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Dekanat Rosegg/Rožek

Trends der Bestattungskultur

Formen des Abschiednehmens

 (© Foto: Veronika Partoloth)
(© Foto: Veronika Partoloth)

Interview mit Mag. Walter Egger, Betreiber des Krematoriums Villach, Geschäftsführer der Bestattung Kärnten und Obmann der Bestatterinnung in Kärnten

 

 

Wie eine Gesellschaft mit Sterben, Trauer und Tod umgeht, spiegelt ihr Menschenbild wider, ihre Werte und ihr Selbstverständnis

Abschiedsrituale, Trauerfeiern, Trauermusik und Bestattungszeremonien sind ein wichtiger Teil unserer Kultur. In unseren Regionen stellen sich die Menschen zuallererst die Frage nach der Bestattungsart: Erd- oder Feuerbestattung, aber auch alternative Formen wie die Natur-, See- oder Diamantbestattungen gehören zum Angebotsumfang der Bestatter. Der Wunsch nach einer bestimmten Bestattungsart sollte möglichst zu Lebzeiten besprochen oder niedergeschrieben worden sein. Fehlt eine eine solche Erklärung, entscheiden die Angehörigen.

Trend zur Feuerbestattung steigt

Das erste Krematorium in Kärnten wurde 1952 am Waldfriedhof in Villach errichtet. 2006 wurde dieses gänzlich erneuert und modernisiert. In den städtischen Bereichen liegt der Anteil an Feuerbestattung bereits bei 60% gegenüber der Erdbestattung. In den ländlichen Gebieten ist der Anteil in den letzten 5 Jahren sprunghaft auf 40% angewachsen. Viele Friedhofsbetreiber müssen vermehrt Urnennischen bauen, um der Nachfrage gerecht zu werden.

Bei der Feuerbestattung wird der Körper in einem Sarg in einem Krematorium dem Feuer übergeben. Auf Wunsch kann der engste Familienkreis auch dem Beginn der Einäscherungszeremonie beiwohnen. Die Identität des Verstorbenen wird bei der Einäscherung gewahrt. Am Ende einer Einäscherung bleiben rund 2 bis 3 kg Asche zurück, die in eine Aschenkapsel gefüllt und dem Bestatter oder der Friedhofsverwaltung übergeben wird. Metallische Rückstände von künstlichen Gelenken müssen vorher aus der Asche entfernt werden. Das viel diskutierte Zahngold wird in der Feuerhalle Villach nicht entnommen sondern verbleibt vermischt mit der Asche in der Urne.

Zeremonien werden weltlicher und stiller

Dann kommt schließlich die Frage nach der Zeremonie: Wird das Begräbnis kirchlich ausgerichtet oder durch einen weltlichen Trauerredner begleitet, oder wird es gar in Stille abgehalten und die Verwandten, Freunde und Bekannten erst im nachhinein informiert? Gerade in den Städten ist der Trend zu den beiden letzteren erkennbar.

Begräbniszeremonien sind regional verschieden. Sie ermöglichen den Angehörigen wie allen anderen Teilnehmern, ein letztes Abschiednehmen in der Nähe des Verstorbenen. Freilich sind unsere beruflichen Zwänge einer Teilnahme an Werktagen hinderlich und so wird das vorabendliche „beten“ vor einem Begräbnis zunehmend zum Ort, den Angehörigen zu kondolieren.

Orte der des Gedenkens

Für viele Trauernde sind Gräber auf Friedhöfen wichtige Orte der Trauer, zu denen sie zurückkehren können, um sich an den Verstorbenen zu erinnern. In Österreich besteht nicht nur bei einer Erd-, sondern auch bei einer Feuerbestattung eine Beisetzungspflicht, sei es in einem klassischen Grab, in einer Urnennische, in einer Naturbestattungsanlage (Friedensforst), oder einer namenlosen Urnengruft. Nur unter besonderen Umständen kann die Beisetzung einer Urne auch als Sonderbestattungsanlage in einem privaten Anwesen genehmigt werden.

Dies hat gewichtige trauerpsychologische und kulturelle Gründe und sollte nicht als Reglementierung und Einschränkung der persönlichen Freiheit interpretiert werden. Schließlich sollte die Erinnerung an einen lieben Verstorben wie auch die Trauerbewältigung allen die den Verstorbenen gekannt haben, an einem zugänglichen Platz ermöglicht werden.

Veronika Partoloth