Pfarre

Forst

Abschiedsfest für die Volksschule Forst

Eine bewegende Feier wurde der Dankgottesdienst anlässlich der Schulschließung in Forst

Eindrucksvoll gestalteten die Kinder den Gottesdienst mit (© Foto: Mag. C. Smolle)
Eindrucksvoll gestalteten die Kinder den Gottesdienst mit (© Foto: Mag. C. Smolle)

Anlässlich der Schließung der Volksschule in Forst fand am Sonntag, dem 01. Juli, auf Initiative von Diakon Prof. Mag. Anton Schönhart, einem ehemaligen Schüler der Schule, ein Dank- und Abschiedsgottesdienst statt. Ortspfarrer GR Mag. Andreas Stronski feierte unter Assistenz von Diakon Schönhart mit einer großen Zahl von Gläubigen die Hl. Messe in der übervollen Pfarrkirche St. Johannes am Forst.
Religionslehrerin Claudia Schönhart hatte zusammen mit Volksschullehrerin Jutta Schaller und den Schulkindern einen sehr stimmigen, symbolträchtigen und theologisch ausgereiften Gottesdienst vorbereitet. Schon beim Kyrie wurde mit großen Bausteinen symbolisch das Schulgebäude nachgebaut und in die Messfeier zeichenhaft miteinbezogen. Die ehemaligen Schulleiterinnen Dir. i. R. Friederike Jeschke und Inga Prieler trugen die Lesungen vor. Das Sonntagsevangelium wurde von den Schülern auf sehr eindrucksvolle Weise nachgespielt und ließ die Gottesdienstteilnehmer die Erzählung von der Totenerweckung der Tochter des Synagogenvorstehers Jairus hautnah miterleben.
In seiner Predigt verdeutlichte Diakon Schönhart die große Bedeutung, die die Volksschule für das Dorfleben besaß und er machte mit  eindrucksvollen Worten deutlich, wie viele Kinder hier vor Ort ein wichtiges Fundament für ihre Bildung bekommen haben. Schönhart machte den Gedanken der Auferstehung und des Neubeginns, der im Evangelium in der Erweckung eines toten Kindes durch Jesus beschrieben wird, zum Hoffnungszeichen für das Ortsleben. „Auch wenn die Schließung unserer Volksschule gleichsam ein Ende ist, können wir im Blick auf Jesus trotzdem hoffnungsvoll in die Zukunft blicken. Er ist unser Eckstein, der auch das Dorfleben in Forst neu beleben und lebendig erhalten will“, so Schönhart weiter. Die Anwesenheit von Delegationen aller Vereine und des gesamten Pfarrgemeinderates war dann auch ein großartiges Zeichen der Verbundenheit des ganzen Ortes und der Wertschätzung der Bevölkerung für die Volksschule in Forst.
Zu den Fürbitten bauten die Kinder symbolisch das Modell der Volksschule zu einer Kirche um und deuteten damit an, dass nun die Pfarre versuchen wird, viele der Aufgaben zu übernehmen, die bisher die Schule getragen hat, nämlich Motor der dörflichen und kulturellen Gemeinschaft in Forst zu sein. Pfarrer GR Andreas Stronski dankte dann auch in seinen Abschlussworten allen, die hier in Forst pädagogisch tätig waren und besonders jenen, die sich für die Erhaltung der Volksschule eingesetzt hatten. Nach dem Schlusssegen ergriff noch der Obmann des Pfarrgemeinderates Hubert Karrer das Wort. Er dankte den Vereinen und der Bevölkerung für die zahlreiche Teilnahme an dieser Feier, Frau Jöbstl und Frau Kreuzer vom Elternverein für die gute Zusammenarbeit und Bürgermeister Hans Peter Schlagholz für seinen Einsatz in den Verhandlungen um den Fortbestand der Schule. Der PGR-Obmann bat alle Anwesenden um Zusammenhalt und die Stärkung des Dorflebens auch in der Zukunft und er sprach die Hoffnung aus, dass die Schließung der Schule nicht zur Ausdünnung des ländlichen Raumes führt. In diesem Sinne will die Pfarre nach seinen Worten noch stärker als bisher Motor und Impulsgeber für die Ortsgemeinschaft sein. Karrer brachte auch seine große Wertschätzung gegenüber den hier tätigen Pädagogen zum Ausdruck und endete in diesem Sinne mit den Worten  „Ihr habt uns gut erzogen“.
