Pfarre / Fara

Mieger/Medgorje

Der Prophet

Ein Streifzug in den Büchern der Propheten auch in der Pfarre Mieger / Medgorje

 (© Foto: Katholisches Bildungswerk)
(© Foto: Katholisches Bildungswerk)

Am 30. Juni durften wir in unserer Pfarre Dechant Janko Krištof  mit der Vorstellung „Der Prophet“ begrüßen. Unser Pfarrgemeindesaal war für diese Veranstaltung zu klein, wird für dieses Schauspiel doch viel Platz gebraucht. So wichen wir in den Veranstaltungssaal bei der Volksschule Mieger aus. Das war auch gut so, tauchten die Akteure mit zwei großen Autos, vollgepackt mit Material, auf. Im ersten Auto Bekleidung, Holzblöcke, ein Sack mit zerquetschten Cola-Dosen, kurze Leinwände, die zusammengerollt waren, ein Stehtisch, ein Barhocker, ein Kleiderständer. Im anderen Auto ein Keyboard, zwei Gitarren, haufenweise Trommeln und andere Geräte zur Erzeugung von Geräuschen, ein Mischpult, ein Lautsprecher, Mikrofone, Ständer und vieles mehr. Es sah so aus, als würde es nie mehr aufhören. Und alles wurde aufgebaut und auch verwendet. Jetzt war klar, warum unser Pfarrsaal zu klein war!

Für unsere Verhältnisse war die Veranstaltung gut besucht und es wurde für alle eine akustische und optische Wohltat. Bibelstellen aus den Propheten Samuel, Jeremia, Ezechiel und Jesaja und der Apostelgeschichte wurden in schauspielerischer Form eindrucksvoll vorgetragen.

Nach dem Prolog aus dem Buch Samuel, der Geschichte vom König David, wo er Ehebruch mit Batseba der Frau des Hetiters Urija beging. Batseba wurde schwanger und alle Versuche, Urija zu passender Zeit mit seiner Frau zusammen zu bringen, um die Folgen seines Fehltritts zu vertuschen, scheiterten. So ließ er einfach Urija umbringen, in dem er in an die forderste Front eines Angriffes schickte und sich die andern Krieger zurückzogen. Nach der Trauerzeit nahm er Batseba zur Frau.

Ein starker Einstieg, denen aber die anderen Texte um nichts nachstanden. Viele Texte sind bekannt, kommen in den Lesungen an den Sonntagen vor und stellten einen Streifzug durch das Schicksal des Volkes Gottes dar. Anklagen über Anklage, Spiegel vor den Augen des Volkes Gottes.

„Freilich, ihr vertraut auf die trügerischen Worte, die nichts nützen. Wie? Stehlen, morden, die Ehe brechen, falsch schwören, dem Baal opfern und anderen Göttern nachlaufen, die ihr nicht kennt, und dabei kommt ihr und tretet vor mein Angesicht in diesem Haus, über dem mein Name ausgerufen ist, und sagt: Wir sind geborgen!, um dann weiter alle jene Gräuel zu treiben. Ist denn in euren Augen dieses Haus, über dem mein Name ausgerufen ist, eine Räuberhöhle geworden?“

Aufrufe zu Umkehr. Immer wieder.

„So spricht der Herr: Seht, ich bereite Unheil gegen euch vor und fasse einen Plan gegen euch. Kehrt doch um, ein jeder von seinem bösen Weg, und bessert euer Verhalten und euer Tun!“

Das trotzige Volk will nicht hören.

„Aber sie werden sagen: Vergebliche Mühe! Wir wollen unseren eigenen Plänen folgen und jeder von uns will nach dem Trieb seines bösen Herzens handeln.“

Die Verzweiflung des Propheten im Angesicht der Erfolglosigkeit seiner Droh- und Anklagereden, der Misshandlungen und der Ausgrenzung.

