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Dekanat Villach-Stadt

Wes das Herz voll ist, des geht der Mund über!

Bibelübersetzungen NEU

ViDeo 2017 (© Foto: Dekanat Villach)
ViDeo 2017 (© Foto: Dekanat Villach)

Pfarrerin Astrid Körner und Dechant Herbert Burgstaller referierten mit spannenden (und manchmal auch erheiternden) Details über die neuen Bibelübersetzungen der katholischen und protestantischen Kirche und stellten sie der Einheitsübersetzung und der Lutherübersetzung gegenüber.

Lutherbibel und Übersetzung 2017:

Eine neu revidierte Übersetzung der Lutherbibel! Das klingt nach Erneuerung ... und es war ursprünglich auch ein Grundanliegen der Reformation, denn die Bibel sollte in die Alltagssprache hineinsprechen. Im Gegensatz dazu, wirkt jedoch die neue Übersetzung antiquiert. Fünf Jahre lang haben sieben Fachleute an der Übersetzung gearbeitet und jedesmal war eine 2/3 Mehrheit bei Entscheidungsfindungen notwendig. Die 1984 erschienene Lutherübersetzung wollte tendenziell eine Alltagsbibel für alle sein, es war der Versuch einer Modernisierung. Die Übersetzung anläßlich des Reformjubiläums 2017 verfolgt ein anderes Ziel. Es ist quasi eine Bibel für die „zweite Stufe“, für Bibelkenner, die sich genauer damit auseinandersetzen wollen. Für die Erstbegegnung mit dem Bibeltext bleiben andere Übersetzungen, die auch weiterhin so verwendet werden sollen.

Die Übersetzung 2017 hat eine höhere sprachliche Genauigkeit mit gleichzeitiger Freilegung der Sprachkraft Luthers. Gewisse Formulierungen haben sich fest in den protestantischen Sprachschatz eingeprägt und wurden beibehalten (wie Blutgeld, Schafskleid oder wetterwendisch). Man wollte auch die poetischen und stilistischen Eigenheiten Luthers bewahren. („Ihr werdet finden ein Kind in die Krippe gewickelt.“) Die Fußnoten eröffnen einen textkritischen Raum für den mündigen Leser und sind teilweise durchaus theologisch provokant. Es gibt neue Überschriften, die nicht etwas suggerieren. Spannend ist auch, dass durch die wörtliche Übersetzung, die in viele Fußnoten wiedergeben wird, der Raum für Ökumene geöffnet wird, denn theologische Kontroversen liegen mehr in der Deutung als im Text.

Einheitsübersetzung und Übersetzung 2016

Martin Luther hat die deutsche Regelsprache nachhaltig geprägt. Dieses Kulturgut soll auch in der katholischen Übersetzung nicht nivelliert sondern geschärft werden. Die deutschen Bischöfe haben mit der Übersetzung von 2016 ein anderes Ziel. Einheitsübersetzung bedeutet einen einheitlichen autorisierten Text für die röm.-kath. Kirchen im deutschsprachigen Raum für Liturgie und Schule zu haben. Die bis in die 1970er normgebende katholische (auf Allioli zurückgehende) Übersetzung orientierte sich am Urtext und der Vulgata. Mit dem Zweiten Vatikanum (Dei Verbum 22) kam es zu einer Neuauflage, der bis heute viel verwendeten, und auch noch immer textlich im Gesangsbuch verankerten Fassung von 1980. In der Übersetzung von 2016 sind viele Wortschöpfungen geblieben. Die Sprachmelodie wurde durch die Stellung der Wörter angenähert. In der Neufassung wurden nicht nur Fehler und Textglättungen erkannt, die dem Original nicht entsprechen, sondern man hat auch das Gotteswort in seiner Bedeutung herausgestellt: Gott spricht zu uns Menschen in der Hl. Schrift. Zur Textwiedergabe wurden alte Schlüsseltexte herangezogen, die liturgisch von Bedeutung waren. So steht nun statt Jahwe „HERR“ in der Übersetzung. Auch die bekannte Stelle aus dem Exodus(Ex 3,14), als Gott zu Mose spricht ist nun mit: „Ich bin der Ich bin“ (2016) übersetzt (statt: ich bin der "ich bin da" – 1984). In der neuen protestantischen Übersetzung heißt es übrigens: „Ich werde sein, der ich sein werde“ (2017). Ein Team von 70 Mitarbeitern arbeitete unter der Federführung von Bischof Egger und später Bischof Wanker. In beiden neuen Übersetzungen wurde auch der Gendergerechtigkeit Rechnung getragen und Antijudaismen geschwächt.