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Diözesanrat

Verstehen, Verzeihen, Begleiten, Hoffen, Eingliedern

 (© Foto: fotomax)
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Am Samstag, dem 16. April 2016, fand im Bildungshaus Sodalitas in Tainach/Tinje, die diesjährige Frühjahrssitzung des Diözesanrates statt. Neben den Pfarrgemeinderatswahlen, die am 19. März 2017 stattfinden werden und der Frage nach Barmherzigkeit und Solidarität war vor allem das jüngst erschienene päpstliche Dokument "amoris laetitia", das nachsynodale Schreiben der Familienynoden in Rom, Hauptberatungspunkt der Sitzung.

Amoris laetitia

Diözesanbischof Dr. Alois Schwarz verwies in seinem Impuls zum Schreiben, dass das Dokument einen neuen Umgang in der Pastoral einfordere, nicht nur in Fragen der Familie, sondern in allen Fragen der Pastoral.  "Ich empfehle, das Dokument nicht hastig durchzulesen. Eines aber vorweg - alles, was das Dokument zur Familienpastoral sagt, gilt auch für andere Fragen der Pastoral", so Bischof Schwarz. Der Kärntner Bischof illustrierte den pastoralen Umgangston  anhand des achten Kapitels des Schreibens "Die Zerbrechlichkeit begleiten, unterscheiden und eingliedern":

Es sei Aufgabe der Kirche, die zu stützen, die unter „verletzter und verlorener Liebe leiden“. "Vergessen wir nicht", schreibe Papst Franziskus, „dass die Aufgabe der Kirche oftmals die der eines Feldlazaretts ist. (...) Andere Formen der Vereinigung widersprechen diesem Ideal von Grund auf, doch manche verwirklichen es zumindest teilweise und analog", so Papst Franziskus: „Die Synodenväter haben betont, dass die Kirche nicht unterlässt, die konstitutiven Elemente in jenen Situationen zu würdigen, die noch nicht oder nicht mehr in Übereinstimmung mit ihrer Lehre von der Ehe sind“. Es brauche einen pastoralen Dialog, so Bischof Schwarz. “Der Weg seit dem Jerusalemer Konzil der jungen Kirche ist der Weg der Barmherzigkeit und der Eingliederung“. Es gehe darum, Urteile zu vermeiden, welche die Komplexität der verschiedenen Situationen nicht berücksichtigen. Es brauche daher ein Unterscheidungsvermögen  im Blick auf „so genannte irreguläre Situationen“. 

Bischof Schwarz rief dazu auf, angemessen zu unterscheiden, mit einem differenzierten Blick den unterschiedlichen Lebenssituationen der Menschen zu begegnen und ihnen zu helfen, "die göttliche Pädagogik der Gnade Gottes in ihrem Leben offen zu legen". „Nicht Exkommunikation, sondern Integration, nicht bloß Wissen, sondern Erleben“ sei der Grundtenor des Schreibens. Die Priester hätten die Aufgabe, entsprechend der Lehre der Kirche und der Tradition der Kirche zu entscheiden, geschiedenen Wiederverheirateten sollten sich fragen, welche Folgen die neue Beziehung auf den Rest der Familie habe und ob es Versöhnung gegeben hätte. Eines sei aber mit diesem nachsynodalen Schreiben  klargestellt:  es sei nicht mehr möglich, „irreguläre Situationen“ pauschal als Ausschluss vom Heil zu sehen, wie Papst Franziskus klar schreibe:

Verstehen, Verzeihen, Begleiten, Hoffen, Eingliedern

Verstehen, Verzeihen, Begleiten, Hoffen, Eingliedern - das sei die Logik, die in der Kirche und in den Fragen der Pastoral vorherrschen müsse, so Bischof Schwarz, der wörtlich Papst Franziskus zitierte: „Ich lade die Gläubigen, die in komplexen Situationen leben, ein, vertrauensvoll auf ein Gespräch mit ihren Hirten oder mit anderen Laien zuzugehen. Nicht immer werden sie bei ihnen die Bestätigung ihrer eigenen Vorstellungen und Wünsche finden, doch sicher werden sie ein Licht empfangen, das ihnen erlaubt, ihre Situation besser zu verstehen, und sie werden einen Weg der persönlichen Reifung entdecken. Und ich lade die Hirten ein, liebevoll und gelassen zuzuhören, mit dem aufrichtigen Wunsch, mitten in das Drama der Menschen einzutreten und ihren Gesichtspunkt zu verstehen, um ihnen zu helfen, besser zu leben und ihren eigenen Ort in der Kirche zu erkennen“.

Dies sei - so Bischof Schwarz sei eine neue Art des Dialoges, ein neuer Umgangsstil in der Pastoral. Das Schreiben des Papstes sei kein Pastoralschreiben, das man nur einmal lese, sondern ein Schreiben, "das uns „Eingliedern“ als das große pastorale Programm der Kirche vorstellt". Es gehe um ein Mitgehen und nicht um ein „Vorgeben“ in der Kirche. 

