Organisation

Katholisches Familienwerk

„Wenn zwei sich streiten…“

Das Kath. Familienwerk fordert auf, Trennungen nicht auf dem Rücken der Kinder auszutragen!

Kinder haben das Recht auf beide Eltern! (© Foto: Rainbows)
Kinder haben das Recht auf beide Eltern! (© Foto: Rainbows)

„Wenn zwei sich streiten, freut sich der dritte“, heißt es. Ganz sicher nicht zu trifft dieser Spruch auf die vielen Kinder und Jugendlichen, die jedes Jahr von Trennung oder Scheidung ihrer Eltern betroffen sind. In dieser für die Eltern schwierigen Zeit brauchen gerade die Kinder die vollste Unterstützung ihrer Eltern, um die Endgültigkeit der Scheidung zu akzeptieren und um die Beziehung zu beiden Eltern aufrechterhalten zu können.

Kinder bräuchten in dieser krisenhaften Zeit die geduldigsten und tolerantesten Eltern, die sie je gehabt haben und Eltern die pflegeleichtesten Kinder. Dem ist leider nicht immer so...

Die gute Nachricht: In Österreich wird wieder mehr geheiratet, aber es gibt leider auch mehr Scheidungen. 2014 gab es bei den Eheschließungen ein Plus von 3,6 Prozent, bei den Scheidungen einen Anstieg von 4,3 Prozent. 18.960 Personen, davon 12.646 minderjährig, waren im vergangenen Jahr von einer Trennung ihrer Eltern betroffen. Das sind durchschnittlich 1,14 Kinder pro geschiedener Ehe.

Hinter jeder dieser Trennungen steht ein schlimmes Schicksal, doch besonders arg betroffen sind die Kinder und sie trifft es immer. Auch wenn die Scheidung einvernehmlich ist, treten die Kinder und Jugendlichen meist in den Hintergrund.

Kinder werten das Weggehen eines Elternteiles als persönliches Verlassenwerden. Die Gefühlspalette reicht von Trauer, Ohnmacht bis hin zu Schuld, Wut und Aufbegehren. Negative Folgen zeigen sich vor allem im schulischen Bereich und in den sozialen Beziehungen.

Vor allem nach den Sommerferien mit gemeinsamer Zeit werden viele Trennungen und Scheidungen verzeichnet und ziehen Kindern in dieser Umbruchphase den Boden unter den Füßen weg. So erleichtert manchmal Erwachsene darüber sind, endlich eine Entscheidung getroffen und klare Verhältnisse geschaffen zu haben, so tief sitzt der Schock oft bei den Kindern. Auch wenn Kinder spüren, dass es um die Beziehung ihrer Eltern nicht gut bestellt ist, hoffen sie doch bis zuletzt, dass diese trotzdem zusammen bleiben. Oft fällt die Entscheidung für eine Trennung gerade in die eigentlich schönsten Zeit des Jahres und die Kinder starten dann mit denkbar schlechten Voraussetzungen in das neue Schuljahr.

Glücklicherweise gibt es seit einiger Zeit die verpflichtenden Beratungsveranstaltungen für Eltern vor einvernehmlicher Scheidung. Diese dauern zwar nur ca. 1,5 Stunden und sind damit nur ein Tropfen auf dem heißen Stein, doch wird dort zumindest der Fokus intensiv auf das Kind gelegt.

Und vor allem gibt es das Projekt RAINBOWS, das sich seit über 20 Jahren in ganz Österreich um die Kinder und Jugendlichen kümmert, die von Trennung oder Scheidung betroffen sind. In den RAINBOWS-Gruppen treffen sie auf Gleichaltrige, erhalten Anregungen, ihre Gefühle auf verschiedene Arten zum Ausdruck zu bringen und lernen, mit der neuen Familiensituation besser umzugehen.

Wenn sich jemand wirklich dazu entschlossen hat, sich zu trennen, sollte er dabei bitte nicht auf die Kinder vergessen. Das Wichtigste ist es, auch weiterhin Eltern zu bleiben und den Schaden so gering wie möglich zu halten!

 

Mag. Wolfgang Unterlercher, Katholisches Familienwerk Kärnten


http://rainbows.at