Organisation

Welthaus Diözese Gurk-Klagenfurt

Gerecht leben - Fleisch fasten

Machen Sie mit!

fleischlos (© Foto: fleischfasten.graz-seckau.at)
fleischlos (© Foto: fleischfasten.graz-seckau.at)

Fleischfasten - 5. März bis 19. April

Der österreichische Fleischkonsum beträgt derzeit durchschnittlich 70 kg pro Kopf und Jahr.
Gleichzeitig kostet beispielsweise Schweinefleisch gleich viel wie in den 1970er Jahren.
Dass hier einiges im Argen liegt, liegt auf der Hand.
Auch wir in der Kirche wissen dies nur allzu gut...

Welthaus Klagenfurt möchte sich der Idee des Fleischfastens der Diözese Graz Seckau / Welthaus Graz anschließen und sich beteiligen.
Wir würden uns auch über Rückmeldungen dazu aus Kärnten freuen:
Welthaus Klagenfurt Kontakt: Barbara Jordan 0676/87722622 oder barbara.jordan@welthaus.at
Diözese Graz Seckau  www.fleischfasten.at
Welthaus Graz Kontakt: Elisabeth Fritzl, 0316/8041-839, 0676/8742 6604. www.facebook.com/FleischFasten

Unser enormer Fleischhunger hat weltweit äußerst negative Folgen. Wenn wir weniger Fleisch essen - dafür mit hoher Qualität und zu einem fairen Preis - kommt das allen zugute: Unserer Gesundheit, den Bauern und den Tieren, der Welternährung, dem Klima und unserer Umwelt. Die Aktion „Gerecht leben – Fleisch fasten“ möchte durch den Verzicht auf Fleisch in der Fastenzeit das Bewusstsein auf die globalen Auswirkungen unsers Fleischkonsums lenken, die wir durchaus beeinflussen können. Machen Sie mit! Infos, Anmeldung, vegetarische Rezepte, Erfahrungsberichte u.v.m. auf  www.fleischfasten.at

Warum "Gerecht leben - Fleisch fasten"?

-   Um die enormen Eiweißfuttermittel für Tierfutter zu produzieren, entstand in den letzten Jahren ein weltweiter Soja-Boom, der vor allem in Südamerika zu Hunger, Landlosigkeit und zu unzähligen Menschenrechtsverletzungen führt.
-   Bäuerinnen und Bauern weltweit müssen aufgrund des enormen Preisdrucks immer billiger produzieren, um konkurrenzfähig zu sein.
-   Fleischteile, die hierzulande aufgrund der Überproduktion keinen Absatz finden (wie z. B. Hühnerkeulen), werden in Entwicklungsländer exportiert.
-   Die Abholzung von Waldflächen für Sojaanbauflächen in Lateinamerika führt zum Klimawandel.
-   Fleisch, vor allem Hühner- und Schweinefleisch, wird zu einem guten Teil in intensiver Tierhaltung erzeugt. Mit artgerechter Tierhaltung hat das in der Regel wenig zu tun.
-    Auch wenn die Gesetzgebung innerhalb der EU strikter als in anderen Ländern ist und z. B. Wachstumshormone verbietet, so werden in der Massentierhaltung Sexualhormone und Antibiotika eingesetzt, die über Fleisch oder über Gülle in das Grundwasser gelangen. U.a.

