Organisation

Referat für Tourismusseelsorge

Vom Aostatal nach Piemont

Die letzte September-Woche d. J. nützten 49 Pilgerinnen und Pilger – davon nur drei, die bisher noch nie mit uns auf der „Via Francigena“ unterwegs waren – um gemeinsam mit unserem Geistlichen Begleiter, Pfarrer Mag. Josef Allmaier, die mehr als 85 Kilometer zu Fuß in vier Etappen zu bewältigen.

Diesmal führte uns der Frankenweg, mit fast eineinhalb tausend Jahren Bestand übrigens der älteste Pilgerweg Europas, von Verrès im Valle d’Aosta – Italiens kleinster aber autonomer Region an den Grenzen zur Schweiz und zu Frankreich gelegen – nach Santhià („Sant’Agata“) im Piemont. Lange Zeit folgten wir dem Flusslauf des Dora Baltea und passierten historische Ortskerne wie Bard mit der berühmten Sperrfestung, Donnas mit seiner Römerstraße und den aus dem Felsen gehauenen Meilenstein und dem Römertor. Die Pilgergruppe überquerte den Gebirgsbach Lys auf einer aus dem Jahre 25 v. Chr. stammenden Römerbrücke, die immer noch intakt ist und bis vor etwa 150 Jahren die einzig mögliche Flussüberquerung in Pont-Saint-Martin war, und betrat wenige Kilometer danach die italienische Region Piemonte, flächenmäßig die größte auf dem Festland.

Am zweiten Tag erreichten wir nach einigen schwierigen Auf- und Abstiegen auf Felsstufen und Kugelstein-Pflasterungen zwischen Torredaniele, Montestrutto und Montalto Dora den mit knapp 25.000 Einwohnern größten Ort der diesjährigen Pilgerwanderung, die Stadt Ivrea, Heimat der Familie und Firma Olivetti und bedeutendstes Zentrum der Informatik in ganz Italien. In der Krypta des dortigen Domes begannen wir die dritte Etappe am Donnerstag mit einer von Pfarrer Josef Allmaier äußerst bewegend gestalteten Andacht und zogen durch die Vorstadt hinaus in die „Serra d’Ivrea“, die mit einer Ausdehnung von mehr als 25 Kilometern Länge die größte eiszeitliche Endmoräne Europas bildet. Etappenziel war der auf einer Anhöhe liegende mittelalterliche Ort Piverone, von dem es dann mit dem Bus nach Cavaglià ging, um in der dortigen, dem Erzengel Michael geweihten Pfarrkiche, am Vorabend des Engelfesttages, einen Pilgergottesdienst zu feiern.

Die vierte und letzte Etappe am Freitag führte uns - von Piverone ausgehend - zunächst in die fast eintausend Jahre alte Kirchenruine von Gesiun, in der unser Pilgerpfarrer, Mag. Josef Allmaier, den Auftakt zur Etappe mit dem Beginn eines Wortgottesdienstes setzte. Mit Blick auf den See von Viverone wanderten wir durch den gleichnamigen Ort, passierten Roppolo mit seinem in Privatbesitz befindlichem Schloss und erlebten auf dem Weg hinunter in die Ebene nach Cavaglià eine in dieser Form wohl einmalige und bisher nur mit Pfarrer Josef erfahrenen Meditation, die alle Pilgerinnen und Pilger ganz tief berührte. Nach der auf freier Flur verbrachten Mittagsrast ging es vorbei an den ersten, teilweise schon abgeernteten Reisfeldern – in Italien, das ein Drittel der europäischen Reismenge produziert, werden etwa 100 verschiedene Reissorten angepflanzt – über den Beginn des Po-Schwemmlandes zum Pilgerziel dieses Jahres, in die Collegiata Sant’Agata in Santhià. Mit einer Dankandacht für ein glückliches und unfallfreies Ankommen am Ziel unseres Weges ging dieser Tag zu Ende.

Schon traditionell war der am letzten Abend im Hotel gestaltete Gemeinschaftsabend und der Dankgottesdienst bei der Heimreise am Autobahn-Parkplatz Santa Caterina-Est in Udine.

Mit vielen schönen Eindrücken sind alle wohlbehalten in ihre Familien zurück gekehrt. Bleiben werden die Erinnerungen an Begegnungen mit Pilgerinnen und Pilgern aus Australien und Kanada und das Interesse, die Gastfreundschaft und die Freundlichkeit der Landesbewohner Piemonts. Uns Frankenwegbegleitern ist aufgefallen, dass die „Via Francigena“ - wohl auch durch die neuen Kommunikationsmöglichkeiten – weltweit immer bekannter wird und dass viele Interessierte am Pilgern den Trubel des Jakobwegs meiden und die Ruhe und Schönheit des ältesten Pilgerwegs in Europa suchen und sehr schätzen. Bestätigt haben uns dies auch zwei Pilgerinnen aus Kalifornien (USA), deren Bekanntschaft wir während unserer Vorbereitungstour Ende August gemacht haben.

Brigitte & Werner Geson, Frankenwegbegleiter