Organisation

Bischöfliches Seelsorgeamt

Schönwetter in der Ökumene

Wertschätzender Dialog zwischen Pfarrer Gfrerer und Pfarrer Isensee im Rahmen des Spirituellen Starttages in Fresach

Eine Reportage von Karl-Heinz Kronawetter

Im ökumenischen Dialog: evang. Pfarrer Ralf Isensee (li.) und kath. Pfarrer Helmut Gfrerer (re.) (© Foto: KH Kronawetter / Internetredaktion)
Im ökumenischen Dialog: evang. Pfarrer Ralf Isensee (li.) und kath. Pfarrer Helmut Gfrerer (re.) (© Foto: KH Kronawetter / Internetredaktion)

Schönes Wetter war angesagt. Der Kirchenvorplatz, der das alte evangelische Bethaus von Fresach mit dem neuen evangelischen Diözesanmuseum verbindet, strahlte im Herbstlicht. In der Kirche - zentral in der Mitte vor den von Lisa Huber gestalteten Glasfenstern der Apsis - nahmen der evangelische Pfarrer Ralf Isensee und sein katholischer Kollege Pfarrer Helmut Gfrerer Platz. Zwei freundliche Herrn, die über ihre ökumenische Zusammenarbeit vor Ort und über ihre Versuche, die christliche Botschaft mit Wort und Tat ins Heute zu übersetzen, sprachen.

Gemeinsam Sauerteig für die Welt sein

Es sei eine schwere Sünde, eine evangelische Kirche zu betreten, wurde Helmut Gfrerer während seiner Volkschulzeit in Hermagor nachdrücklich gesagt. In seiner Kindheitserfahrung lebten die beiden Konfession so sehr getrennt, dass die andere Kirche nicht ins Blickfeld geriet. Das änderte sich mit dem 2. Vatikanischen Konzil schlagartig. Gfrerer, der damals in Rom Theologie studierte, schilderte die Öffnung der Katholischen Kirche unter Papst Johannes XXIII. Motivierend für sein ökumenisches Engagement war ein medial vermitteltes Bild, das sich ihm bleibend eingeprägt habe, sagte Gfrerer. Es ist die Umarmung von Papst Paul VI. und dem Ökumenischen Patriarchen Athenagoras von Athen. Mit dieser großen Geste wurde die Aussöhnung einer über 900-jährigen Kirchenspaltung demonstriert.
Auf vielen verschiedenen Posten, auf die er im Laufe seines erfahrungsreichen Priesterlebens gestellt wurde, hat Gfrerer immer wieder versucht, den ökumenischen Dialog zu leben. Ob dies dann auch gelingt, hänge jedoch stark von den jeweiligen Persönlichkeiten ab, die sich darauf einlassen. Mit dem evangelischen Pfarrer Niederwimmer in Spittal an der Drau hat Gfrerer „wie mit einem Bruder“ zusammen gearbeitet. Ein sog. Kanzeltausch in der Ökumenischen Weltgebetswoche für die Einheit der Christen, gemeinsame Fahrten der beiden Pfarrgemeinden und gemeinsame Konferenzen in der Schule waren dort zur Selbstverständlichkeit geworden. Gerne denkt der ehemalige Leiter des Bischöflichen Seelsorgeamtes auch an den Ökumenischen Christentag von 2005, der einen Höhepunkt in der jüngeren Geschichte der christlichen Ökumene in Kärnten markierte. Auf sein jetziges Wirken in Fresach, Kellerberg und Weißenstein bezogen, erzählte Pfarrer Gfrerer vom konfessionsverbindenden Tun vor Ort. So gebe es schon seit 1991 eine Vereinbarung, dass die evangelische und die katholische Pfarre, Taufen, Begräbnisse und andere Gottesdienste in den Kirchen der anderen Konfession feiern dürfe. Vor Kurzem wurde in der katholischen Kirche erstmals die Osternacht gemeinsam gefeiert. Dass dies nicht bei allen Gemeindemitgliedern gut geheißen wurde, ist ein Auftrag zur besseren Vermittlung des ökumenischen Grundanliegens und ein Appell an die Lernbereitschaft der Christinnen und Christen aller Konfessionen. Gfrerer beendete sein sehr persönlich gehaltenes Statement mit dem Bekenntnis, dass Christen immer „gemeinsam herausgefordert“ seien, die Zeichen der Zeit aus dem Licht des Evangeliums zu deuten, um dabei „Sauerteig für die Gesellschaft“ zu sein.


