Organisation

Referat für Schöpfungsverantwortung

Eine andere Welt ist möglich

Studientag zur Enzyklika Laudato Si

Univ. Prof. Dr. Michael Rosenberger (© Foto: Brachmaier)
Univ. Prof. Dr. Michael Rosenberger (© Foto: Brachmaier)

2015 bildet eine Zäsur in der globalen Umweltpolitik. Die UN-Klimakonferenz in Paris stellte unmißverständlich klar, dass die Erderwärmung auf 2° Grad begrenzt werden muss und dass dafür u.a. 80% der bekannten Kohlevorrate in der Erde verbleiben müssen! Wenige Monate davor, richtete Papst Franzsikus in seiner Enzyklika Laudati Si einen Appell an die gesamte Welt: Umweltengagment ist kein Hobby, sondern Pflicht, vor allem für Christen.

Gesamte Schöpfung ist Teil des göttlichen Erlösungsgeschehens

Im Haus der Begegnung in Maria Saal legte Univ. Prof. Dr. Michael Rosenberger aus Linz eindringlich dar, welche Wende diese Enzyklika in der kirchlichen Lehre und Praxis darstellt. Waren die Geschöpfe bisher vor allem für den Menschen da und sollten seinen Zwecken dienen, heißt es nun, dass jedes Geschöpf zunächst einen Wert an sich hat und erst davon abgeleitet einen Wert für uns, der auch zu begründen ist. Der letzte Zweck der Geschöpfe sind nicht wir, denn die gesamte Schöpfung ist Teil des göttliche Erlösungsgeschehens.

Klimaschutz ist kein sekundäres Thema in der kirchlichen Praxis, dass dazu kommt, wenn man noch Zeit hat, sondern die Sorge um das gemeinsame Haus der Erde gehört zum Wesen christlicher Ethik. Der Mensch hat innerhalb der Schöpfung nicht nur besondere Rechte, sondern vor allem auch Pflichten, die ihm als "verlängerten Arm Gottes" zukommen. Christen sind außer­dem berufen, „die Welt als ein Sakrament der Ge­meinschaft anzunehmen ... Es ist unsere bescheidene Überzeugung, dass das Göttliche und das Menschliche einander begegnen in den kleinsten Details des nahtlosen Gewandes der Schöpfung Gottes, sogar im win­zigsten Staubkorn unseres Planeten.“

Der Papst würdigt das Engagment der Umweltorganisationen, deren jahrzehntelanges Engagement die Welt und die Kirchen aufgerüttelt hat. Doch angesichts der langsamen Reaktion von Seiten der Wirtschaft und der Politik und der Gleichgültigkeit großer Teile der westlichen Gesellschaft fragen sich diese: Gibt es noch Hoffnung auf Rettung?

Neue Verkehrkonzepte sind nötig

Mag. Christian Finger vom Klimabündnis Kärnten erläuterte die enormen Herausforderungen, die in dieser Generation noch zu bewältigen sind. Der Pro-Kopf-Verbrauch von Energie müsste in Österreich um 3/4 zurückgehen, damit das 2° Grad Ziel erreicht wird. In Kärnten ist es vor allem der Verkehr, der die höchsten Verbrauchszuwachsraten hat. Hier werden nicht nur neue Verkehrskonzepte und neue Technologien nötig sein, sondern auch ganz konkreter Verzicht auf jährliche Flugreisen, unnötige Autofahrten usw. Aktuell führt das Klimabündnis auch Energiesparkurse für Asylwerber durch, damit diese sich in den Asylquartieren und Wohnungen gut zurechtfinden. Ynal Qat und Odai Abu Shehab bieten Workshops in Arabisch, Farsi, Russisch oder Englisch halten.

Pfarrliche Umweltmaßnahmen, ökologische Zeltlager, Gemeinschaftsgarten und eßbare Stadt

Siegfrid Obersteiner und Martin Bliem präsentierten die umfangreichen Umweltmaßnahmen der Pfarre Maria Saal. Der Energieverbrauch konnte in den letzten drei Jahren um 30% reduziert werden. Jährlich finden dutzende Bildungsveranstaltungen statt, zu Themen wie biologische Landwirtschaft, Bodengesundheit, gesunde Ernährung und fairer Handel.

Markus Lampersberger aus der Pfarre Klagenfurt - St. Theresia begeisterte mit seiner Vorstellung der ökologischen Zeltlager für Jungscharkinder, bei denen sogar die An- und Abreise zu den Ausflugszielen mit Bus, Bahn und Fahrrad klimaneutral durchgeführt werden.

Den enormen Erfolg des Gemeinschaftgarten "Franz von Sales" in Klagenfurt- Waidmannsdorf begründete Frau Waltraud Leitner mit der großen Sehnsucht der Menschen in der Stadt nach Begegnung mit dem Lebendigen, sei es Natur oder seien es Menschen. Über 100 Personen betreuen ihre Gartenparzelle nach biologischen Kriterien und bewahren so mitten in der Stadt ein grüne Oase vor der Verbauung.

Das Projekt Eßbare Stadt Friesach beweist, dass, wenn Gemeinden die aktiven BürgerInnen unterstützen, mit wenig Ressourcen Großes entstehen kann. Vereinsobmann Leo Kudlicka sieht darin gerade für Pfarrgemeinden ein wichtiges kommunales Engagementfeld und eine Antwort auf die Fragen von Papst Franzikus:

Wozu gehen wir durch diese Welt, wozu sind wir in dieses Leben gekommen, wozu arbeiten wir und mühen uns ab, wozu braucht uns diese Erde? (Laudato Si Nr.160)