Anschließend gab der letzte Direktor der Volksschule Forst, Gilbert Maurer, einen beeindruckenden historischen Rückblick. Er verwies dabei auf die Gründung der Schule, für die, ausgehend von Maria Theresias Schulreform, die Pfarre Forst  verantwortlich zeichnete. Direktor Maurer hob weiters hervor, dass die Bauern der damaligen Zeit kaum Verständnis dafür hatten, ihre Kinder, die zuhause schon vielfach arbeiten mussten, in die Schule zu schicken, sahen sie darin doch eine sinnlose Betätigung. Nur ein Drittel der Kinder kam aus diesem Grunde in jener Zeit des Anfangs zum Unterricht. Als sich die Einstellung der Bevölkerung änderte, wurde die Schule, die in der kleinen Kaplanei eingerichtet worden war, bald zu klein. Und so entschloss man sich für einen Neubau, für den es unter den Dorfbewohnern allerdings wieder wenig Unterstützung gab. An der Stelle des heutigen Feuerwehrrüsthauses wurde trotz aller Widrigkeiten ein neues Schulhaus errichtet, das jedoch von so schlechter Qualität war, dass ein Lehrer voll Enttäuschung über das undichte Dach und feuchte Zimmerdecken klagte. Da auch die Bevölkerung, wie die Schulchronik berichtet, nur wenig Holz zum Heizen zur Verfügung stellte, blieb das neue Schulhaus ein feuchter, kalter und unwirtlicher Ort.
Ein Umdenken setzte erst in den dreißiger Jahren des 20. Jahrhunderts ein. Trotz der schweren Wirtschaftskrise wurde 1931 das jetzige Schulhaus errichtet. Die Bauern stellten nun freigiebig Bauholz und andere Materialien zur Verfügung. Der Gemeinderat unterstützte das Vorhaben und so wurde ein einstimmiger Gemeinderatsbeschluss angestrebt. „Als dieser durch das Veto eines Gemeinderates gefährdet schien, wurde der Abweichler kurz mit einem Faustschlag außer Gefecht gesetzt und der Antrag schnell einstimmig beschlossen“, erzählt Direktor Maurer in seinem Rückblick mit einem Augenzwinkern weiter. Trotz der Auflösung der Gemeinde im Jahre 1964 verzeichnete die Volksschule in diesem Jahr mit 130 Schulkindern und vier Klassen ihren Höchststand an Schülern. Als das Gemeindegebiet schließlich auf St. Michael und St. Margarethen aufgeteilt wurde, schwand allerdings die Unterstützung der neuen Gemeinden für die Volksschule. Die Gemeindezusammenlegung zur Großgemeinde Wolfsberg im Jahre 1973 brachte dann aber wieder eine Verbesserung mit sich, zeigte sich Wolfsberg doch interessiert, seine Schulen in den Randgemeinden zu unterstützen. Als schließlich ausgehend vom Bezirksschulinspektor eine Reform die Kleinschulen zu schließen drohte, trat man in Forst beherzt zur Verteidigung des hiesigen Schulhauses an. Vor allem Adolf Reinischbauer und Ortspfarrer GR Alois Unterluggauer mobilisierten die Bevölkerung und setzten sich gegen alle Schließungspläne mit großem Engagement für den Weiterbestand der Volksschule Forst ein. In vielen Gesprächen wurde heiß diskutiert. Einmal schien die Diskussion zwischen Politikern, Bevölkerung und Pfarrer vor Ort zu heftig zu werden, doch Pfarrer Unterluggauer lies kurzer Hand alle Glocken läuten und die Politiker mussten wegen des Glockenlärms unverrichteter Dinge wieder abziehen. Eine Episode, die eindrucksvoll zeigt, wiesehr man sich in Forst mit der Volksschule identifizierte und bereit war für den weiteren Bestand zu kämpfen.
In den folgenden Jahren blieb die Schule ein wichtiger Bestandteil des kulturellen und dörflichen Lebens in Forst. Direktor Maurer betonte in seiner Rede vor allem den guten Zusammenhalt und das große Engagement der Eltern und Lehrkräfte vor Ort, durch das das Schulleben vielseitig, kommunikativ und für viele bereichernd gestaltet werden konnte. „Die Schulfamilie in Forst, bestehend aus dem schulischen Dreieck Eltern, Lehrer und Schüler hat viel geschaffen und mir die schönsten Jahre meiner Direktorentätigkeit bereitet“, so der bewegte ehemalige Schulleiter. Die abnehmenden Schülerzahlen ließen offenbar keine Alternativen zur Schließung zu. Gilbert Maurer schloss seinen Rückblick mit einem sehr persönlichen Wunsch für ein weiteres, reges Dorfleben, der durch die große Zahl der Festteilnehmer und die damit zur Schau gestellte Verbundenheit der Ortsbevölkerung durchaus in Erfüllung gehen dürfte.
Im Anschluss an die Feier lud der Pfarrgemeinderat noch zu einer Agape mit Getränken und Gebäck. Noch lange stand man um die Kirche zusammen und unterhielt sich über vergangene Schulzeiten und neue Möglichkeiten, die Ortsgemeinschaft zu stärken. Das Fest war ein schönes Zeichen des Dankes aber auch der Gemeinschaftspflege in Forst und so ein Hoffnungszeichen für die Zukunft.