Ökumenische Freundschaft miteinander leben

Ralf Isensee, der evangelische Pfarrer vor Ort, begann sein Statement mit der Feststellung: „Ich bin ein Migrant.“ In Sachsen geboren und aufgewachsen und dort 17 Jahre lang als Pfarrer tätig, erzählte Isensee von seiner evangelischen Kirche in Ostdeutschland, die sich in ihrem Erscheinungsbild sehr von der evangelischen Kirche in Kärnten unterscheide. So habe er in der Oberlausitz in einer 700 Jahre alten, reich mit Bildern und symbolischen Darstellungen geschmückten Kirche Gottesdienst gefeiert. Ein Versammlungsort, der für Kärntner Evangelische so gar nicht „typisch evangelisch“ ist, also nicht schlicht und nüchtern. Isensee erzählte dem Auditorium auch, dass sich viele evangelische Christen oft als „a-katholisch“ definieren. So habe er u. a. gehört: „Ich will evangelisch sein, weil ich nicht Rosenkranz beten will.“ Auch durch den Verzicht auf Taufkerzen und Friedhofskerzen, wollten sich die Evangelischen auch in Fresach bewusst von den Katholiken unterscheiden. Aber das hat sich auch hier geändert, sagte Isensee: „Wir gönnen uns jetzt auch die Sehnsucht nach Wärme und Licht.“
Pfarrer Isensee erzählte sehr persönlich, wie er Wertvolles auch in der katholischen Form des christlichen Glaubens gefunden habe und verwies dabei beispielhaft u. a. auf große BIldtradition. Auch die evangelische Pfarrkirche von Fresach habe einen gewissen Anteil daran. Sie wurde bereits 1951 mit bildhaften Glasfenstern gestaltet, die 2011 durch neue Arbeiten von Lisa Huber zu Psalm 139 ersetzt wurden. Besonders die konfessionsverbindenden  Familien stärken den wertschätzenden Blick auf die je andere Konfession, betonte der evangelische Pfarrer. Viele feiern am 31. Oktober gemeinsam den Reformationstag in der evangelischen Kirche und gehen dann zu Allerheiligen wieder gemeinsam in die katholische Kirche bzw. zur Gräbersegnung. Nicht als „Vernunftehe“, sondern als „echte Freundschaft miteinander“ bezeichnete Isensee sein gutes Verhältnis zur katholischen Pfarrgemeinde bzw. zu deren Pfarrer.

Ausstellung zum Lutherjahr und "Das gefaltete Tuch" von Lisa Huber

Neben diesem Ökumenischen Dialog konnten die Mitarbeiter_innen des Bischöflichen Seelsorgeamtes und der Katholischen Aktion beim sog. „Spirituellen Starttag“ am 12. Oktober 2017 am Beginn des Arbeitsjahres auch noch die Jubiläumsausstellung zum diesjährigen Luther-Gedenkjahr im Fresacher Diözesanmuseum besichtigen. Unter fachkundiger Führung wurde den Besuchern der Wandel des Lutherbildes anhand der bisherigen historischen Lutherfeierlichkeiten näher gebracht. Da war dann auch vom aufklärerischen (1817) und vom deutschen Luther (1917) die Rede.

Im Obergeschloss des Museums, das anlässlich der Landesausstellung 2011 gebaut wurde, ist derzeit (noch bis 31. Oktober)  die Sonderausstellung „Das gefaltete Tuch“ von der in Berlin lebenden Kärntner Künstlerin Lisa Huber zu sehen. Ein schwarzes, schweres, schwebend-liegendes Kreuz wird mit einem Bild konfrontiert, das in helles, gleisendes Licht getaucht ist. Auf dem Bild sieht der Betrachter über einem Bett aus Dornen ein gefaltetes weißes Tuch. Die Lichtführung lässt an das Licht der Auferstehung denken …

Workshops in Weißenstein

Am Nachmittag des intensiven Gemeinschaftstages fanden im katholischen Pfarrhof von Weißenstein noch zeitlich parallel umgesetzt drei Arbeitseinheiten statt. Bibelexperte Klaus Einspieler sprach in der Pfarrkirche St. Leonard zum an der Nordwand des Kirchenschiffes zu sehenden „Freskenzyklus mit den 10 Geboten“. Waltraud Kraus-Gallob führte mit einer Teilnehmergruppe im Pfarrgarten einen „Bibliolog“, und Weltanschauungsspezialist Lambert Jaschke referierte im neu gestalteten Leonhard-Pfarrsaal über „Evangelikale - Enkel der Reformation“.