„Du hast mich betört, o Herr, und ich ließ mich betören; du hast mich gepackt und überwältigt. Zum Gespött bin ich geworden den ganzen Tag, ein jeder verhöhnt mich. Ja, sooft ich rede, muss ich schreien, «Gewalt und Unterdrückung!», muss ich rufen. Denn das Wort des Herrn bringt mir den ganzen Tag nur Spott und Hohn. Sagte ich aber: Ich will nicht mehr an ihn denken und nicht mehr in seinem Namen sprechen!, so war es mir, als brenne in meinem Herzen ein Feuer, eingeschlossen in meinem Innern. Ich quälte mich es auszuhalten und konnte nicht; hörte ich doch das Flüstern der Vielen: Grauen ringsum! Zeigt ihn an! Wir wollen ihn anzeigen. Meine nächsten Bekannten warten alle darauf, dass ich stürze: Vielleicht lässt er sich betören, dass wir ihm beikommen können und uns an ihm rächen. Doch der Herr steht mir bei wie ein gewaltiger Held. Darum straucheln meine Verfolger und kommen nicht auf. Sie werden schmählich zuschanden, da sie nichts erreichen, in ewiger, unvergesslicher Schmach. Aber der Herr der Heere prüft den Gerechten, er sieht Herz und Nieren. Ich werde deine Rache an ihnen erleben; denn dir habe ich meine Sache anvertraut. Singt dem Herrn, rühmt den Herrn; denn er rettet das Leben des Armen aus der Hand der Übeltäter. -  Verflucht der Tag, an dem ich geboren wurde; der Tag, an dem meine Mutter mich gebar, sei nicht gesegnet.  Verflucht der Mann, der meinem Vater die frohe Kunde brachte: Ein Kind, ein Knabe ist dir geboren!, und ihn damit hoch erfreute. Jener Tag gleiche den Städten, die der Herr ohne Erbarmen zerstört hat. Er höre Wehgeschrei am Morgen und Kriegslärm um die Mittagszeit, weil er mich nicht sterben ließ im Mutterleib. So wäre meine Mutter mir zum Grab geworden, ihr Schoß auf ewig schwanger geblieben. Warum denn kam ich hervor aus dem Mutterschoß, um nur Mühsal und Kummer zu erleben und meine Tage in Schande zu beenden?“

 

Anklage gegen die schlechten Hirten, die nur sich selbst weiden und nicht ihre Herde.

Dann die Vision von den lebendig werdenden Gebeinen:

„Sprich als Prophet über diese Gebeine und sag zu ihnen: Ihr ausgetrockneten Gebeine, hört das Wort des Herrn!  So spricht Gott, der Herr, zu diesen Gebeinen: Ich selbst bringe Geist in euch, dann werdet ihr lebendig.  Ich spanne Sehnen über euch und umgebe euch mit Fleisch; ich überziehe euch mit Haut und bringe Geist in euch, dann werdet ihr lebendig. Dann werdet ihr erkennen, dass ich der Herr bin. Da sprach ich als Prophet, wie mir befohlen war; und noch während ich redete, hörte ich auf einmal ein Geräusch: Die Gebeine rückten zusammen, Bein an Bein. Und als ich hinsah, waren plötzlich Sehnen auf ihnen und Fleisch umgab sie und Haut überzog sie. Aber es war noch kein Geist in ihnen. Da sagte er zu mir: Rede als Prophet zum Geist, rede, Menschensohn, sag zum Geist: So spricht Gott, der Herr: Geist, komm herbei von den vier Winden! Hauch diese Erschlagenen an, damit sie lebendig werden.  Da sprach ich als Prophet, wie er mir befohlen hatte, und es kam Geist in sie. Sie wurden lebendig und standen auf - ein großes, gewaltiges Heer. Er sagte zu mir: Menschensohn, diese Gebeine sind das ganze Haus Israel. Jetzt sagt Israel: Ausgetrocknet sind unsere Gebeine, unsere Hoffnung ist untergegangen, wir sind verloren. Deshalb tritt als Prophet auf und sag zu ihnen: So spricht Gott, der Herr: Ich öffne eure Gräber und hole euch, mein Volk, aus euren Gräbern herauf. Ich bringe euch zurück in das Land Israel. Wenn ich eure Gräber öffne und euch, mein Volk, aus euren Gräbern heraufhole, dann werdet ihr erkennen, dass ich der Herr bin. Ich hauche euch meinen Geist ein, dann werdet ihr lebendig und ich bringe euch wieder in euer Land. Dann werdet ihr erkennen, dass ich der Herr bin. Ich habe gesprochen und ich führe es aus - Spruch des Herrn.“

 Dann der Lichtblick der Gnade Gottes, das Heil für sein Volk. Der Ausblick, aus der Verbannung wieder nach Hause zurück zu kehren.

