Organisation

Plattform „Verwaiste Eltern“

Für Geschwister und Großeltern

Trauernde Eltern fühlen sich oft hilflos und sehr verletzlich und wissen oft nicht, wie sie ihre Kinder unterstützen können. Sie müssen dennoch Eltern sein und bleiben, in einer Zeit, in der ihre eigenen emotionalen und körperlichen Ressourcen extrem belastet oder erschöpft sind.

Trauergefühle der Kinder sind meist sehr ähnlich wie der Erwachsenen, doch äußern sie sich nicht auf die gleiche Weise. Kinder sprechen nicht gerne oder selten über ihre Trauer und ihren Verlust. Kinder reagieren auf die veränderten Verhaltensweisen ihrer Eltern und nahe stehenden Personen. Versichern Sie ihren Kindern, dass der Verlust und die Trauer über ihren Sohn oder ihre Tochter nicht die Zuneigung und die Liebe zu ihnen schmälert.

Geschwisterkinder, egal wie Alt sie sind, sind genauso vom Tod des Bruders oder der Schwester betroffen. Die Reaktionen auf diesen Verlust sind Altersabhängig und unterschiedlich.

Kinder unter 3 Jahren haben noch keine Vorstellung vom Tod, doch spüren sie die Trauer und Betroffenheit der Eltern und Familienangehörigen. Sie können den sprachlichen Erklärungen nicht unbedingt folgen und verstehen auch nicht, was „für immer und endgültig“ bedeutet. Aufmerksamkeit und „Kuscheleinheiten“ können ihnen helfen, diese Ausnahmesituation nicht als Bedrohung und nicht mehr geliebt zu werden, wahr zu nehmen.

Bei Kindern zwischen dem 3. und 5. Lebensjahr spricht man von den „magischen Jahren“. Da kann es sein, dass sie Schuldgefühle für den Tod des Bruders oder der Schwester entwickeln, da sie glauben, das auf Grund eines Verhaltens von ihrer Seite, der Bruder oder die Schwester deswegen gestorben ist. Mit viel Gefühl muss man diesen Kindern versichern, dass ihr Verhalten nichts mit dem Tod des Geschwisterkindes zu tun hat. Auch ältere Kinder suchen oft die Schuld bei sich.

Sobald das Kind von seiner geistigen Entwicklung das Verständnis hat, sollte man mit dem Kind über den Tod und den Verlust des Bruders oder der Schwester sprechen. Nicht zu einem Gespräch zwingen, aber immer wieder die Bereitschaft und die Einladung zu einem Gespräch dem Kind signalisieren.

Rainbows bietet Hilfestellung für Kinder an, um die neue Familiensituation anzunehmen und über die eigenen Gefühle zu sprechen.


„Die Sonne ging unter bevor es Abend wurde….“

 Trauernde haben spezielle Bedürfnisse – und die Umwelt schafft es oft schwer diese Bedürfnisse zu erkennen, und darauf einzugehen. Sehr oft gibt es eine Hemmschwelle, oder man findet nicht die passenden Worte.

 Themen wie Suizid, lange Krankheiten, Gewalt oder schwere Schicksalsschläge sind in der Gesellschaft ein Tabuthema. Umso schwerer für die Betroffenen Anschluss zu finden und über ihr schweres Thema zu sprechen.

 Der Verlust eines Kindes belastet die Partnerschaft – und es gibt Unterschiede bei der Trauerverarbeitung (Mann, Frau)

 Geschwisterkinder leiden sehr oft mit, erleben die belastende Situation sehr oft aus einer beobachtenden Perspektive, und erleben die unendliche Trauer der Eltern.

 Großeltern trauern doppelt – über den Verlust des Enkelkindes und über die Hilflosigkeit ihren Kindern gegenüber


Trauerarbeit ist …

… eine ganzheitliche Arbeit
… Wegbegleitung, bis der nächste Schritt alleine geschafft wird
… Arbeit im sozialen Netz – im System

Der Verlauf und die Zeitspanne der Trauer sind ebenso individuell wie der Mensch selbst. Am wichtigsten ist der „Fluss“ im Trauerprozess, der es möglich machen sollte, zu einem neuen Selbst und Weltbezug zu kommen und somit auch ein „Leben ohne Dich“ stattfinden kann.
Es fällt so schwer für den Trauernden da zu sein, wenn der Schmerz doch auch für einen selbst so groß ist – doch Liebe und Achtsamkeit können helfen – und ebenso ein gegenseitiges Unterstützen.

Was sich Eltern wünschen:

Mitmenschen nehmt uns trauernde Eltern an!


Gehe behutsam mit uns um, denn wir sind schutzlos.
Die Wunde in uns ist noch offen und weiteren Verletzungen preisgegeben.
Wir haben so wenig Kraft, um Widerstand zu leisten.

Gestattet uns unseren Weg, der lang sein kann.
Drängt uns nicht, so zu sein, wie früher, wir können es nicht sein.
Denkt daran, dass wir in Wandlung begriffen sind.
Habt Geduld!

Wir wissen, dass wir Bitteres in Eure Zufriedenheit streuen,
dass Euer Lachen ersterben kann, wenn Ihr unser Erschrecken seht.
dass wir Euch mit Leid konfrontieren, dass Ihr vermeiden möchtet.

Wenn wir Eure Kinder sehen, leiden wir.
Das "Nie mehr" ist wie ein Schrei in uns, der uns lähmt.
Wir müssen die Frage nach dem Sinn unseres Lebens stellen.
Wir haben die Sicherheit verloren, in der Ihr noch lebt.

Ihr haltet uns entgegen; auch wir haben Kummer!
Doch wenn wir Euch fragen, ob Ihr unser Schicksal tragen möchtet
erschreckt Ihr.
Aber verzeiht: unser Leid ist so übermächtig, dass wir oft vergessen, dass
es viele Arten von Schmerz gibt.

Ihr wisst vielleicht nicht, wie schwer wir unsere Gedanken sammeln können.
Unsere Kinder begleiten uns.
Vieles, was wir hören, müssen wir auf sie beziehen.
Ihr vergangenes Leben mit uns zwingt uns zum Vergleich.
Wir hören Euch zu, aber die Gedanken schweifen ab.

Nehmt es an, wenn wir von unseren Kindern und unserer Trauer zu sprechen beginnen,
wir tun nur das, was uns drängt. Wenn wir Eure Abwehr sehen, fühlen wir
uns unverstanden und einsam.

Lasst unsere Kinder bedeutend werden vor Euch

Teilt mit uns den Glauben an sie.
Noch mehr früher sind sie ein Teil von uns.
Wenn ihr unsere Kinder verletzt, verletzt ihr uns.
Mag sein, dass wir sie vollendeter machen als sie es waren,
aber Fehler zuzugestehen fällt uns noch schwer.
Zerstört nicht unser Bild! Glaubt uns, wir brauchen es so.

Versucht, Euch in uns einzufühlen.
Glaubt daran, dass unsere Belastbarkeit wächst.
Glaubt daran, dass wir eines Tages mit neuem
Selbstverständnis leben werden.
Euer Zu-trauen stärkt uns auf diesem Weg.

Wenn wir es geschafft haben, unser Schicksal anzunehmen,
werden wir Euch freier Begegnen.
Jetzt aber zwingt uns nicht mit Wort oder Blick,
unser Unglück zu leugnen.
Wir brauchen Eure Annahme.
Vergesst nicht: wir müssen so vieles von neuem lernen,
unsere Trauer hat unser Sehen und Fühlen verändert.

Bleibt an unserer Seite!
Lernt von uns für Euer eigenes Leben


Erik Bodner