ORDEN-tlich leben - im Jahr der ORDEN

Herbsttagung der PflichtschullehrerInnen am 10. September 2015 im Stift St. Georgen am Längsee.

 (© Foto: religion.orf.at)
(© Foto: religion.orf.at)

Nach dem spirituellen Weggeleit durch den geistlichen Assistenten der ReligionslehrerInnen Stadtpfarrer Mag. Johannes Pichler und den Grußworten von SAL Dr. Birgit Leitner und Rektor Dr. Franjo Vidović, gab die Referentin der Herbsttagung, Hofrätin Sr. Dr. Beatrix Mayrhofer einen Einblick in das Ordensleben. Sr. Beatrix trat 1971 in den Orden der Armen Schulschwestern von Unserer Lieben Frau ein, studierte Pädagogik, Theologie und Philosophie in Wien und bei Prof. Josef Ratzinger in Regensburg.

Seit 2010 leitet sie die Provinz Österreich und Italien, sowie die Regionalkonferenz der Frauenorden der Diözesen Wien und Eisenstadt, seit 2013 die Vereinigung der Frauenorden Österreichs. Sr. Beatrix formulierte als Herzenswunsch für das Jubiläumsjahr: „Ich wünsche mir, dass Ordensfrauen in ihrem Leben wirklich glückliche Menschen sind und dass man ihnen das auch ansieht.“

Ausgehend von den oftmals auch von jungen Menschen geäußerten Fragestellungen im Blick auf Ordensleute „Wer braucht denn die?“ oder „Wer hält denn das aus?“ entfaltete Sr. Beatrix die spannende Geschichte der Entstehung und Entwicklung von Gemeinschaften des geweihten Lebens, die in ihrer Konzeption immer auch Antworten auf bestimmte Nöte ihrer Zeit waren. Ausgehend von den Wüstenvätern Antonius und Augustinus, die sich in die Wüste zurückzogen und ihr Leben Gott weihten bis hin zu den großen OrdensgründerInnen Benedikt von Nursia, Ignatius von Loyola, Teresa von Avila und Franz von Assisi spannte Sr. Beatrix einen Bogen von den Anfängen des kontemplativen und von Regeln weitestgehend freien Lebens bis hin zu den Ordensgründungen mit den entsprechenden Ordensregeln.

Das II. Vatikanum bezeichnet die Berufung zum Ordensleben als e i n e n Weg christlicher Berufung. Letztlich ist das Leben aller getauften Menschen ein Gott geweihtes Leben.

Bei der Entscheidung für ein Jahr des Gott geweihten Lebens – nur in Österreich wird es als Jahr der Orden genannt - formulierte Papst Franziskus seine Erwartungen und Ziele von diesem Jahr und meinte, dass die bestimmenden Elemente es Ordenslebens die Freude der Ordensleute, das Evangelium als Lebensgrundlage, die liebevolle Gestaltung der Gemeinschaft und die Sorge um die Menschen an den Rändern der Gesellschaft seien.

Als Zielsetzung stehe der dankbare Blick auf das Leben, die Leidenschaft für die Gegenwart und die Hoffnung für die Zukunft im Vordergrund. Papst Franziskus möchte damit nicht nur die Ordensgemeinschaften stärken, sondern ihre Bedeutung innerhalb und außerhalb der Kirche hervorheben.

Das Bemühen, sich kompromisslos auf das Evangelium einzulassen, habe zur Entwicklung der Ordensgelübde von Ehelosigkeit, Armut und Gehorsam geführt und auch zur Einsicht, dass diese Lebensform nur in Gemeinschaft möglich sei.

Im gemeinsamen Leben zeige sich, woran man glaube. Im mitschwesterlichen und mitbrüderlichen Umgang solle sich die Liebe des dreifaltigen Gottes widerspiegeln.

Sr. Beatrix betonte, dass den Grundstein für die abendländische Kultur und Bildung Bischof Martin von Tours legte, indem er im 4. Jahrhundert Mönche anleitete, Manuskripte zu lesen und abzuschreiben. Benedikt von Nursia formulierte im 6. Jahrhundert die erste Ordensregel, die uns sehr bekannt ist: „Ora et labora!“, und die er später mit dem Zusatz „et lege!“ (Bete und arbeite und lies!) ergänzte.

Der gewaltige Aufschwung des Ordenslebens im 19. Jahrhundert nach Zeiten des Niedergangs war dadurch zu erklären, dass die Klosterpforten von nun an nicht mehr nur Adeligen offen standen, sondern allen Frauen aus dem Volk. Sie konnten dadurch im Schutz des Klosters sozial tätig sein und sich einer unglücklichen Ehe entziehen. Nach dem 2. Weltkrieg begann die Gründung von Säkulargemeinschaften, für die eine Ordenstracht nicht mehr vorgeschrieben war.

Sr. Beatrix gab auch einige spirituelle Impulse zum Thema der Berufung. So erläuterte sie den mehrfachen Wortsinn von „Verlassen“, indem sie den positiven Gehalt des Wortes hervorhob. Es geht darum, zu wissen, auf wen man sich verlassen könne. Vergleicht man das mit einer Notenzeile, deren Linien mit einem Notenschlüssel zusammengehalten werden, entsteht die Idee einer individuellen Lebensmelodie, die es gelte für das eigene Leben zu finden. Dieses Bild hat auch für ReligionslehrerInnen Bedeutung.

 

Die musikalische Umrahmung der Tagung und die Gestaltung des abschließenden Bischofsgottesdienstes in der Stiftskirche lag wieder in den Händen von Mag.ᵃ Waltraud Leopold und von Karl Fellner.

 

Bischof Alois Schwarz gab uns in seiner Predigt als Anker für das neue Schuljahr die fünf ignatianischen Prioritäten für ein „ORDENtliches“ Leben mit. Das sei genügend Schlaf, körperliche Bewegung, Zeit zum Innehalten und für das Gebet und für Spiritualität, familiäre und freundschaftliche Beziehungen und schließlich die Arbeit.

 

Die gesamte Tagung verlief in einer sehr guten und aufgelockerten Atmosphäre mit anhaltendem Schlussapplaus für Sr. Beatrix, die freimütig meinte: „Meine Leidenschaft ist es, Schulschwester zu sein!“

 

Text: Juliane Ogris, Ludwig Trojan

Fotos: Edeltraud Moser