„Tröstet, tröstet mein Volk, spricht euer Gott. Redet Jerusalem zu Herzen und verkündet der Stadt, dass ihr Frondienst zu Ende geht, dass ihre Schuld beglichen ist; denn sie hat die volle Strafe erlitten von der Hand des Herrn für all ihre Sünden. Eine Stimme ruft: Bahnt für den Herrn einen Weg durch die Wüste! Baut in der Steppe eine ebene Straße für unseren Gott! Jedes Tal soll sich heben, jeder Berg und Hügel sich senken. Was krumm ist, soll gerade werden, und was hüglig ist, werde eben. Dann offenbart sich die Herrlichkeit des Herrn, alle Sterblichen werden sie sehen. Ja, der Mund des Herrn hat gesprochen.“

 

Eine Erklärung über die Nutzlosigkeit der Götzen, dann  Darlegung der wahren Frömmigkeit:

„Ist das ein Fasten, wie ich es liebe, ein Tag, an dem man sich der Buße unterzieht: wenn man den Kopf hängen lässt, so wie eine Binse sich neigt, wenn man sich mit Sack und Asche bedeckt? Nennst du das ein Fasten und einen Tag, der dem Herrn gefällt?  Nein, das ist ein Fasten, wie ich es liebe: die Fesseln des Unrechts zu lösen, die Stricke des Jochs zu entfernen, die Versklavten freizulassen, jedes Joch zu zerbrechen,  an die Hungrigen dein Brot auszuteilen, die obdachlosen Armen ins Haus aufzunehmen, wenn du einen Nackten siehst, ihn zu bekleiden und dich deinen Verwandten nicht zu entziehen. Dann wird dein Licht hervorbrechen wie die Morgenröte und deine Wunden werden schnell vernarben. Deine Gerechtigkeit geht dir voran, die Herrlichkeit des Herrn folgt dir nach. Wenn du dann rufst, wird der Herr dir Antwort geben, und wenn du um Hilfe schreist, wird er sagen: Hier bin ich. Wenn du der Unterdrückung bei dir ein Ende machst, auf keinen mit dem Finger zeigst und niemand verleumdest, dem Hungrigen dein Brot reichst und den Darbenden satt machst, dann geht im Dunkel dein Licht auf und deine Finsternis wird hell wie der Mittag.“

Die Beschreibung der Endzeit und als Abschluss ein Teil der Pfingstrede des Petrus schlossen den Kreis der Ausführungen.

Der Text wurde in dramatischer Darstellung vorgetragen, der Vortragende schlüpfte immer wieder in verschiedene Personen, als Straßenarbeiter, Journalist, Wissenschaftler und Priester spannt er den Bogen in die heutige Zeit.  Eindrucksvolle Plakate, die zu passender Zeit aufzogen wurden, ergänzten die Dramatik und wiesen auf die Probleme unserer Zeit hin. Wunderbar dazu auch die musikalische Umrahmung und akustische Untermalung von Kerstin und Paulos. Als Abschied das Geschenk eines wunderbaren Hallelujah, gesungen von Kerstin.

Die rege Diskussion im Anschluss zeigte, dass niemand von den Texten und der Ausführung unberührt blieb.

Einen herzlichen Dank an das Team, dem Regisseur und auch Hrn. Mag. Klaus Einspieler, der die Texte gemeinsam mit Dechant Krištof ausgewählt hat.

Ein wunderbarer Abend, der noch lange in Erinnerung bleiben wird.

Die Vorführung ist unwahrscheinlich dramatisch.  Für jene, die keine Gelegenheit haben, eine davon zu besuchen, sind die Bibelstellen zum Nachlesen und Hineinfühlen bei den Fotos dabei.