Pfarre

St. Martin am Techelsberg

Jakob Unrest

Bedeutender Chronist des Spätmittelalters

Eine Seite der Österreichischen Chronik aus dem 16. Jahrhundert (© Foto: Foto: wikipedia.com-fotografische Reproduktion/Schatzhaus Kärnten II.)
Eine Seite der Österreichischen Chronik aus dem 16. Jahrhundert (© Foto: Foto: wikipedia.com-fotografische Reproduktion/Schatzhaus Kärnten II.)

Die Pfarre St. Martin am Techelsberg ist weit über die Grenzen Österreichs hinaus mit dem bedeutenden spätmittelalterlichen Chronisten Jakob Unrest (*1430 in Bayern, + um 1500 in St. Martin am Techelsberg) verbunden.

Sein Leben

Am 8. Oktober 1466 erteilte der Propst von Maria Saal in Kärnten dem Pfarrer von Pirk am Wörthersee den Auftrag, in der benachbarten Maria Saaler Patronatspfarre St. Martin am Techelsberg Jakob Unrest, Priester der Regensburger Diözese, als Pfarrer einzusetzen.
Jakob Unrest war nachweislich zwischen 1466 und 1500 Pfarrer in St. Martin am Techelsberg. Im Jahre 1469 hat Jakob Unrest vom Abt von Ossiach eine Hube als Zubau erhalten. Die Verleihung beinhaltete eine Klausel, dass dies auch für jeweils eingesetzte Vikare gelten soll. Dies wiederum zeigt, dass Jakob Unrest nicht der schlichte Pfarrer in seinem weltabgelegenen Dörflein war. Nun ist klar, dass ein in der ältesten Propstei Kärntens, der wichtigsten Außenstelle Salzburgs in diesem Land, wirkender Kanoniker geradezu im Zentrum der besten Informationsmöglichkeiten seiner Zeit saß. Die gut dotierten Maria Saaler Kanonikate waren sehr begehrt. Die Nachrichtenbeschaffung war in Maria Saal leicht möglich; vieles lieferte die Korrespondenz mit Salzburg und der persönliche Kontakt mit den Wallfahrern.
Für die Sicherung der Pfarreinkünfte sorgte er durch die Anlage eines später mehrfach ergänzten Urbars(Grundbuch) im Jahre 1474, das in einer zweimal übertragenen Abschrift (1537, 1690) im Kärntner Landesarchiv (GV – Hs. 2/37) überliefert ist. Zwischendurch ist er auch als Vikar von St. Urban bei Glanegg nachweisbar, von wo er die Pfarre Steuerberg mitbetreute.

Seine Geschichtswerke

Er verfasste Chroniken zu Österreich und Ungarn sowie eine regionale Chronik Kärntens. Unrests Sprache wird überall dort geschmeidig und flüssig, wo er persönlich mit seinem Gefühl stark beteiligt ist, so beim Kärntner Bauernaufstand von 1478 und bei den Türkeneinfällen. Unrest hat sich als Fortsetzer der Chronik der 95 Herrschaften gefühlt, vor allem aber bewogen ihn die erregenden Zeitereignisse seiner Umwelt, die Türkeneinfälle in Innerösterreich und der von Salzburg ausgehende, Maria Saal auch unmittelbar betreffende Ungarnkrieg, dies für die Nachwelt festzuhalten. Er stand damit damals in Kärnten nicht allein dar, der Gurker Hofkapellan Johann Turs und Kanoniker Jakob Radhaupt verfassten ebenso beschränkte zeitgeschichtliche Aufzeichnungen.

Österreichische Chronik

Das ausführlichste seiner Werke ist die Österreichische Chronik, sie beginnt mit der Darstellung über die Entwicklung der albertinischen und leopoldinischen Linie der Habsburger seit 1379 (Vertrag von Neuberg), schildert ausführlich den Werdegang Kaiser Friedrichs III. und endet 1499. In der Schilderung der habsburgischen Länder wird besonders auf die Geschehnisse in Kärnten eingegangen (die Wege der insgesamt fünf Türkeneinfälle in Kärnten zwischen 1473 und 1483 sehr genau; diese haben die Gegend von Glanegg und Feldkirchen ebenso betroffen wie Techelsberg und Gurnitz), die ungarische Besatzungszeit (1480-90) sowie die damit einhergehenden Bauernaufstände. Unrest schildert die gesellschaftlichen Zustände im ausgehenden 15. Jahrhundert, kritisierte die Schwächen Kaiser Friedrichs III., insbesondere auch das Versagen der weltlichen und geistigen Führer des Landes den Feinden gegenüber und sah sowohl das Scheitern des Bauernaufstandes als auch die Türkeneinfälle als gerechte Strafe Gottes. Er zeigte sich hingegen in seinen Schriften sowohl Friedrichs Gegner, dem Ungarnkönig Matthias Corvinus, als auch seinem Nachfolger Maximilian I. wohlwollend eingestellt.

Kärntner Chronik

Die Kärntner Chronik gilt als Beginn der Kärntner Landesgeschichtsschreibung (in ihr ist bruchstückweise die Geschichte des Landes bis 1335 dargestellt).

Ungarische Chronik

Die Ungarische Chronik stellt eine zusammenhängende Geschichte des Landes von Attila bis Matthias Corvinus dar.

 

Quelle:
Geschichtsschreibung und Geschichtsbewusstsein im späten Mittelalter, Jan Thorbecke Verlag Sigmaringen, 1987
„Jakob Unrest – Leben, Werk und Wirkung“ von Wilhelm Neumann
Hsgr. Hans Patze