Organisation

Diözesanbischof

Bischof Marketz bei Pastoraltagen: Pluralität ist kirchliche Realität – Seelsorgeamtsdirektorin Schneider-Brandauer für synodalen Weg

Sprachen zur Vielstimmigkeit der Kirche: Bischof Marketz, Seelsorgeamtsdirektorin Schneider-Brandauer und Sozialpsychologe Wutti; Foto: Gotthardt/Nedelja
Sprachen zur Vielstimmigkeit der Kirche: Bischof Marketz, Seelsorgeamtsdirektorin Schneider-Brandauer und Sozialpsychologe Wutti; Foto: Gotthardt/Nedelja

Klagenfurt, 20. 10. 20 (pgk). „Kirche lebt von den vielfältigen Erfahrungen der Menschen mit Gott“, sagte Diözesanbischof Dr. Josef Marketz gestern in seinem Eröffnungsvortrag zu den diesjährigen Pastoraltagen im Stift St. Georgen/Längsee, die noch bis heute zum Thema „ Vielstimmigkeit der Kirche“ stattfinden. Auch wenn Vielstimmigkeit und Pluralität von Meinungen nicht immer Wesensmerkmale der Kirche gewesen seien, so werde spätestens seit dem Zweiten Vatikanischen Konzil der Vielfalt der Stimmen in der Kirche entsprechend Raum gegeben. Heute sei, so der Kärntner Bischof, „ Pluralität kirchliche Realität, die es wahrzunehmen und mit der es umzugehen gilt“. Für die Seelsorge bedeute dies, noch mehr auf die Menschen zuzugehen, mit ihnen ins Gespräch zu kommen und ihnen in ihren vielfältigen Zugängen zu Religion und Kirche zuzuhören. In Zukunft gelte es auch, „noch stärker auf das Miteinander der Diakone, Priester und der haupt- und ehrenamtlichen Laien“ zu blicken. Er wünsche sich, so der Kärntner Bischof, „eine synodale Kirche in Kärnten, in der Gremien zu Gesprächsforen werden, sich Pastoral stetig weiter entwickelt und Kirche sich auch in der Spannung zwischen Tradition und Innovation wiederfindet“. Es gelte, neue Wege zu suchen und einzuüben, „damit sich die Menschen in diesem Land in ihrer Suche nach Spiritualität und mit ihren menschlichen und seelsorglichen Anliegen verstanden und angenommen fühlen“. Die Botschaft der Nähe Gottes und der Nächstenliebe sei, so Bischof Marketz, „auch in dieser Welt heute ein attraktives Angebot“. Das Liebesgebot müsse ein zentrales übergeordneten Deutungsmuster christlichen Handelns sein. „Diakonisches Handeln muss alle Grundvollzüge der Kirche prägen“, sagte der Kärntner Bischof.

Der Vortrag von Bischof Marketz:

https://www.youtube.com/watch?v=kvaXhD8ExQc

Seelsorgeamtsdirektorin Mag. Elisabeth Schneider-Brandauer sprach sich in ihrem Impulsreferat für einen synodalen Weg im Sinne eines „dialogischen Geschehens, wo alle, einschließlich dem Amtsträger, eine spirituell-kommunikativen Stil des gegenseitigen Hörens erlernen und vertiefen“, aus. „Die katholische Wahrheit ist polyphon“, sagte die Seelsorgeamtsdirektorin. Sie beobachte jedoch oft, dass mit Blick auf die Vielstimmigkeit sehr schnell die Einheit in Gefahr gesehen werde. In der Seelsorge dürfe es nicht vorrangig darum gehen, bestehende Strukturen aufrecht zu erhalten. Vielmehr müsse Kirche fragen, wie sie den Menschen in ihrem Lebensumkreis das Evangelium verkünden könne . Es brauche, so Schneider-Brandauer, „passgenaue Antworten für die Seelsorge vor Ort, und die schauen z. B. für Klagenfurt anders aus als für Mörtschach im Mölltal“, so Direktorin Schneider-Brandauer. Vielfalt gehöre zur Fülle der Katholischen Kirche. „Je tiefer meine Wurzeln sind, umso mehr Standfestigkeit habe ich, und umso mehr Vielfalt kann ich aushalten und sie auch als Bereicherung erleben“, so die Seelsorgeamtsdirektorin.

Der Vortrag von Direktorin Schneider-Brandauer:

https://www.youtube.com/watch?v=y9CbWApANno

Der Klagenfurter Sozialpsychologe MMag. Dr. Daniel Wutti vom Institut für Mehrsprachigkeit und Transkulturelle Bildung an der Pädagogischen Hochschule Kärnten plädierte in seinem Referat dafür, Mehrsprachigkeit und Vielfalt in der Kultur nicht als Bedrohung, sondern als Chance und vor allem als Realität zu begreifen. So gebe es weltweit rund 8.000 verschiedene Sprachen, 230 alleine in den 47 Mitgliedsstaaten des Europarates. Mehrsprachigkeit sei also der Normalfall und, so Wutti, „vor allem eine Ressource“. Wutti ermunterte dazu, sich im gesellschaftlichen Diskurs auf die Ressourcen von Mehrsprachigkeit und Diversität zu fokussieren und nicht auf Ängste.

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