Pfarre

Spittal an der Drau

JUDAS

Schauspielaufführung in der Stadtpfarrkirche Spittal

Fredrik Jan Hofmann als Apostel Judas (© Foto: Peter Rupitsch)
Fredrik Jan Hofmann als Apostel Judas (© Foto: Peter Rupitsch)

Zweifel ist das schwarze Loch zwischen zwei Handlungen
von Lot Vekemans

Über Initiative der Stadtpfarre Spittal und des Katholischen Bildungswerkes konnte das Grazer Schauspielhaus für eine Aufführung in der Stadtpfarrkirche gewonnen werden. Derartig hochkarätiges Schauspiel hat Spittal selten serviert bekommen.

Die leitende Dramaturgin Mag. Karla Mäder beschrieb das Einpersonenstück so: Verrat und Vertrauen- ohne Vertrauen kein Verrat. In der germanischen Literatur gibt es ein typisches Motiv: Der Held stirbt nicht im ehrlichen Kampf, sondern durch treulosen Verrat. Auch heute noch wird im Krieg denunziert, in der Wirtschaft Vertrauen erschlichen und spioniert, werden Bankdaten verkauft und im Privatleben Liebesverrat geübt.
Eine Bedingung für Verrat ist vorangegangenes Vertrauen. Ob ein begangener Verrat auch Vertrauen ermöglicht, ob ein Schuldeingeständnis ein Verzeihen zur Folge haben kann, hängt laut Ansicht der Psychologen von vielen Bedingungen und einer nachträglich geglückten Beziehung von Täter und Opfer ab.
Judas, dieser düster schillernden biblischen Figur, von der man so gut wie nichts weiß, verleiht Autorin Lot Vekemans eine Stimme. Er erklärt seine Tat, schildert die Umstände, unter denen sie begangen wurde und gesteht seine Schuld ein……
Jeder hat etwas mit dem Verrat zu tun.- Auch Gott, in dessen Häusern wir das Stück spielen? Welche Rolle spielt er in dieser Geschichte?
Die Frage muss jeder für sich beantworten. Das Theaterstück ist eine Einladung, einen hellen Blick auf eine düstere Figur zu werfen, über die das Urteil gefällt zu sein scheint. Doch Judas ist, wenn es ihn denn gegeben hat, ein Mensch gewesen. Ein Mensch in einer bestimmten historischen Situation. Er ist weder „das Böse“ schlechthin, noch eine abstrakte Idee, auch keine Ikone des Verrats. Dazu hat ihn erst die Bibel gemacht.
In der Spekulation der Autorin ist Judas eine tragische Figur, die aus politischen, menschlichen Gründen gehandelt hat und die unbewusst zum Auslöser für die Erfolgsgeschichte des Christentums wurde. Ohne Verrat kein Vertrauen?
(Zitat Ende)

Fredrik Jan Hofmann, Ensemblemitglied  am Schauspielhaus Graz, verstand es, diesem Judas eine unglaubliche Tiefe, Ernsthaftigkeit und Verzweiflung über den Ausgang seiner Tat zu geben. Die ihn quälende Frage, ob Jesus ihm verzeihen werde, blieb unbeantwortet.

Mein höchst persönlicher Eindruck von den ins Stück eingewebten menschlichen Facetten aus tiefenpsychologischer, philosophischer, künstlerisch wirksamer Dramaturgie war nicht nur auf die Gestalt des Judas bezogen, sondern berührte viele Saiten in meiner Seele, ließ mich in eigene und fremde innere Abgründe und Zwiespalte schauen, dass mir die Härchen aufstanden. Hofmans stimmungs- und stimmgewaltige Performance löste nicht nur in mir tiefe Betroffenheit aus und ermöglichte eine neue Sicht auf Vertrauen und Verrat in der schillernden Persönlichkeit des Judas Iskariot, sondern auch vielen anderen Menschen aus dem Publikum.

Dank dem hervorragenden Schauspieler Fredric Jan Hofmann und dem hinter ihm stehenden Team des Grazer Schauspielhauses ebenso wie den Veranstaltern, an der Spitze Dechant Ernst Windbichler und Regionalreferentin der Katholischen Aktion, Ingrid Sommer. 

 

Text:   Ingeborg Rupitsch

Fotos: Peter Rupitsch