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St. Leonhard im Lavanttal: Rückgabe von vier im Jahr 1986 gestohlenen Bildtafeln

Freuen sich über die Rückkehr der gestohlenen Bildtafeln: Provisor Edlinger, Oberst Türk, Diözesankonservatorin Schiestl und Bischofsvikar Sitar (v. l.) (© Foto: Pressestelle/Eggenberger)
Freuen sich über die Rückkehr der gestohlenen Bildtafeln: Provisor Edlinger, Oberst Türk, Diözesankonservatorin Schiestl und Bischofsvikar Sitar (v. l.) (© Foto: Pressestelle/Eggenberger)

Klagenfurt, 17. 10. 17 (pgk). Besonderer Tag für die Pfarre St. Leonhard: Nach 31 Jahren wurden heute vier Bildtafeln des spätgotischen Annenaltares der Pfarrkirche Bad St. Leonhard, die im Oktober 1986 gestohlen wurden, im Rahmen einer Pressekonferenz an die Pfarre zurückgegeben. Die vier Tafeln stammen von den beiden vorne wie hinten figural bemalten Standflügeln des mit 1513 bezeichneten und aus der Judenburger Werkstatt stammenden Doppelflügelaltares – ein kunsthistorisch bemerkenswertes Werk spätgotischer Schnitz- und Tafelmalerei nördlich der Alpen. Die Tafeln zeigen die hl. Katharina von Alexandrien, die hl. Ursula, die hl. Barbara und die hl. Margareta. Die Bildtafeln wurden im Vorjahr von italienischen Carabinieri beschlagnahmt, im Herbst 2016 in Rom vom Kunstkonservatorat der Diözese Gurk als die aus St. Leonhard stammenden Tafelbilder identifiziert und am 4. Oktober 2017 von der Carabinieri-Einheit zur Bekämpfung der Kulturgutkriminalität in Rom den Verantwortlichen der Diözese Gurk in der Österreichischen Botschaft am Heiligen Stuhl in Rom übergeben.

Diözesankonservatorin Dr. Rosmarie Schiestl  bezeichnete die Bildtafeln als „österreichweit herausragende Meisterleistung mittelalterlicher Bildtafelkunst“. Der ursprüngliche Erscheinungs- und Erhaltungszustand der Standflügel sei, so die Diözesankonservatorin, gegenwärtig nicht mehr zur Gänze gegeben. „Die Flügel sind auf halber Höhe in zwei Teile geteilt und die ehemals als halbe Kielbögen ausgeführten, oberen Flügelabschlüsse polygonal zugeschnitten worden. Rückseitig sind die Tafeln auf Bretter montiert und in dieser Weise neu gerahmt worden“, erklärt Schiestl. Außerdem würden alle vier Tafeln im unteren Bereich Feuchteschäden bis zur Grundierung sowie im oberen Bereich in den Inschriftenbändern Abriebespuren aufweisen. Eine fachkundige Untersuchung sei bereits erfolgt und eine konservatorisch-restauratorische Bestandssicherung werde durchgeführt werden.

Oberst Gottlieb Türk, BA, Leiter des Landeskriminalamtes Kärnten, stellte die Chronologie des Kulturgutdiebstahls in Bad St. Leonhard aus kriminalpolizeilicher Sicht dar. Die Wallfahrtskirche in Bad St. Leonhard wurde zweimal von Dieben heimgesucht. In beiden Fällen dürften, so Türk, Profiräuber im Auftrag der italienischen Kunstmafia am Werk gewesen sein. Die beim ersten Einbruch im Frühjahr 1986 gestohlenen beiden barocken Altarflügel mit acht Ölgemälden und einem Votivbild wurden Anfang der 1990er-Jahre in Italien sichergestellt und an Kärnten zurückgegeben. Beim zweiten Einbruch am 31. Oktober 1986 wurden zwei gotische Altarflügel mit jeweils vier Bildtafeln gestohlen. Türk wies darauf hin, dass die Ermittlungen nach den weiteren, noch fehlenden vier Bildern laufen würden. „Die italienschen Kollegen fahnden noch nach den tatsächlichen  Tätern“, so Oberst Türk.

P. Dr. Gerfried Sitar OSB, Bischofsvikar für die Bereiche Bildung, Kunst und Kultur, hob in seinem Statement die Bedeutung und Wichtigkeit der gotischen Tafelbilder in Kärnten hervor. Kärnten besitze, so Bischofsvikar Sitar, mehr als 60 gotische Flügelaltäre, „also mehr als die übrigen Bundesländer zusammen“. Diese würden „der Volksfrömmigkeit ihre Stimme geben und vom Bemühen erzählen, einer breiten Bevölkerungsschicht biblische Themen und Heiligenlegenden nahe zu bringen“. Die Pflege und der Erhalt des Kulturgutes würde bei den Menschen das Bewusstsein für Schätze christlicher Kunst schärfen, sagte Sitar und appellierte in diesem Zusammenhang dafür, „die Kulturgüter aktiv wahrzunehmen und zu pflegen“.

Mag. Martin Edlinger, Provisor von St. Leonhard im Lavanttal und Schiefling im Lavanttal,  bezeichnete die Rückkehr der Tafelbilder nach St. Leonhard als „großen Freudentag für die Pfarre und darüber hinaus für die ganze Region“. Diese Rückgabe sei auch eine Wertschätzung der Volksfrömmigkeit, handle es sich bei drei der auf den Tafelbildern dargestellten heiligen Frauengestalten um die „Drei heiligen Madl“, von denen es im Volksmund heiße: „Die Margareta mit dem Wurm, die Barbara mit dem Turm und die Katharina mit dem Radl, das sind die drei heiligen Madl.“ „Heiligenbilder weisen immer auf besondere Gestalten des Glaubens hin, die uns Vorbilder und Fürsprecher sein können“, so Pfarrer Edlinger.