Pfarre / Fara

Köttmannsdorf/Kotmara vas

Das Leid und (der barmherzige) Gott - Die Geschichte Hiobs

Vortrag und Gespräch mit dem Theologen und Religionspädagogen Prof. Dr. Karl-Richard Essmann

Sorge dich nicht – Und das letzte Wort Gottes über uns  heißt nicht: Rache  heißt nicht: Vergeltung  heißt nicht: Krieg  heißt nicht: Tod  heißt: Leben   © UM
Sorge dich nicht – Und das letzte Wort Gottes über uns heißt nicht: Rache; heißt nicht: Vergeltung; heißt nicht: Krieg; heißt nicht: Tod; heißt: Leben © UM
Sorge dich nicht

Das Thema des Buches Hiob ist die Frage, ob Leid einen Sinn hat. Diese Erzählung handelt von einem frommen und wohlhabenden Mann. Satan stellt Gott die Frage, ob Hiob nur fromm ist, weil es ihm gut geht. Gott erlaubt Satan, Hiob zu prüfen. Hiob verliert zuerst seinen Besitz, dann seine Kinder und schließlich die Gesundheit. Wider Erwarten aber hält Hiob Gott die Treue.

Das Leid der Menschen ist oft unermesslich. Aber wie verträgt sich dieses "Meer an Tränen" mit dem Anspruch eines barmherzigen Gottes? Wirkt nicht das Leid in der Welt wie ein "Fels des Atheismus"?

Zu allen Zeiten haben Menschen sich diese alles bewegenden Fragen gestellt:
- Warum so viel schreckliches Leid?
- Warum lässt Gott so viel Leid zu?
- Könnte Gott das Leid verhindern?

Über diese und ähnliche Fragen wurde am Dienstag, dem 8. November 2016, im Pfarrsaal referiert. Pfarrer Joham konnte erstmals den Wiener Professor für Religionspädagogik Dr. Karl-Richard Essmann als Referenten in Köttmannsdorf begrüßen. Im gut besuchten Vortrag ging Dr. Essmann ausführlich auf das Thema "Das Leid und (der barmherzige) Gott" am Beispiel der Geschichte Hiobs ein. Gott will Hiob zu verstehen geben, dass es Dimensionen im menschlichen Leben gibt, die er nicht verstehen kann und dass es Dinge gibt, die er sich in diesem Leben nicht erklären kann.

"Wozu dieses Leid?"
Mag sein, dass ich es nicht weiß, aber Gott weiß es.
Das ist, wo Glaube beginnt.

Pointiert erläuterte er, dass es keine direkte Antwort auf das Leiden gibt. Wir müssen das Leid auf uns nehmen, es ertragen und hoffen, dass wir im Leid getragen werden - von Familie, Freunden, Gemeinde, Pfarre, ... letztlich von Gott. Der Referent verstand es, trotzt des schwierigen Themas das Publikum mit interessanten und humorvollen Ausführungen restlos in seinen Bann zu ziehen und beantwortete abschließend gerne die Fragen der Zuhörer.

Die Zusage, mit dem Thema "Gottes starke Töchter. Die Frau in der Kirche – gestern, heute, morgen" bald wieder nach Köttmannsdorf zu kommen, wurde von den vielen VortragsteilnehmerInnen begeistert aufgenommen.

Wie lange reicht die Kraft, Hiob?

Du bist begabt,
du bist gesund.
Du hast Frau und Kinder.
Du hast genug zu essen.
Du hast einen schönen Besitz.
Du konntest unbeschwert beten.
Viel loben, viel danken, viel singen!
Das Leben wäre ein Loblied geworden.
Man hätte gesagt:
Beim Hiob hat alles gestimmt.
Ein Gott wohlgefälliges Leben!

Doch alles kam anders.
Unglück, Unfall, Tod,
Verlust, Krankwerden.

Spüren, wie die Umwelt sich wandelt.
Die starken Worte der Freunde von einst
und ihr kraftloses Geschwätz jetzt.

Spüren, wie der Ring immer enger wird.
Wie Verheißung um Verheißung,
Hoffnung um Hoffnung
aufgesaugt werden
von dem bohrenden, quälenden „Warum“.
Warum ich?
Du fragst, du klagst.
Du forderst Gott selbst heraus.
Du hast lange gelitten.

Deine Einsamkeit hat dir den Zugang
zum Herzen des Unendlichen verschafft.
Du kommst seinem Herzen ganz nahe.
Was du vernimmst in der Stunde
deiner innigsten Gespräche
und deiner quälenden Fragen,
ist keine Antwort.
Du wirst aber verwandelt,
von ihm, der mit dir redet.
Du beginnst von neuem zu beten.
Beginnst zu danken.
Du hast wieder Mut,
dich zu verneigen.
Auch dort, wo du mit dem Verstand
nichts verstehst.

(Martin Gutl)

https://youtu.be/AMg5xKwDjOI