Theologische Überlegungen

Vielfältig wird heute nicht nur konsumiert sondern auch gefastet. Vom Gesundheitsfasten über den zeitweiligen Verzicht auf Telekommunikationsmittel bis hin zum Autofasten ist uns vieles in den letzten Jahren vertraut geworden. Und wie steht es um den „Klassiker“ Fleischfasten?
Eine Katholikin, einen Katholiken erkannte man bis vor 50 Jahren daran, dass er am Sonntag in die Kirche ging und am Freitag kein Fleisch aß. Fixe Regeln geben Halt und schaffen Identität. Manchmal werden sie aber innerlich hohl, wenn das äußere Tun mit der inneren Einstellung nicht mehr zusammen stimmt. So hat sich die Kirche im und nach dem 2. Vatikanischen Konzil vorgenommen vielen Regeln und Bräuchen auf den Grund zu gehen und sie in einer heutigen Form neu grundzulegen. In Bezug auf das Freitagsfasten hat die Kirche gesagt, dass nicht allein und zuerst der Fleischverzicht gefordert ist sondern ein angemessenes Werk der Barmherzigkeit.
Fasten ist ein allgemein religiöses Phänomen und hat verschiedene Motive. Ursprünglich waren es meist kultische und asketische Aspekte, die im Vordergrund standen und eine innere Reinigung und ein neue Ausrichtung auf Gott bewirken sollten.
Die frühe Kirche übernahm aus der Praxis des Judentums zwei Fasttage pro Woche und gab ihnen einen neuen Inhalt. Es wurde am Mittwoch gefastet in Erinnerung an die Gefangennahme Jesu und am Freitag in Erinnerung an den Tod Jesu. Somit war der Gedanke der Solidarität, des Mitfühlens und Mitleidens immer in der christlichen Fastenpraxis da.
Schon im 1. Testament vor allem bei den Propheten gibt es neben einer allgemeinen Kultkritik immer auch eine kritische Einstellung gegenüber dem Fasten. Eine markante Stelle ist im Buch Jesaja im Kapitel 58 zu finden. Nach der Kritik an einer wirkungslosen kultischen Fastenpraxis (Jes 58, 1-5), die die Ungerechtigkeit nicht eindämmt, ist eine ganz andere Praxis des Fastens angesagt. Gott wird in prophetischer Weise folgender Spruch in den Mund gelegt:
Nein, das ist ein Fasten, wie ich es liebe; die Fesseln des Unrechts zu lösen, die Stricke des Jochs zu entfernen, die Versklavten freizulassen, jedes Joch zu zerbrechen, an die Hungrigen dein Brot auszuteilen, die obdachlosen Armen ins Haus aufzunehmen, wenn du einen Nackten siehst, ihn zu bekleiden und dich deinen Verwandten nicht zu entziehen.(Jes 58, 6-7)
Die Kirche und unsere Gesellschaft kennen den sozialen und politischen Aspekt des Fastens bis hin zum gewaltlosen Widerstand. Fleischfasten kann für uns als Kirche eine sehr aktuelle solidarische Form der Nächstenliebe sein. Nicht asketische, oder gar kultische Gründe motivieren uns heute zum Fleischverzicht, sondern das Wissen und die Erfahrung, dass ein zügelloser Fleischkonsum vielen Menschen in den armen Ländern des Südens die Existenzgrundlage, Grund und Boden streitig macht. Billiges Fleisch ist ungerecht, weil es die bäuerliche Landwirtschaft auch bei uns beeinträchtigt. Billiges Fleisch verlockt, zu viel zu konsumieren und daher immer mehr produzieren zu müssen, damit es sich noch lohnt. Dadurch entstehen Überschüsse, die im Inland nicht abgesetzt werden können und – durch Subventionen gestützt – exportiert werden. Das viele billige Fleisch ist auch deshalb ungerecht, weil es nur unter unwürdigen Bedingungen in Tierfabriken produziert und industrieähnlich verarbeitet werden kann.
Wenn wir es als Getaufte neu lernen in Solidarität mit den Armen unseren Fleischkonsum einzuschränken, dann lösen wir die Fesseln des Unrechts, dann teilen wir Grund und Boden und die Ressourcen dieser Erde, die allen geschenkt sind und nicht nur einer Minderheit in den Industrieländern des Westens. Fleischfasten ist nicht ein Brauch von vorgestern sondern ein Zukunftsmodell für eine gerechtere Welt. Fleischfasten richtet unsere Aufmerksamkeit auf die leidenden und entrechteten Brüder und Schwestern in vielen Teilen der Welt. Sie sind es die uns einen neuen Zugang zu Jesus Christus eröffnen können und zu seinem Lebensprogramm vom Reich Gottes. Gerecht leben – Fleisch fasten ist eine Möglichkeit, wie wir die Freude des Evangeliums neu finden können.
Wolfgang Schwarz