Pfarre

Klagenfurt-Dom

Asyl bei Freunden

Theater im Dom zu Klagenfurt verbindet die weihnachtliche Herbergssuche mit konkreten Flüchtlingsschicksalen

Im Wirrwarr amtlicher Bescheide oder: Klettern durch Wortkaskaden (© Foto: KH Kronawetter / Internetredaktion)
Im Wirrwarr amtlicher Bescheide oder: Klettern durch Wortkaskaden (© Foto: KH Kronawetter / Internetredaktion)

„Wir spielen kein Theater, wir spielen Wirklichkeit, Herbergssuche mit realen Menschen“, sagte Dompfarrer Peter Allmaier im seinem Prolog vor dem Schauspiel und ergänzte: „Deshalb spielen wir dieses Theater in der Kirche, denn alles spielt sich vor den Augen Gottes ab.“ Auch Landeshauptmann Peter Kaiser war am 26. November 2014 zur Premiere in die gut besuchte Klagenfurter Domkirche gekommen. Als Referent für Flüchtlings- und Asylfragen appellierte er, dass wir jenen Menschen, die „Asyl bei Freunden“ d.h. bei uns Hilfe und Zuflucht suchen, die Hand reichen und „das geben, was sie brauchen.“ Dann begann das von Ute Liepold konzipierte und inszenierte Schauspiel.

Die alles beherrschende Projektions(lein)wand hinter einem im Altarraum errichteten Baugerüst beginnt zu flirren und die Mathis-Orgel, gespielt von Domorganist Klaus Kuchling, fängt an zu schnaufen und zu grollen. Stakkatoartig reziertieren zwei Schauspielerinnen (Jutta Fastian und Gunda König) und ein Schauspieler (Markus Schöttl) in wechselnden Rollen aus Vernehmungsprotokollen, Bescheiden, rechtlichen Einsprüchen, Zeugnissen und anderen amtlichen Schriftstücken. Sie nehmen die Zuschauer mitten hinein in ein Gezänk von Rede und Gegenrede, von Frage und Antwort. Alles verloren: die Familie, die Freude, die Heimat, die Sprache. Penible und auch verwirrende Befragungen auf der Suche nach Wahrheit. Es geht um alles! Wer kann bleiben, wer muss zurück? Abgewiesen!

Szenenwechsel: Von der mächtigen Kanzel hört man einen vertrauten Text. Josef bricht mit seiner Verlobten auf, um sich in Steuerlisten eintragen zu lassen … Weihnachten naht. Doch die Idylle währt nicht lange: In einer Videospielung streiten sich die Protagonisten schon in der Garderobe, also noch vor ihrem Auftritt, ungeschminkt mit den gängigen Vorurteilen behaftet, über ihre unterschiedliche Haltung in der sog. Asylfrage. Der Alltag betritt lautstark die große Bühne.

Dazwischen stimmt die Singschule Carinthia (Leitung: Apostolos Kallos) das bekannte „O come, o come Emmanuel“ an, und die Orgel improvisiert zu Themen aus J. S. Bachs Weihnachtsoratorium, ergänzend und kontrastierend.

„Hat die Schule gebrannt, oder waren es Raketen?“ - Beklommen macht diese Szene, in der protokollarische Angaben einer afghanischen Asylwerberin nochmals akribisch überprüft und in Frage gestellt werden, oder auch die Schildung einer Schleppung über Instanbul und Bulgarien bis nach Österreich. Beeindruckend sind auch die Videoeinspielungen (Philip Kandler) über das Fortgehen und Ankommen und über das Warten, das dauernde Warten.

Auch afghanische Kinder (Maisam, Jouma, Kashiff, Hamed, Amin und Suliman), die mit 30 anderen minderjährigen unbegleiteten Kindern und Jugendlichen im Landesjugendheim „Rosental“ Aufnahme gefunden haben, betreten die Bühne. Sie spielen und tanzen und rezitieren („Schlaraffenland“ von Hans Sachs) mit sichtbarem Vergnügen.

Am Ende der tiefsinnigen Theaterperformance dann noch ein Nachwort über der/die/das Fremde und der moralische Appell, das Fremde in uns und somit auch in den anderen anzunehmen. Diese Deutlichkeit war nicht (mehr) notwendig. Das starke Stück spricht für sich. (KHK)

 

INFORMATION:

Das Theaterprojekt mit Musik „Weihnachtsoratorium - Asyl bei Freunden“ wird vom Theater „wolkenflug“ in Kooperation mit der Klagenfurter Dompfarre produziert.

Konzept und Regie: Ute Liepold
Es spielen: Jutta Fastian, Gunda König, Markus Schöttl
Singschule Carinthia. Chorleitung: Apostolus Kallos
Orgel: Klaus Kuchling
Bühnenberatung: Wilfried Winkler
Video: Philip Kandler
Kostüme: Michaela Haag
Licht/Ton: Kristijan Rehsmann
Assistenz: Alina Zeichen

Termine: 26./28./29. November, 4./6./10./11. Dezember, jeweils 19 Uhr 30, Dauer: ca 80 min.
Ort: Klagenfurter Dom, Domplatz, 9020 Klagenfurt. 
Eintrittspreise: 25 EUR / 20 EUR
Schulvorstellungen: 3. und 4. Dezember, 10 Uhr. 
Ermäßigter Eintritt für Schulgruppen: 10 EUR (Lehrpersonen frei).

Kartenvorverkauf: 
0681-81926317, Ö-Ticket-Hotline 01-96096, Buchhandlung Heyn, Kleine Zeitung Ticket-Hotline 0316-87187111