Pfarre

Villach-St. Nikolai

Darstellung des Herrn

2. Februar, Mariä Lichtmess

Der Begriff „Opfer“ hat in unserer Welt einen schalen Beigeschmack bekommen. Es klingt wie ein Relikt aus alttestamentlicher, längst vergangener Zeit, wenn wir davon sprechen, Gott Opfer darzubringen. Die Erzählung der Darstellung Jesu, die sich an einen kurzen Hinweis auf dessen Beschneidung am achten Tag nach seiner Geburt anschließt, berichtet von zwei ineinander verwobenen Riten, die in den Vorschriften des biblischen Buches Levitikus ihre Wurzeln haben. Nach dem Ablauf der 40 Tage, an denen die Frau nach der Geburt ihres Kindes als unrein galt, hatte sie als Reinigungsopfer ein Schaf oder eine Taube zu übergeben.

Zudem wurde der erstgeborene Sohn in Erinnerung an die Ereignisse der Paschanacht als Eigentum Gottes angesehen und ihm im Tempel übergeben, wo er durch ein Geldopfer auszulösen war. Im Zusammenhang mit der Darstellung Jesu kommt es zur Begegnung mit Simeon und der greisen Prophetin Hanna.

Kern des Opfergedankens ist das im alttestamentlichen Denken tief verwurzelte Wissen, dass Gott Ursprung und Spender allen Lebens ist. „Herr ich bin dein Eigentum“ heißt es in einem bekannten Kirchenlied. Im Opfer wird Gott symbolisch das zurückgegeben, was ihm ohnehin gehört. Ein Opfer hat immer mit einem gewissen, wenn auch symbolischen Verzicht zu tun. Es ist das Symbol für eine Grundhaltung, die das Leben durchziehen soll. Nur für das, was einem wertvoll ist, ist man bereit „Opfer“ zu bringen. Eltern bringen Opfer für das Wohlergehen ihrer Kinder, indem sie ihnen Zeit, Nerven und Zuwendung schenken. Für den geliebten Partner ist man bereit, auf manches zu verzichten. Und wirklich wertvoll wird ein Opfer erst, wenn es wehtut. So ist es nicht Gott, der der Opfer bedarf, sondern wir Menschen werden durch das Opfer auf unsere Verwiesenheit auf Gott hin zurückgeführt. Es ist ein Zeichen der überschießenden Liebe Gottes, dass im Opfertod Jesu am Kreuz, Gottes Gegenwart in den Tiefen unseres menschlichen Leidens ein für alle Mal gegenwärtig gesetzt wird, dass aus der Nähe Gottes im Schmerz alles Leiden einen letzten Sinn erhält.

Das kirchliche Fest Darstellung des Herrn geht auf das 4. Jahrhundert zurück und wird ab dem 6. Jahrhundert 40 Tage nach dem Weihnachtsfest begangen. Der antike Brauch, nach dem die Bewohner einer Stadt bei ihrem Herrscher bei seinem ersten Besuch entgegenzogen, wurde schon früh in die Festliturgie mit einbezogen. Auf dem Weg von Jerusalem nach Betlehem lag ein Kloster, das eine Frau namens Hikelia gegründet hatte. Hikelia soll die Mönche mit Kerzen ausgestattet haben, um Christus entgegenzugehen und anschließend gemeinsam in die Heilige Stadt zu ziehen. In dieser Legende wurzelt die im 5. Jahrhundert entstandene Lichterprozession. Die örtliche Pfarrkirche wird in dieser liturgischen Inszenierung in die Heilige Stadt Jerusalem mit einziehen. Während zunächst noch die Darstellung Jesu im Mittelpunkt stand, verschob sich der Fokus später immer mehr auf die Mutter Jesu. Aus dem Fest wurde dann Mariä Reinigung und Mariä Lichtmess.

Bis zur Liturgiereform galt dieses Datum als Ende der Weihnachtszeit, weshalb noch heute in vielen Familien und Kirchen erst nach diesem Tag die Krippen und Weihnachtsbäume abgebaut werden.