In Replik auf die Vorschläge der Diözesanräte aus der Gruppenphase zum Thema rief Bischof Schwarz zu einer raschen Umsetzung auf. In diesem Zusammenhang verwies der Kärntner BIschof auf die Bedeutung der Ehevorbereitung. Es brauche Ehepaare, Familien, Frauen und Männer, die bereit seien, von ihrer Ehe, von ihren (Gottes-)Beziehungen zu erzählen. Ein Beispiel zum „Hinausgehen“ zu den Menschen seien die Kontaktwochen, so Bischof Schwarz. Das Schöne an diesen Wochen sei, dass Kirche während dieser Woche in Bereiche hineingehe, wo die Menschen nicht mit Kirche rechnen würden, nämlich  in Fabrikshallen, Gasthäuser, Märkte etc.  Kirche braucher vor allem auskunftsfähige und gesprächsbereite Expert/innen.  Dieses Thema brauche Gesichter und Leute der Vermittlung. Jede und jeder komme aus einer Familie und lebe in einem Familiengefüge. "Wir müssen uns der Mühe unterziehen, einander zu zu hören", so Bischof Schwarz.

Solidarität und Barmherzigkeit

Am Nachmittag standen die Themenbereiche "Solidarität und Barmherzigkeit" sowie die kommenden Pfarrgemeinderatswahlen am Programm der Plenarsitzung. Die Generalsekretärin der Katholischen Aktion Kärnten, Frau Rolanda Honsig-Erlenburg, stellte die Ergebnisse einer diözesanen Umfrage zum Thema "Unterstützung von Flüchtlingen durch Pfarren" vor. Die Rückmeldungen ergaben ein buntes Bild pfarrlicher Unterstützung. So würden neben der Bereitstellung von Wohnungen für Flüchtlinge vor allem Maßnahmen zur Intergration von Pfarrgemeinden angeboten: Hausbesuche durch Pfarrangehörige, Einladungen zu pfarrlichen Angeboten, Begegnungstage, Feste und MIgrant/innen-Cafes, Sammelaktionen bei pfarrlichen Festen, Sachspenden, Sprachkurse, Nähcafes uvm. Freilich würden sich auch in Pfarren, so Honsig-Erlenburg, Ängste und Ressentiments zeigen - sobald jedoch tatsächlich ein Kontakt zwischen den Menschen in den Pfarren und den Flüchtlingen stattfände, würden viele dieser Ängste und Widerstände verschwinden. 

Bischofsvikar Dr. Josef Marketz, Direktor der Caritas Kärnten, berichtete vom laufenden Engagement der Caritas für Flüchtlinge in der Diözese. Die jüngste Veröffentlichung des Armutsberichtes in Österreich zeige, dass zwar noch immer 18% von Armutsgefährdung betroffen seien, der Trend aber positiv verläuft (2008 waren es mehr als 20%). Das bedeute, so Marketz, dass der Einsatz gegen Armut Sinn mache und tatsächlich Auswirkungen habe. Marketz verwies auf die gute Flüchtlingsbetreuung in den Einrichtungen der Caritas - bis dato habe es in den von der Caritas betreuten Wohnungen keine Schwierigkeiten gegeben. Derzeit würden in 11 Pfarrhöfen, 7 Klöstern und 13 angemieteten Wohnungen knapp 200 Flüchtlinge von der Kärntner Caritas betreut. Nicht nur die Flüchtlinge, sondern auch die Freiwilligen, die helfen, bräuchten Unterstützung - und diese geschehe, so Marketz, mit Hilfe von so genannten "Freiwilligen-Stammtischen", wo ausgebildete Supervisor/innen mit jenen, die sich in der Flüchtlingshilfe engagieren, ins Gespräch kommen. Derzeit würden vor allem Freiwillige für die Betreuung der Asylberechtigten gesucht. 

Pfarrgemeinderatswahl 2017

Auch die kommenden Pfarrgemeinderatswahlen am 19. März 2017 waren Thema des Diözesanrates. Unter dem Motto "ich bin da.für" werden in ganz Österreich rund 30.000 Frauen und Männer per Wahl in die neuen Pfarrgemeinderäte berufen werden, in Kärnten mehr als 2000. Die beiden Referenten für Pfarrgemeinden in der Diözese Gurk, Mag. Anton Rosenzopf-Jank (für die zweisprachigen Dekanate) und Mag. Maximilian Fritz stellten den "Fahrplan" bis zur Pfarrgemeinderatswahl vor. Erstmalig wird es bei der kommenden Wahl kein "klassisches Plakat" geben - in einem österreich weiten Fotoshooting Ende Mai in Linz werden 40 Pfarrgemeinderät/innen aus ganz Österreich als "Plakatmodels" zur Verfügung stehen, aus der Diözese Gurk sind es vier Pfarrgemeinderät/innen.

Zu Ende der Plenar -  Sitzung formulierte Diözesanbischof Dr. Alois Schwarz noch seine Wünsche und Anliegen. Der Kärntner Bischof informierte die Diözesanräte von personellen Wechseln in der Diözese aufgrund von Pensionierungen und betonte die Wichtigkeit der Pfarrgemeinderatswahl. Die  Pfarrgemeinderatswahlen seien ein wichtiger, demokratischer Vorgang. Durch die Wahlen würden die Pfarren an einem Tag rund 1/3 neuer Mitarbeiter/innen gewinnen. „Ich wünsche mir, so Bischof Schwarz, dass unsere Pfarrgemeinden Stützpunkte des Lebens sind. Mein Bild von Seelsorge ist, dass wir in unseren kleinen Pfarrgemeinden eine Atmosphäre von Herberge und Gastfreundschaft bieten - unsere Pfarrgemeinden sollten so etwas sein wie ein „Erzählraum des Lebens“, so Bischof Schwarz.