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Dekanat Villach-Stadt

Gott entdecken? Spurensuche in der Musik

Ein Gespräch mit dem Musiker Michael Wandaller

 (© Foto: wandaller)
(© Foto: wandaller)

Am Samstag, den 22. Februar 2014 fand in der Pfarrkirche Villach-St. Martin ein Gospelkonzert mit dem Titel „Highway to Heaven“ gegeben vom Chor „KONTROVERSE“ aus Mödling statt. Neben Gospelsongs & Spirituals wurden auch swingende Kompositionen von James E. Moore gesungen. Der Chor beeindruckte tags darauf beim sonntäglichen Gottesdienst mit der „Deutschen Messe“ von Franz Schubert. Am Klavier beim Konzert und an der Orgel bei dem Gottesdienst spielte Michael Wandaller, der beide Veranstaltungen auch mitorganisierte. Mit ihm sprechen wir über sein musikalischer Werdegang und über die Rolle der Musik in der Verbindung mit Gott .

  • Herr Wandaller, ihre musikalischen Wurzeln liegen in unserer Pfarre.

Michael Wandaller: „Nicht alle, aber einige für mich doch wichtige. Wie eine Pflanze auch aus einem Wurzelgeflecht besteht, das zur Befestigung an ihrem Standort und zur Aufnahme von Nährstoffen dient, war auch die Pfarre St. Martin einige Zeit ein guter Boden für mich, um musikalisch wachsen zu können. Angefangen hat es mit der frühesten musikalischen Erfahrung in der Orff-Gruppe des Pfarrkindergartens (1976), dann kam die schöne Zeit in der rhythmischen Gruppe „St. Martin Singers“ (ab 1984) bis hin zu Orgeldiensten und dem ersten selbstständig organisierten und geleiteten Konzert „Alte Meister – Junge Musiker“ (1989) in der Pfarrkirche.“

  • Ihr musikalischer Werdegang führt Sie in die unterschiedlichsten Musikrichtungen. Was begeistert Sie daran?

Michael Wandaller: „Die Freude an der Musik, die Emotion und die innere Erfüllung, die durch das Hören und beim aktiven Musizieren auch durch das „Gehörtwerden“ entsteht. Musik ist eine Sprache, die jeder auf der Welt verstehen kann. Und auch die Welt selber ist Klang, wie schon Joachim-Ernst Berendt in seinem Buch „Nada Brahma“ eindrucksvoll feststellte.

Wenn man bedenkt, dass bereits 5 Monate nach der Befruchtung das Innenohr und die Cochlea des Embryos als einziges menschliches Organ bereits die endgültige Größe eines Erwachsenen besitzt, lange noch bevor wir geboren sind, muss man die heutige Welt, die so stark auf visuelle Reize aufgebaut ist, auch mit den Ohren hinterfragen. Musikhören gibt eine gute Möglichkeit dazu.“

  • Welche Botschaft hat der Konzerttitel „Highway to Heaven“ (die „Autobahn zum Himmel)?

Michael Wandaller: „Highway to Heaven“ ist ein Gospelsong von Thomas Dorsey, den wir auch in St. Martin aufgeführt haben. Gospel ist die englische Bezeichnung für „gute Nachricht“ und benennt eine Stilrichtung der afroamerikanischen Musik, die sich Anfang des letzten Jahrhunderts aus dem Negro Spiritual entwickelt hat. Oder, um mit Edwin Hawkins, der mit „Oh happy Day“ weltbekannt wurde, zu sprechen: „Gospel ist nicht der Sound, der Klang - es ist die Botschaft. Wenn sie von Jesus Christus handelt, ist es Gospel.“

  • Was bedeutet es für Sie, wenn Sie den Chor bei der Schubertmesse an der Orgel begleiten?

Michael Wandaller: „Die Lieder der „Deutschen Messe“ von Franz Schubert sind im kirchlichen Alltag sehr verbreitet und bekannt. Die Texte stellen, im Gegensatz zu den Messen, die den Lobpreis Gottes in den Vordergrund rücken, den Menschen mit seinen Ängsten und Sorgen in den Mittelpunkt. Ich habe diese Messreihe (802 im Gotteslob) sicherlich schon über hundertmal als Volksgesang an der Orgel begleitet. Schubert hat aber selbst auch eine Fassung für vierstimmigen Chor und Orgel geschrieben, die wir ebenfalls aufgeführt haben. In dieser Form für mich das erste Mal. Es war schön zu hören, welche musikalischen Facetten man einem bereits bekannten Werk noch hinzufügen kann.“      

  • Jazz und Kirche, wie vertragen sich die beiden?

Michael Wandaller: „Gott ist auch Jazz! Wenn man die zentralen, stilprägenden Eigenschaften der Jazzmusik hernimmt, wie zum Beispiel „Call & Response“, also die spontane Interaktion oder weiters die so wichtige Komponente der Improvisation, so kann man diese beiden Elemente auch gut auf die Beziehung des Menschen zu Gott umformen. Wenn Gott im Gebet angerufen wird, antwortet er. Aber er muss auch improvisieren, da der menschliche Weg ein unvorhersehbarer ist.“   

  • Zum Schluss, Ihr persönlicher Zugang zu Gott?

Michael Wandaller: „Ist ein eher schöpfungsorientierter Zugang. Das tägliche Entdecken, Staunen und die Freude an und in der Natur sowie der Glaube, dass allem ein göttlicher Funke innewohnt. Musik ist auch so ein Funke.

Gespräch führte Manfred Wandaller, Pfarrbriefredakteur Villach-St. Martin