Pfarre

Villach-St. Nikolai

Krippenmette am Heiligen Abend am 24. Dezember 2016

Franz von Assisi und die Krippenfeier in Greccio 1223

Ein frommer Mann hatte gemäß der ersten Lebensbeschreibung des Franziskus nach Thomas von Celano bei der Krippenfeier in Greccio eine Vision:

"Er sah in der Krippe ein lebloses Knäblein liegen; zu diesem sah er den Heiligen Gottes hinzutreten und das Kind wie aus tiefem Schlaf erwecken. Gar nicht unzutreffend ist dieses Gesicht, denn der Jesusknabe war in vieler Herzen vergessen. Da wurde er in ihnen mit seiner Gnade durch seinen heiligen Diener Franziskus wieder erweckt und zu eifrigem Gedenken eingeprägt." (1 Cel 87)

Das jährliche Krippenspiel unserer Pfarre ist ein Gemeinschaftsprojekt. Es erwächst aus der Gemeinschaft der Jungschar und der Ministranten. Selbst wenn es Erwachsene braucht, um zu organisieren und anzuleiten, ist es von viel grundlegenderer Bedeutung, dass die Kinder aus dieser Gemeinschaft heraus schöpferisch d.h. selbst "Erzähler" werden wollen. Das ganze Jahr wächst die Gemeinschaft in den wöchentlichen Gruppenstunden, dem gemeinsamen Dienst in der Messfeier und Liturgie, dem Kinder- und Jugendlager, um hier ganz konkret spürbar und sichtbar zu werden. Kinder lieben und leben in den Geschichten, mit denen sie aufwachsen, ganz unmittelbar. Im Krippenspiel werden sie Erfahrende und Erzählende zugleich, die den Menschen, die gekommen sind das Wunder der Menschwerdung zu bestaunen, die Botschaft des Evangeliums verkünden.

Wiewohl wir seit jeher eine Franziskanerpfarre sind, haben wir uns erst heuer an die Geschichte der Krippenlegung des Franziskus 1223 in Greccio gewagt. Franziskus wird nachgesagt, damals die Krippe, wie wir sie heute kennen, "erfunden" zu haben, indem er dieses Ereignis mit echten Menschen und Tieren nachgestellt hat. Tatsächlich wird er wohl eine schon bestehende lokale Tradition aus jener Gegend aufgegriffen und weiter bekannt gemacht haben. Die Krippe steht jedoch ganz im Geist des Franziskus, den die Demut der Menschwerdung Gottes in seiner Nachfolge Jesu tief berührt haben und den Menschen weitergeben wollte.

Kinder haben zu diesen Geheimnissen einen viel unmittelbareren Zugang, als die vermeintlich aufgeklärteren Erwachsenen. Daraus kommt auch die Begeisterung, selbst mitspielen zu wollen, sich selbst leiblich in dieses Geschehen hineinzustellen. Einigen wenigen eine Rolle zuzuteilen reicht nicht. Jedes der Kinder möchte dabeisein, so kurz diese Rolle auch sein mag. Bei der Feier am Heiligen Abend kamen die Menschen ganz nach vorne, ganz nahe zum Altar, nicht nur weil die Kirche so voll war, sondern wohl auch um dem Geschehen ganz nahe sein zu können, um die Menschwerdung "anzugreifen", ihn, nämlich Christus, - geistlich gesprochen - zu berühren, ihn, der sich in der Menschwerdung ganz "angreifbar" gemacht hat.

Der Dank unserer Pfarre gilt Dunja Brod - als Begleiterin der Jungschar und Minstranten - und Angela Harfmann, die bei der Vorbereitung und Durchführung des Krippenspiels intensiv gearbeitet haben. Der Kinderchor unter der Leitung von Eva Wolfsgruber hat den berührenden musikalischen Rahmen gestaltet, der für eine solche Feier unheimlich wichtig ist.

Vielleicht ist es etwas naiv das zu glauben, doch es sind in meinen Augen in Wirklichkeit nicht die Geschenke, die den Kindern Weihnachten so wunderbar erscheinen lassen; es ist das Erfahren der Demut Gottes, der heiligen Geschichte Seiner Menschwerdung. Und das ist es wohl, was wir jenseits aller verklärenden Weihnachtsromantik von den Kindern wirklich lernen können: Gott unmittelbar begegnen zu wollen und über das Wunder der Krippe zu staunen.

Gerhard Gfreiner