Organisation

Katholische Jungschar - Dreikönigsaktion

Landraub in Tansania - Projektpartner/innen der Dreikönigsaktion berichten

Gloria und Faraja danken den Sternsinger/innen für die erfolgreiche Unterstützung

Wir feierten ein Fest für alle Sinne in Malta (© Foto: Dreikönigsaktion/Stathopoulos-Dohr)
Wir feierten ein Fest für alle Sinne in Malta (© Foto: Dreikönigsaktion/Stathopoulos-Dohr)

In der Woche vom 17.-24. November 2016 lernten viele Kinder, Jugendliche und Erwachsene Gloria und Faraja aus Tansania kennen. Sie sind Gäste der Dreikönigsaktion und berichteten persönlich über eines der 500 Projekte, welche mit Sternsingerspenden unterstützt werden: MIICO. 

Die Organisation MIICO befähigt Menschen, ihr Recht auf Land und damit auf Ernährung, Bildung und Gesundheit einzufordern. Wie wichtig und effektiv unser Solidaritätsbeitrag für die Menschen in Tansania ist, wurde uns bei den informativen und intensiven Begegnungen der letzten Tage richtig bewusst. Gloria und Faraja bedanken sich ganz herzlich bei allen Sternsinger/innen und Helfer/innen in Kärnten für ihre großartige Unterstützung!

Landraub und seine Folgen

Mehr als 4.000 Menschen leben im Dorf von Faraja. Im Jahr 2006 nahm ein Großinvestor 1.870 ha des Landes, welches den Dorfbewohner/innen gemeinsam gehört, in Besitz. Dies geschah entgegen der Rechtslage des Landes, denn Dorfland darf nicht ohne die Zustimmung aller Dorfbewohner/innen über 18 Jahre verpachtet oder verkauft werden.

80 Häuser wurden in Folge brutal zerstört. Die Trinkwasserversorgung für das gesamte Dorf unterbrochen - die Wasserleitung wurde einfach abgeschnitten. Die Wasserentnahmestelle am Fluss, die den Bauern und Bäuerinnen zur Bewässerung der landwirtschaftlichen Flächen diente, wurde abgezäunt und unzugänglich gemacht. Das Gesundheitszentrum, die Dorfschule blieben für 9 lange Jahre geschlossen. Die Folgen für die Menschen sind verheerend, denn es gibt keinerlei Kompensation oder Entschädigung. Wer kann flüchtet zu Verwandten.

Die Kleinbäuer/innen beklagten ihre Situation, doch Hilfe fanden sie erst 2013 bei der Organisation MIICO. MIICO informierte die Menschen im Dorf über ihre Landrechte und darüber, dass der Vertrag zwischen der Regierung und dem Investor nicht legal war. Über Medien-Kampagnen wurde auf die Situation der Dorfbewohner/innen aufmerksam gemacht, der Fall an die Öffentlichkeit gebracht. Im Dezember 2015 bekam das Dorf das Land, nach langen Verhandlungen und mit Hilfe juristischen Beistands, zurück. Möglich wurde dieser Erfolg dank der Organisation MIICO, die durch Sternsingerspenden unterstützt wird!

Allein im Südwesten Tansanias, in der Region Mbeya, in der MIICO aktiv ist, wurden in den letzten Jahren 10.000 ha Land "geraubt". Wer genau die Fäden hinter diesen Geschäften zieht, wird geheim gehalten und bleibt intransparent. Was Faraja traurig und wütend stimmt ist, dass die Investoren das Land teilweise gar nicht bebauen. Sie tragen nicht zur Nahrungssicherheit im eigenen Land bei. Das Land dient manchmal lediglich als Sicherstellung für Kredite. Oder Teile des Landes werden vom Investor selbst nicht bewirtschaftet, sondern zur Bestellung an die rechtmäßigen Besitzer, die Kleinbauern und -bäuerinnen, zurück verpachtet. Diese müssen dann plötzlich für die Nutzung des eigenen Grund und Bodens Pacht bezahlen.

Die vielen geschilderten Unrechtsituationen, die das Leben der Menschen bedrohen und intakte soziale Dorfstrukturen zerstören, rütteln wach. Wenn Agrarland nur noch Spekulationsobjekt ist, das der raschen Vermehrung des Kapitals dient, bleiben der Mensch und seine Rechte auf der Strecke. Die ausbeuterische, energieintensive Agrarwirtschaft im großen Stil gefährdet aber auch das Weltklima, die zunehmende Schere zwischen reich und arm die soziale und politische Stabilität von Ländern und Kontinenten.

"Seid wie die Giraffen!" appelliert Faraja aus Tansania 

Damit fordert er uns auf, über unseren Tellerrand hinaus zu blicken und Zusammenhänge zu erkennen, wahrzunehmen und bei Bedrohungen als erste zu reagieren - wie die Giraffe, das nationale Syboltier Tansanias, es in der Wildnis tut. Viele Probleme in unserer Welt sind von Menschenhand gemacht - auch viele Armutssituationen. Es liegt an uns, die Zukunft positiv zu gestalten, wir können

  • den Weitblick bewahren und uns über globale Zusammenhänge informieren
  • den westlichen Lebensstil kritisch reflektieren
  • uns für nachhaltige Ernährung und Mobilität entscheiden und einsetzen
  • bei Geldanlagen ethische Aspekte und damit das Wohl der Menschen in den Vordergrund stellen
  • politisch wachsam und aktiv sein
  • Organsiationen unterstützen, die für eine nachhaltige Lebensweise und faire Verteilung in der Welt eintreten
  • usw.

Sternsingen ist eine Möglichkeit, sich bereits als Kind für mehr Gerechtigkeit und eine zukunftsfähige Welt zu engagieren. Herzlichen Dank im Namen von Gloria und Faraja an alle Menschen, die durch das Sternsingen Hilfe zur Selbsthilfe in 20 Ländern dieser Erde ermöglichen und den Menschen in Tansania ihr Recht auf Land und Ernährung zurückgeben.