Pfarre / Fara

Köstenberg/Kostanje

Pfarrkirche

Pfarrkirche Köstenberg

 (© Foto: Jäger)
(© Foto: Jäger)

Die Pfarrkirche St. Philipp und Jakob der Jüngere erhebt sich am Rande einer Felsstufe inmitten des Haufendorfes. Nachdem die Oberdorfer Kirche für die Zahl der Pfarrangehörigen zu klein geworden war, wurde der Kirchenbau errichtet.  Ob die Nennung als  Pfarre  1314 sich auf diese Kirche oder die Oberdorfer Kirche bezieht, ist unklar. Im 14. Jahrhundert wurde der heutige Chor erbaut. Nach den verheerenden Türkeneinfällen hat man die gesamte Kirche weitgehend zur musterhaften Wehrkirche umgestaltet bzw. erweitert. Ob der Neubau 1487 schon derart weit gediehen war, dass er die blutige Abwehr ungarischer Söldner ermöglichte, ist nicht sicher, da Papst Alexander VI. noch im Jahre 1500 einen Ablassbrief für die Pfarre ausstellte, wohl auch um den Spendenfluss für den Bau zu fördern.

Schon die umlaufende Kirchhofmauer, die im Westen mit dem Kirchturm verbunden ist, zeigt mit den drei Schlüsselscharten im Süden und einer im Norden ihre ursprüngliche Wehrfunktion; das Tor war mit einem eisenbeschlagenen Flügel verschließbar. Anfangs war die Mauer wohl an die fünf Meter hoch und trug einen umlaufenden holzgezimmerten Wehrgang (wie er etwa noch in Diex erhalten ist), wurde aber spätestens im 18. Jahrhundert nach Ende der Türkengefahr auf die heutige Höhe abgetragen. Auch der mächtige, über die Orgelempore der Kirche betretbare Westturm ist in seinem dritten Stockwerk als Wehranlage ausgebaut (Schlüsselscharten), erst darüber erhebt sich durch einen Sims abgesetzt das oberste Geschoss mit zwei Glocken aus dem 16. Jahrhundert. Die mehrfarbige Ornamentmalerei an Ecken und Dachsims aus der Bauzeit ist 1987 wiederhergestellt worden. Spitzhelm und Giebel an allen Seiten geben dem Turm ein charakteristisches Gepräge.

Man betritt die Kirche durch das mit einer Stichkappentonne gewölbte Turmuntergeschoss, in welchem auch ein Weihwasserbecken der Spätrenaissance steht (bez. 1617). Über dem Eingang zur Vorhalle sehen wir einen barocken Kruzifixus mit Leidenswerkzeugen, flankiert von Maria und Johannes, im Hintergrund eine gemalte Ansicht von Jerusalem. Über das profilierte spätgotische Westportal betritt man das eineinhalbjochige und kreuzgratgewölbte Langhaus mit dreiachsiger gemauerter Westempore. Im Norden ist vermutlich im 17. Jahrhundert ein ebenfalls kreuzgratgewölbtes Schiff angebaut worden. Der spitzbogige Triumphbogen führt in einen kurzen hochgotischen Chor mit 3/8-Schluss, der noch seine Kreuzrippen auf Konsolen besitzt. Seine Seitenwände zeigen in nazarenerhafter Manier von Peter Markovic (1891) links die Flucht nach Ägypten und rechts Jesus unter den Kindern.

Der barocke Hochaltar im Knorpelwerkstil (bez. 1696) erstreckt sich über die gesamte Chorbreite. Zwischen Doppelsäulen stehen Statuen der Pfarrpatrone Philipp und Jakobus dem Jüngeren, auf seitlichen Konsolen unter Baldachinbögen die der Apostelfürsten Petrus und Paulus. Aus dem gleichen Jahr stammt der Marienaltar am Abschluss des Nordschiffes (im Süden), dessen Mittelbild der Madonna mit Franz von Assisi von bemerkenswerten Statuen der „heiligen Madln“ Katharina und Barbara flankiert wird. Darüber das Bild des Gnadenstuhls (der thronende Gottvater hält den Kruzifixus).

An der Nordwand steht der wohl bald nach 1700 errichtete, mit Schuppen- und Beschlagwerk ornamentierte Michaelsaltar mit einer Statue des Erzengels und darüber dem Bild einer unbekannten Frau.

Das Bild mit den beiden Kirchenpatronen an der Nordwand (Mitte 17. Jh.?) war wohl, wie das Fehlen eines Rahmens vermuten lässt, Teil eines früheren Hochaltares. Schließlich soll noch der achteckige Taufstein (Symbol des ewigen Lebens) aus der Hauptbauzeit der Kirche erwähnt werden. In der Karwoche wird ein stimmungsvolles Heiliges Grab aus dem 19. Jahrhundert aufgestellt.

Wilhelm Deuer