6. Forum Junge Theologie in Tanzenberg - Macht

Wissenschaftliche Tagung des Forum Junge Theologie in Tanzenberg vom 08.-10. September 2016

Macht ist weder gut noch schlecht. Sie ist einfach da, sobald Menschen miteinander zu tun haben. Macht ist auch keine irgendwie frei im Raum schwebende Kraft, derer man sich einfach bedient, wie das diverse Filmproduktionen glauben machen wollen. Machtbeziehungen sind labil und die Macht Einzelner oder ganzer Institutionen kann sich schnell in Ohnmacht wandeln. Aber stellt Ohnmacht nicht manchmal auch die Chance für einen Neubeginn dar? Und muss die Aufrechterhaltung von Macht immer auch mit Gewalt einhergehen? Wie steht es um Macht und Ohnmacht der Kirche im 21. Jahrhundert und wer hat sich ihrer einstigen gesellschaftlichen Machtposition bemächtigt?

Solche und ähnliche Fragen standen vom 8. bis 10. September im Mittelpunkt des sechsten internationalen Forums Junge Theologie, für das auch heuer wieder das Schloss Tanzenberg eine traumhafte Kulisse bot.

In den spannenden Eröffnungsvorträgen am Donnerstagabend gab der Historiker Ass.-Prof. Dr. Johannes Gießauf (Uni Graz) zunächst einen historischen Einblick, wie „Bildung“ als Herrschafts- und Machtinstrumentarium funktioniert. Der Pastoraltheologe Univ.-Prof. Dr. Rainer Bucher, ebenfalls von der Universität Graz, widmete sich anschließend der Ohnmacht der katholischen Kirche nach dem Zusammenbruch ihrer Pastoralmacht und wie diese Ohnmacht auch positiv gesehen werden kann.

Die folgenden Tagungssessions erwiesen sich als ein vielfältiges und buntes Panoptikum theologischer und anderer kulturwissenschaftlicher Disziplinen. Bibelwissenschaftliche Einblicke in sowohl alttestamentliche als auch neutestamentliche Schlüsselstellen bildeten den Auftakt zu intensiven Diskussionen um Kirche und ihre Verflechtungen mit weltlicher Macht. Die Teilnehmer und Teilnehmerinnen aus den Alpe-Adria-Ländern brachten dabei einen starken Regionalbezug ein, der die Machtverhältnisse der Kirchen in Kärnten, Slowenien, Bosnien, Kroatien und Italien reflektierte. Ein gemeinsamer Ausflug nach Klagenfurt mit Besichtigungen des Landhauses, der Stadtpfarrkirche und des Domes rundete das Programm am Freitag ab, bevor es bei dem traditionellen Grillabend richtig gemütlich wurde.

Der Samstag bot zunächst philosophische Zugänge zum Thema Macht. Mit Beiträgen zu Friedrich Nietzsche und Hannah Arendt wurde der Bogen von Klassikern bis hin zu Gegenwartsphilosophen wie Vittorio Hösle gespannt.

Die Darstellung von Spielarten der Macht in diversen Medien stand dann im letzten Teil der Tagung im Mittelpunkt. Die Reflexion von unterschiedlichen und teils problematischen Darstellungen von Macht in Literatur, Computerspielen und TV-Serien vermittelte einen eindrucksvollen Blick in die Breite und Originalität theologischer und religionswissenschaftlicher Forschung.

Die jungen Nachwuchsforschenden nahmen viele neue Eindrücke und Erfahrungen mit und profitierten von den Anregungen und wertschätzend-kritischen Feedbacks der engagierten Mitglieder des Scientific Boards, allen voran Rektor Franjo Vidović und Studiendekanin Theresia Heimerl sowie Nenad Malović (Zagreb), Marcello Neri (Flensburg/Bologna) und Vojko Strahovnik (Ljubljana).

Bericht und Fotos: Johannes Thonhauser