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Kirchlicher Reformweg braucht das aufeinander Hören

Bischof Marketz im Fernsehinterview mit ORF über den Synodalen Prozess, Reformwünsche in der Kirche und die Frage der Suizidbeihilfe

Bischof Josef Marketz im ORF-Interview mit Sandra Szabo (Videostill: ORF)
Bischof Josef Marketz im ORF-Interview mit Sandra Szabo (Videostill: ORF)

Wien/Klagenfurt, 01.11.2021 (KAP) Er versteht und unterstützt den anhaltenden Reformwunsch vieler Katholikinnen und Katholiken in der Kirche - zugleich begrüßt er aber auch den vom Papst verordneten, zweijährigen synodalen Prozess, der der Weltkirche eine Zeit des Innehaltens und aufeinander Hörens abverlangt: Das hat der Kärntner Bischof Josef Marketz in der ORF-Sendung "Orientierung" unterstrichen.

Er könne die "Bitterkeit nachvollziehen", die Menschen empfänden im Blick auf mangelnde Resonanz ihrer Reformwünsche: "Ich merke, dass bei Priestern und Laien eine große Müdigkeit eingekehrt ist", so Marketz. Zugleich aber sehe er im synodalen Prozess die Chance, "durch das aufeinander Hören und miteinander Reden zu guten Lösungen zu kommen".

Persönlich würde er etwa die Weihe von Frauen zu Priestern unterstützen, auch sehe er viele gute Gründe, um die Zölibatspflicht zu lockern und Laien, die engagiert und gut ausgebildet seien, mehr Rechte zu geben. "Ich würde ja gern etwas ändern, aber dazu braucht es einen großen Prozess", so der Kärntner Bischof.

Besorgt zeigte sich Marketz angesichts der jüngsten innenpolitischen Turbulenzen: Diese würden letztlich auch einer Zerrüttung des gesellschaftlichen Zusammenhalts Vorschub leisten. Es brauche eine offene Aufarbeitung der vielfältigen Verletzungen und Anschuldigungen bzw. Demütigungen. "Es tut Österreich nicht gut, was wir da alles zu hören bekommen haben", so Marketz.

Zudem bekräftigte Marketz die Position der Katholischen Kirche in der Frage der Suizidbeihilfe: Die Kirche stehe zur Hospiz- und Palliativmedizin und zur Begleitung des Menschen bis zu seinem natürlichen Lebensende. Dies bedeute allerdings nicht, dass er als Seelsorger auch den Sterbewunsch von Patienten auf ihrem letzten Lebensabschnitt ernst nehme: "Ich werde es nicht wagen, einem Menschen zu sagen 'Das darfst du nicht!' oder dass er in die Hölle komme", so Marketz.

Das Video zum Nachschauen

Marketz äußerte sich in einem Interview mit der ORF-Journalistin und Moderatorin des Religionsmagazins "Orientierung" Sandra Szabo. Das Gespräch wurde in gekürzter Form in der "Orientierung" und in seiner Langfassung am Montag, 1. November, in der Reihe "Das ganze Interview" auf ORF III ausgestrahlt. (Das ganze Interview in der ORF-Mediathek: https://tvthek.orf.at/profile/Das-ganze-Interview/13886357/Das-ganze-Interview-Sandra-Szabo-im-Gespraech-mit-Bischof-Josef-Marketz/14111295)