Erziehung zum Selbstwert

KatechetenkreisleiterInnenkonferenz am 8. Oktober 2015 mit Frau Dr. Eva Maria Waibel im Diözesanhaus in Klagenfurt.

Der Vormittag der Konferenz stand unter dem Motto der Existenziellen Pädagogik, die uns Frau Dr. Eva Maria Waibel näherbrachte. Frau Dr. Waibel ist Psychotherapeutin und arbeitet im Themenbereich der Existenzanalyse und der Logotherapie, die von Viktor E. Frankl entwickelt wurden. Nach beruflichen Tätigkeiten an den Pädagogischen Hochschulen in Luzern, in Zug und in Tirol ist Frau Dr. Waibel seit 2012 an der Pädagogischen Hochschule Kärnten – Viktor Frankl Hochschule in der LehrerInnnenausbildung tätig.

Ausgehend von der Frage „Was ist der Mensch“, stellte sie in ihrem Vortrag die Eckpfeiler der existenziellen Pädagogik vor. Diese ruhen auf einem Menschenbild, das davon ausgeht, dass in jedem Menschen ein Wesenskern steckt, der ihn einzigartig macht. Um bei Kindern diesen Kern wahrzunehmen, müssen PädagogInnen mit ihnen in einen Dialog treten und auf Schatzsuche gehen. Frankl spricht in diesem Zusammenhang davon, dass den Menschen eine Geistigkeit durchzieht, die ihn ausmacht. Er ist nicht von Trieben bestimmt, wie es Siegmund Freud meinte, sondern kann bewusst entscheiden, wie er auf die Umwelt reagiert. Er handelt in Freiheit und aus einer bestimmten inneren Haltung heraus, die er selbst formt. Menschen können die Lebensbedingungen nicht ändern, aber sie können in Freiheit aktiv oder passiv darauf reagieren.

Wie Menschen zu ihrer Freiheit gelangen hängt davon ab, welche Motivationen sie haben. Frau Dr. Waibel führte aus, dass es vier Grundmotivationen gibt, die wir brauchen, um unser Menschsein entfalten zu können. Die erste Grundmotivation ist davon geprägt, ob wir in der Welt Geborgenheit finden. Wir brauchen körperlichen, psychischen und geistigen Raum und Schutz, um angstfrei ein Grundvertrauen in die Welt aufbauen zu können. Erleben wir respektvolle Beziehungen und liebevolle Nähe, können wir eine weitere Grundmotivation aufbauen, nämlich die Lebensfreude. In der dritten Grundmotivation entwickeln wir Selbstwert durch Wertschätzung und Beachtung unserer Person. Sinn ist die vierte Grundmotivation. Durch Werte und erfüllende Tätigkeitsfelder gewinnen wir Sicherheit für die Zukunft. Familie und Freunde bieten dafür die erforderlichen Strukturen.

Der Nachmittag war der Fortbildungsplanung für 2016/17 gewidmet. Aus den Bereichen Religionspädagogik, Didaktik und Persönlichkeitsbildung konnten ReferentInnen gewählt werden, mit deren Angebot die immer komplexer werdenden Anforderungen in Schule und Gesellschaft abgedeckt werden können. Viele interessante und anregende Gespräche rundeten den Tag ab.

 

Text: Juliane Ogris

Fotos: Edeltraud Moser