Thora – Bibel – Koran

Studientag mit Dr. Karl R. Essmann am Donnerstag, den 7. April 2016 im Diözesanhaus.

Dr. Essmann betonte in seinem Vortrag, dass die Thora, die Bibel und der Koran drei sehr unterschiedliche heilige Bücher sind, sich aber dennoch in einigen Bereichen ähneln. So hat beispielsweise Abraham für das Judentum, das Christentum und für den Islam große Bedeutung, auch wenn seine Geschichte unterschiedlich ausgelegt wird.

Dr. Essmann stellte dar, wie das Wort Gottes Eingang in die heiligen Bücher fand. Im Judentum wurden ursprünglich Gotteserfahrungen mündlich überliefert und immer wieder auf ihre Gültigkeit hin überprüft. In einem Zeitraum von rund 900 Jahren wurden diese Erfahrungen in der Thora, den Prophetenbüchern und den Psalmen verschriftlicht. Diese Bücher wurden von zahlreichen Autoren verfasst, die mit Gott im Dialog waren. Die Bücher des christlichen Alten oder Ersten Testaments sind beinahe ident mit den Büchern der hebräischen Thora.

Die allerersten Texte im Neuen oder Zweiten Testament wurden in den Jahren 50 und 51 n. Chr. von Paulus geschrieben. Er lebte zur gleichen Zeit in Jerusalem, wie Jesus, kannte ihn aber nicht persönlich. Jesus selbst schrieb keine Texte und beauftragte auch niemanden seine Worte aufzuschreiben, wohl aber danach zu handeln.

Die Intention der Paulus-Briefe ist, ein Glaubenszeugnis zu geben, nicht historische Daten festzuhalten. Der Ausgangspunkt der Schreibweise der Evangelisten war der Tod und die Auferstehung Jesu. Markus stellt die Taufe Jesu, sein Leben und seine Lehre in den Mittelpunkt seines Evangeliums. Matthäus und Lukas nehmen auch seine Kindheitsgeschichte in den Blick. Für Johannes steht die Auferstehung Jesu im Zentrum. Sein Evangelium findet in der Offenbarung Fortsetzung, das Evangelium von Lukas in der Apostelgeschichte. Das Neue Testament umfasst 27 Bücher, die ausschließlich im ersten Jahrhundert verfasst wurden.

Sowohl die Thora als auch die Bibel wurden von Menschen Hand geschrieben und lassen einen Interpretationsspielraum offen. Dieser Zugang ist Muslimen völlig fremd. Für sie ist der Koran ein Buch, das Gott diktiert hat und das somit unantastbar ist. Den Koran kann wirklich nur verstehen, wer ihn in Arabisch gelesen hat. Jesus hat im Islam die Bedeutung eines Propheten, nicht die des Sohnes Gottes. Das christliche Verständnis von Gott als Vater, Sohn und Heiliger Geist ist für den Islam nicht nachvollziehbar, weil dadurch die Vorstellung des Glaubens an EINEN Gott durchbrochen wird.

 

Anregende Diskussionen und Anfragen an Dr. Essmann rundeten die Zusammenschau ab. Wie alle Veranstaltungen mit Dr. Essmann, war auch dieser Studientag für die TeilnehmerInnen ein besonderer Tag.

 

Text und Fotos: Juliane Ogris