Pfarre

St. Josef am Ossiacher See

NachbarInnen aus Nah und Fern feiern Weihnachten

Das Fest der Hoffnung

Feier im Pfarrzentrum (© Foto: Karin Farkas)
Feier im Pfarrzentrum (© Foto: Karin Farkas)

In diesen Tagen hat Bischof Erwin Kräutler in den "Gedanken für den Tag" folgende Geschichte erzählt:

Josef und die hochschwangere Maria erreichen Betlehem und suchen ein Nachtquartier. Es kann nicht mehr lange dauern bis die Wehen einsetzen. Die beiden sind fremd hier. Wo soll das Kind auf die Welt kommen?

Oft haben sie angeklopft. Jedes Mal wurden sie abgewiesen. Wieder klopfen sie an die Tür einer Herberge. Der Wirt öffnet, hebt die Laterne hoch, um das Gesicht der Fremden zu sehen und es trifft ihn der flehende Blick zweier Menschen in Not. Da starrt er auch gleich auf den gewölbten Bauch der jungen Frau, von der langen Reise erschöpft, und verspürt sogar einen Funken Mitleid. Aber dann denkt er an die Gäste, die schon für eine ruhige Nacht bezahlt haben. Rasch verglüht der Funken Mitleid. Kindergeschrei mitten in der Nacht - unzumutbar für seine zahlenden Gäste!

Kann denn dieses fremde Paar wohl auch die Unterkunft bezahlen? Woher kommen sie denn, diese Leute? Sie sprechen eine fremde Sprache. Der Wirt beginnt sich zu rechtfertigen: "Ich bin total überfordert und ausgebucht! Warum soll gerade ich alle, die da kommen, aufnehmen? Irgendwann muss Schluss sein! Das Boot ist voll! Es gibt doch wohl noch andere Unterkünfte! Irgendwo, da draußen, jenseits unserer Stadt- und Staatsgrenze!"

Die Wehen beginnen und werden immer heftiger. Mit viel Mühe erreichen Maria und Josef einen Unterstand. Es ist ein Stall. Das Kind kommt zur Welt.

 

Seit vielen Jahren gibt es in Bodensdorf eine Unterkunft für Menschen, die aus ihrer Heimat geflüchtet und hier in unserem Dorf gestrandet sind. 2015 wurde ein zweites Quartier notwendig. Wenige Tage nach Ankunft der Familien im Dezember 2015 kam ein Kind zur Welt: Aziza aus Syrien und einige Monate später Waffi aus dem Südsudan. Und im Dezember 2016 waren es gleich drei afghanische Babys: Mohammad Tana, Sarah und am Hl. Abend Elias. Und am Vormittag dieser Weihnachtsfeier wurde Diana geboren.

Die größeren Kinder besuchen den Kindergarten oder die Schule, wo die Kindergartenpädagoginnen und Lehrerinnen mit bewundernswertem Engagement Großartiges leisten.

Ihre Eltern besuchen die Deutsch-Kurse, die wir Ehrenamtlichen jede Woche hier im Pfarrzentrum und im Haus Katrin anbieten. 81 Vormittage haben wir uns seit 03. Nov. 2015 bis jetzt hier im Pfarrzentrum getroffen, und weit über 100 Termine haben oft mehrmals wöchentlich im Haus Katrin stattgefunden. Diese Menschen, unsere neuen Nachbarinnen und Nachbarn, haben die fremde Schrift und die neue Sprache gelernt. Letzte Woche haben 3 Frauen und 5 Männer nach dem Besuch des VHS-Kurses in Feldkirchen und vor allem toll vorbereitet von Heidrun und Karin die A1-Prüfung abgelegt. Die übrigen Erwachsenen lernen mit großem Eifer weiter auf dieses Ziel hin.

Wir haben miteinander gearbeitet, gelernt, gelacht, geweint, gegessen, machen gemeinsam Pilates und Yoga oder tanzen beim Urbaniwirt, wir haben christliche und muslimische Feste gefeiert – vor allem aber sind wir Freunde geworden, nein eigentlich mehr: Aus neuen Nachbarn wurde eine große Familie.

Danke an alle, die uns auf vielfältige Weise dabei unterstützen, die, offen für Neues und Fremdes auf jene Menschen zugehen, die das Vertraute, Heimatliche zurücklassen mussten.

Danke an Sie alle, die Sie helfen, unterstützen und mit uns feiern!

Frohe Weihnachten!