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Religiöses Leben auch ohne Kirchenbesuch lebendig halten

Kärntner Bischof Josef Marketz über Einschränkungen zu Allerheiligen und Allerseelen im Interview der Kleinen Zeitung: "Anstelle des Gewohnten Neues hinzufügen" - Gläubige können Gräber selber segnen

(Foto: Mitscha-Eibl/Kathpress
(Foto: Mitscha-Eibl/Kathpress

Klagenfurt, 30.10.2020 (KAP) Auch wenn wegen Corona für einige Zeit die Gemeinschaft fehlt, hat der Kärntner Bischof Josef Marketz angesichts der Einschränkungen zu Allerheiligen und Allerseelen Mut gemacht: "Man soll das religiöse Leben nicht davon abhängig machen, ob man in die Kirche gehen kann oder nicht", sagte er im Interview der "Kleinen Zeitung" (Freitag). Mit Blick auf Weihnachten sagte Marketz, er hoffe darauf, "dass verschärfende Maßnahmen Wirkung zeigen" und dann gemeinsames Feiern wieder möglich ist. "Nehmen wir es an, wie es ist. Und machen wir das Beste draus", rief der Bischof zum Durchhalten auf. "Da ist Gott immer dabei."

Zum bevorstehenden Fest Allerseelen und Allerheiligen meinte Marketz, "das kirchlich Wichtigste - gerade auch in diesen Zeiten - sind die heiligen Messen". Die fänden statt, in vielen Pfarren sogar mehrfach täglich, um Abstandsregeln einhalten zu können. Priester würden über die Friedhöfe gehen und Gräbersegnungen vornehmen. Die Gläubigen könnten aber auch selber segnen, "man kann nichts falsch machen", sagte der Bischof. An einigen Friedhöfen würden von den Pfarren Weihwasserfläschchen an die Leute verteilt, damit könne das Grab besprengt werden, verbunden mit einem Gebet. Es sei wichtig, "dass Verwandte - in kleinem Rahmen - zusammenkommen und ihre Erinnerungen an die Verstorbenen aufleben lassen".

"Was es diesmal nicht gibt, sind Andachten, zu denen der Pfarrer die Leute einlädt", erklärte der Bischof. "Es wäre unverantwortlich, wenn sich dabei viele Menschen an einem Platz träfen." Jedem Gläubigen sei klar, "dass nicht der Tropfen des Weihwassers das Mysterium dieser Feiertage ist, sondern das Gebet". Es werde sich somit gar nicht so viel ändern.

Einsamen und Geschädigten beistehen

Für den Allerheiligentag würden Litaneien mit dem "bitte für uns" zur Verfügung gestellt, berichtete Marketz. Online gebe es Gebete, Lesetexte und Lieder. Hier könnten Enkelkinder den Großeltern beim Zugang helfen, riet der Bischof: "Man darf anstelle des Gewohnten Neues hinzufügen. Es hat die gleiche Wirkung."

Einsamkeit statt Geselligkeit sei dennoch ein zunehmendes gesellschaftliches Problem, bestätigte Marketz. Und er übte Selbstkritik: "Wir werden als Kirche darauf achten, dass wir die Versäumnisse vom Frühjahr nicht wiederholen. Da waren auch wir gelähmt, das darf uns nicht noch einmal passieren." Kirche und Caritas würden versuchen, jenen beizustehen, die alt sind, die ihre Arbeit verloren haben oder die ihr Geschäft schließen müssen. Der Bischof erinnerte daran, dass es in fast jeder Stadt eine Pestsäule gibt. Vertrauen darauf, dass Gott als der "Herr des Lebens" eingreifen kann, helfe, schlimme Situationen durchzustehen. Das gilt nach den Worten Marketz' auch in Corona-Zeiten: "Wir sollten uns heute auf das Vertrauen in Gott besinnen, das kräftigt uns. Das brauchen wir."