Mit den Augen der Lernenden

Was es heißt, „kompetenzorientiert“ zu unterrichten

Im Schuljahr 2014/15 wurden die kompetenzorientierten Lehrpläne für die Volksschule eingeführt. Das hat bei den Lehrkräften für Verunsicherung gesorgt und viele Fragen aufgeworfen. Was ist nun anders am kompetenzorientierten Religionsunterricht? Wie kann er gelingen?

Um Antworten auf diese Fragen zu finden, lud die kphe den Religionspädagogen Herrn Dr. Wolfgang Michalke-Leicht zu einem Studientag nach Kärnten ein. Herr Dr. Michalke-Leicht beschäftigte sich in den vergangenen Jahren eingehend mit Kompetenzorientierung im Religionsunterricht und dem damit verbundenen Perspektivenwechsel der ReligionslehrerInnen.

Er ist Autor der Schulbuchreihe „Mittendrin – Lernlandschaften Religion“, „Vernünftig glauben“ und der Zeitschrift „Religion lehren und lernen in der Schule“ – bekannt unter dem Kürzel Rellis. Er veröffentlichte zahlreiche Publikationen und Beiträge zur Fachentwicklung, hatte Lehraufträge an der Pädagogischen Hochschule Karlsruhe und an der Universität Landau und unterrichtet seit zehn Jahren am Goethe-Gymnasium in Freiburg.

In seinem Vortrag stellte er die Eckpunkte des kompetenzorientierten Religionsunterrichtes dar. Er betonte, dass ein Perspektivenwechsel von Nöten sei, um die Entwicklung von Schule und vor allem von Unterricht den aktuellen Erfordernissen entsprechend zu gestalten. Voraussetzung dafür ist ein anderer Blick auf den Lehr-Lern-Prozess und auf den eigenen Unterricht. Das impliziert eine didaktische Haltungsänderung der Lehrkräfte.

Konformistischem Unterricht in dem Sinne, in dem alle Kinder zur gleichen Zeit die gleichen Dinge im gleichen Tempo mit den gleichen Lehrmitteln gleich gut machen wird eine Absage erteilt. Vielmehr geht es um Vielfältigkeit, bei der die SchülerInnen mit ihrem Bedürfnis nach Selbstbestimmung und mit ihren individuellen Fähigkeiten gefördert werden. In dem Maß, in dem sich Lehrkräfte diesem Aspekt stellen, in dem Maß wird der Unterricht zunehmend kompetenzorientiert.

Herr Dr. Michalke-Leicht entfaltete in seinem Vortrag sein didaktisches Konzept für kompetenzorientierten Religionsunterricht. Er meinte, dass es wichtig sei, die eigenen Absichten, Vorstellungen und Ziele des Unterrichts zu überdenken, damit ein produktiver Lehr-Lern-Prozess entstehen kann. Der Blick auf das Thema, die Arbeitsmaterialien, die Lernquellen, die Lernumgebung, die Lernwege und auf den Lernerfolg muss der Planung vorausgehen, um die Kompetenzen der SchülerInnen zu stärken und den Aufbau neuer zu ermöglichen. Hier wird deutlich, dass es nicht darum geht, etwas Neues oder Zusätzliches anzufangen, sondern die Perspektive zu wechseln und das bisher Gewohnte von einer anderen Seite anzusehen und eine Akzentverschiebung vorzunehmen.

Im praktischen Teil des Studientages konnten die TeilnehmerInnen mit vertrauten Themen aus ihrem Schulalltag diesen didaktischen Ansatz ausprobieren. Sie taten dies mit großem Interesse und mit Begeisterung.

An diesem Tag konnten nicht alle Unsicherheiten beseitigt und alle offenen Fragen beantwortet werden. Dennoch waren die Ausführungen von Dr. Michalke-Leicht unverzichtbar, weil sie einen weiteren wichtigen Baustein für den Aufbau des kompetenzorientierten Religionsunterrichts in Kärnten darstellen.

 

Fotos: Edeltraud Moser; Bericht: Juliane Ogris