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Bischof Schwarz bei “Millstätter Wirtschaftsgesprächen”: Europa ist mehr als die Europäische Union

Diözesanbischof Dr. Alois Schwarz (Archivfoto) (© Foto: Pressestelle der Diözese Gurk / Helge Bauer)
Diözesanbischof Dr. Alois Schwarz (Archivfoto) (© Foto: Pressestelle der Diözese Gurk / Helge Bauer)

Klagenfurt, 4. 5. 18 (pgk). Es sei darauf zu achten, dass im Empfinden vieler Menschen aus Europa Brüssel geworden sei, sagte Diözesanbischof Dr. Alois Schwarz am Freitag, dem 4. Mai, in seinem Statement zum Thema „Europa und Identität“ im Rahmen der „Millstätter Wirtschaftsgespräche“ in Millstatt. Beim Reden von Europa sei stets die Frage zu stellen, welches Europa gemeint sei. „Das Europa der Staaten, die in der Europäischen Union sind, oder meinen wir Europa auch im Mitbedenken, dass es Bosnien-Herzegowina und die Ukraine gibt, und Länder wie die Schweiz, die nicht zur Europäischen Union gehören?“, sagte Bischof Schwarz. Es habe die Idee einer Gemeinschaft aller Nationen, die auch religiöse und kulturelle Gräben überwinden könnte, gegeben. Heute sei zu fragen, ob Europa zum Beispiel vorrangig ein Kampfplatz weltumspannender Konzerne sei. „Ist Europa die Vision eines europäischen Bundesstaates, der aus ehemals sich bekriegenden Ländern eine Vereinigung machtvoller Mitspieler gemacht hat, oder ist es ein bürokratisches Konstrukt, dessen Regulierungsbestreben lästige Folgen hat?“, fragt der Kärntner Bischof. Durch die verschiedenen Entwicklungen der vergangenen Jahre wie zum Beispiel Klimawandel, Migrationsbewegungen oder Wirtschafts- und Finanzkrise werde deutlich, „dass wir in Europa vor großen Herausforderungen und Umbrüchen stehen“. Die Gesellschaften in Europa seien durch die Globalisierung in all ihren Dimensionen pluralistischer geworden. In diesen Zeiten des Umbruchs und globaler Veränderungen sei die Verunsicherung groß und es bestehe ein besonderes Bedürfnis nach Orientierung, Sicherheit und Eindeutigkeit. Nach dem Wegfall der „Großen Erzählungen“ wie Ideologien, Religionen und Stiftungserzählungen von Völkern und Staaten seien unsere Gesellschaften auf der Suche nach gesellschaftlich Verbindendem. Bei dieser Suche seien drei Aspekte von Identität wesentlich. Identität sei „lebensnotwendig“, sowohl für den Einzelnen als auch für die Gesellschaft, immer im Fluss und im Werden und schließlich auch eine vielfältige Identität. „Mit Blick auf Europa und die Europäer werde deutlich, dass wir einerseits vieles gemeinsam haben und teilen, dass wir es aber gleichzeitig mit einer Vielzahl von unterschiedlichen Kulturen zu tun haben, die auch in wesentlichen Punkten sehr verschieden sind“, sagte Bischof Schwarz. Die Identität Europas sei in jedem Fall „plural und multipel und vom gesellschaftlichen Diskurs ganz wesentlich mitbestimmt“.