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Damtschach

Stefanitag 2017 in Umberg

Am 26.12.2017, Stefanitag, fand die traditionelle Pferdesegnung in Umberg statt.

Heilige Messe am Stefanitag, 26.12.2017, in Umberg. (© Foto: Edith Strauss)
Heilige Messe am Stefanitag, 26.12.2017, in Umberg. (© Foto: Edith Strauss)

Der zweite Weihnachtstag, der 26. Dezember, ist dem Heiligen Stephanus, dem ersten Märtyrer, geweiht.

Predigt von Pfarrer Kroczek:

„Schauen wir heute auf Stephanus. Was ist da eigentlich passiert? Er war ja Jude und Christ zugleich. Er wagte den kritischen Spagat zwischen den alten jüdischen Traditionen, der aufblühenden christlichen Religion und der Kultur seiner griechischen Herkunft. Das brachte ihm natürlich Konflikte und Anfeindungen ein. Dabei dürfte es vor allem um die Frage gegangen sein, in wie weit die Bestimmungen des jüdischen Gesetzes für den christlichen Glauben verbindlich sind; wie streng oder auch wie liberal sie auszulegen seien. Es ging dabei vor allem um Reinigungs- und Speisevorschriften, die Sabbatruhe und vieles andere mehr.

Die Ähnlichkeiten zwischen Jesus und Stephanus sind für mich unübersehbar. Alles was er denkt und tut, wie er stirbt – das erinnert auch an Jesus. Was mich aber am meisten erschreckt, das ist die Gewalt im Namen der Religion. Stephanus wird gesteinigt, weil er ein anderes Bekenntnis hat und seine Umgebung nicht bereit ist, diesen Perspektivenwechsel seines Glaubens zu respektieren. Und ein Blick in die Geschichte genügt um zu zeigen, wie oft im Namen Gottes Unheil über die Menschen gebracht wurde. Im Namen des liebenden Gottes wurde gemordet und gebrannt, geraubt und geplündert, vergewaltigt und zerstört. Ja, im Namen dieses Gottes wurden ganze Völker vernichtet. Heilige Kriege und Kreuzzüge sind in fast allen Religionen bekannt. Und auch Kirchenführer haben sich oft genug davon verführen lassen, den Namen Gottes für ihre Zwecke zu missbrauchen. 

Du sollst den Namen Gottes ehren. Dieses zentrale Gebot meint doch wohl, dass Menschen sich nicht anmaßen dürfen, im Namen Gottes Gewalt auszuüben. Der Name Gottes ist sozusagen das Korrektiv all unserer vernichtenden Urteile. Wo nämlich die Achtung vor dem Namen Gottes in der Geschichte nicht respektiert wurde, da kam es immer zu unmenschlicher Gewalt. Ohne Respekt vor dem Heiligen gibt es eben auch keine Würde des Menschen. Besonders schizophren ist, dass ausgerechnet der Sohn Gottes im Namen Gottes hingerichtet wurde. Damit ist aber ein für alle Mal klar: Jede Gewalt im Namen Gottes wird zum Sakrileg. Es gibt keinen „heiligen Krieg“ – nur der Friede ist heilig! Und doch haben sich das Schicksal Jesu und das Schicksal des Stephanus vielfach wiederholt. Immer wieder wurden und werden Menschen um ihres Glaubens oder ihrer Weltanschauung willen hingerichtet, gefoltert, vertrieben und zu Märtyrern gemacht.

So lädt dieser Stefanitag uns alle ein, den Weihnachtsfrieden in unseren Alltag zu übertragen. Diesen Frieden wird es nur dann geben, wenn wir Gott die Ehre am Sonntag und Feiertag erweisen und sein Ebenbild, den Menschen, achten. Wenn wir jeden Menschen respektieren, egal welche Hautfarbe er hat und welcher Kultur oder Religion er angehört.

Im Blick auf Stephanus können wir Petitionen von Organisationen unterschreiben, die sich mutig für Menschenrechte und Religionsfreiheit einsetzen und das Feld diesbezüglich nicht nur unseren Politikern oder Möchtegern-Politikern überlassen. Wir können auf sie einwirken, dass sie sich mit uns gemeinsam für Menschen einsetzen, die in Ländern ohne Religionsfreiheit zum Tode verurteilt worden sind.

Wir leben in einer Demokratie und wir können uns zu Wort melden. Ich glaube, das ist unser Auftrag, dass wir in unserem Alltag Mechanismen von Gewalt aufspüren, Vorurteile und Klischees entlarven und dann und wann unsere Meinung dazu äußern.

Beten wir – wie Stephanus – für die Menschen, die anderen Unrecht tun.  Amen.“

 

Nach der Heiligen Messe wurde noch einmal das Weihnachtslied „Stille Nacht, heilige Nacht“ angestimmt.

In Umberg ist es Tradition, dass nach der heiligen Messe die Pferde gesegnet werden. Sie warten mit ihren Reiterinnen und Reitern, klein und groß, vor der Kirche.

Bürgermeister Zwölbar hielt eine Ansprache und erzählte Anekdoten früherer Pferdesegnungen, von schwergewichtigen Reitern und schwachen Pferden war die Rede oder umgekehrt, so genau wusste er es selbst als Amtsperson nicht mehr.

Ein großes Pferd hat im Namen aller für diese Feier gedankt und sich verbeugt, sehr zur Freude der Gäste.

Nach der feierlichen heiligen Messe war es dann soweit: Pfarrer Kroczek segnete vorerst Brot und Salz, dann die Reiter/innen und die Pferde und besprengte dann alle einzeln mit Weihwasser. An die dreißig Pferde haben sich eingefunden, Pfarrer Kroczek war ziemlich beschäftigt. Das milde trockene Winterwetter hat ihm diesen Dienst erleichtert.

Die kleine Kutsche mit den vier vorgespannten Ponys ist die Attraktion für die Kinder schlechthin, die ganz Kleinen nahmen mit einer Begleitperson Platz. Die Ponys wurden heute immer „heruntergebremst“ sie hätten gerne mehr Kunststücke gezeigt.

Anschließend umrundeten die Pferde die Kirche dreimal, so will es der Brauch. Danach gab es für alle einen guten heißen Tee, mit oder ohne Weihwasser, wie Bürgermeister Zwölbar den klaren Schnaps als Beigabe bezeichnete.

 

Bericht:   Edith Strauss