Im Spannungsfeld der abrahamitischen Religionen

Referent war der Religionswissenschaftler und Hochschulprofessor Dr. Markus Ladstätter

Ladstätter (© Foto: Johann Krammer)
Ladstätter (© Foto: Johann Krammer)

Der Abschluss der Veranstaltungsreihe „Herausforderung Migration“ war der religiösen Vielfalt im Nahen Osten gewidmet.

In seinem Vortrag stellte Dr. Ladstätter ein Gesamtbild über Europa und den Nahen Osten dar. Er meinte, dass aus europäischer Sicht die Menschenrechte und die soziale Gerechtigkeit die wichtigsten Grundlagen seien, um die Migrationssituation zu bewältigen. Gleichzeitig bestehe in Europa eine Angst vor kultureller Überfremdung, die jenseits von ideologischen Färbungen ernst genommen werden müsse. Ein immer stärker aufbrechendes Phänomen sei der Terrorismus und die Radikalisierung, die „Europa in Atem“ halten. Eine weitere Folge der Migration sei, dass das Interesse an Religion und deren Bedeutung im öffentlichen Diskurs gestiegen sei. Auch die geopolitische Komponente der Migration nach Europa spiele eine große Rolle. Immer wieder werden die Fragen gestellt, ob die Fluchtbewegung nach Europa gesteuert sei und welche Interessen dabei verfolgt werden.

Im Blick auf die Vielfalt der Religionen in diesem Gebiet hob Dr. Ladstätter drei Aspekte des Zusammenlebens hervor: den der Präsenz der Religion, den der Identität in und durch die Religion und den der Perspektive des Zusammenlebens der Religionen. Stand bisher der Islam im Mittelpunkt der Betrachtungen der Veranstaltungsreihe, ging es diesmal um das Judentum, die Armenisch-Apostolische Kirche, die Koptisch-Orthodoxe Kirche, die Syrisch-Orthodoxe Kirche, die Unierten Kirchen, die Katholische Kirche und die Kirchen der Reformation, um einige zu nennen. Diese Vielfalt der christlichen Kirchen sei hinsichtlich der Schönheit und Mannigfaltigkeit eine Bereicherung, hinsichtlich der konfessionellen Zerstrittenheit freilich ein Ärgernis, das sich im Heiligen Land stärker als an anderen Orten zeige. Hier gehe es um die Heiligen Stätten, die alle – Juden, Christen und Muslime – gleichermaßen für sich beanspruchen.

Der komplexe und lang andauernde Krieg zwischen Juden und Palästinensern im und um das Land Israel war abschließend Gegenstand der Betrachtungen.

Da die Gruppe aus christlichen und muslimischen Zuhörerinnen und Zuhörern bestand, kam es zu dem gewünschten Diskurs miteinander und zu interessanten und bereichernden Begegnungen. Es war ein wichtiger erster Schritt, der zu einem besseren Verständnis füreinander beitragen kann. Dennoch ist noch viel zu tun.

Juliane Ogris