papst Franziskus und sprach von der geheiligten Familie. Von einem Blick auf die Familie, wie sie wirklich ist.

Zum Abschluss gab es noch eine Podiumsdiskussion mit allen Beteiligten, zu der auch Landesrätin Sara Schaar hinzustieß. Sie lebt zwar selbst den Glauben nicht mehr und zeigte sich trotz kirchlicher Sozialisation sehr ernüchtert, bot aber, wo es möglich ist, ihre politische Kooperation an.

Unterstützt wurde die Veranstaltung von: Diakonie Akademie de la Tour, Katholisches und Evangelisches Bildungswerk, Katholisches Familienwerk, Katholische Frauenbewegung, Evangelische Frauenarbeit.

Zusammengefasst von: Marco Mühl BA, pädag. Mitarbeiter kath. Familienwerk