2. Forum Junge Theologie 2012 - “Weltuntergang jetzt!?”

Wissenschaftliche Tagung des Forum Junge Theologie in Tanzenberg vom 6.-8. September 2012

Schloss Tanzenberg (© Foto: FJTH)
Schloss Tanzenberg (© Foto: FJTH)


Auch die Fortsetzung des im vergangenen Jahr von Rektor Franjo Vidović initiierten „Forum Junge Theologie“ geriet zu einer durchwegs gelungenen Veranstaltung. Vom 6. bis 8. September trafen sich auf Schloss Tanzenberg junge NachwuchswissenschaftlerInnen aus den Fachbereichen der Theologie sowie der Religions- und Kulturwissenschaften, um sich mit dem unter medialem Aufsehen vielfach prophezeiten Weltuntergang bzw. den damit verbundenen Ängsten und Interessen auseinanderzusetzen.
Im spätsommerlichen Ambiente des Schlosses konnten sich die TeilnehmerInnen aus den Alpe-Adria-Ländern Italien, Kroatien, Slowenien und Österreich bei entspannter Atmosphäre ungestört dem formellen und informellen Gedankenaustausch widmen. In thematischen Blöcken wurden Kurzvorträge in deutscher und englischer Sprache gehalten und nach einer anschließenden inhaltlichen Rückmeldung durch die Mitglieder eines wissenschaftlichen Expertengremiums im Plenum diskutiert.
Die besten Beiträge werden nun in der Fachzeitschrift „Disputatio philosophica“ veröffentlicht.

Wie im letzten Jahr zeigte sich die Stärke der Veranstaltung in den sehr unterschiedlichen Blickwinkeln und Bewertungen, die diesem Thema entgegengebracht wurden. Schon der Eröffnungsvortrag des renommierten Mediävisten Peter Dinzelbacher vermittelte die ungeheure Facettenvielfalt, die dieses Thema in der Geschichte des Abendlandes hervorgebracht hat. Auch die Vorträge der StipendiatInnen bewiesen eine beeindruckende Bandbreite: Sie reichten von philosophischen Grundüberlegungen zu den Begrifflichkeiten, die in der Rede vom Weltuntergang verwendet werden, bis hin zu einer lokalhistorischen Spurensuche der Endzeitängste, die infolge des Dobratschabsturzes 1348 bis ins 20. Jahrhundert tradiert wurden;
Analysen und Handlungsoptionen angesichts gegenwärtiger apokalyptischer Krisenerscheinungen, insbesondere im Zusammenhang mit der Finanzkrise, wurden ebenso wie ein Blick auf die psychischen Abgründe persönlicher Weltuntergangserfahrungen in Situationen der Trauer und des Leides vorgestellt. Nicht zuletzt nahm die Frage nach der Rolle und Relevanz explizit theologischer Endzeitentwürfe einen breiten Raum ein.
Generell wurde während der Tagung mehrmals deutlich, dass und wie sehr die Rede von der Endzeit, dem Jüngsten Gericht oder dem Weltuntergang immer mit bestimmten Interessen verbunden ist, sei es in der Adaption biblisch-apokalyptischer Motive durch die totalitären Regime des vergangenen Jahrhunderts, sei es in der Instrumentalisierung von Endzeitängsten durch die Kirche selbst oder sei es einfach in der Übernahme des Weltuntergangsujets im Marketing für ein Hygieneprodukt.
Der Weltuntergang dient also immer irgendjemandem. Solange er nur nicht zur Tatsache wird.

Mag. Johannes Thonhauser