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Katholisches Familienwerk

Urlaub im Funkloch?

Ein Plädoyer für etwas weniger Handy in den Ferien und in der Familie.

Auch das Handy braucht Urlaub... (© Foto: Unterlercher)
Auch das Handy braucht Urlaub... (© Foto: Unterlercher)

Meine Generation ist in den 70er Jahren des vergangenen Jahrhunderts aufgewachsen. Wollten wir uns verabreden, musste es verlässlich sein, denn dann waren wir oft stundenlang(!) nicht erreichbar. Dasselbe galt für Vereinbarungen mit unseren Eltern. Waren wir verliebt, haben wir einen bestimmten Termin ausgemacht und dann mit Herzklopfen am Festnetz gewartet. Für besonders intime Gespräche gab es ja noch die zahlreichen Telefonzellen, man musste halt immer genügend Schillingen einstecken haben.

Immer und überall erreichbar: 24 Stunden am Tag, 365 Tage im Jahr. Das Handy bzw. heute das Smartphone lassen uns heute nicht mehr los, nicht einmal in den Ferien und im Urlaub.

„Handy weg vom Steuer“ liest man auf vielen Tafeln, wenn man auf der Autobahn unterwegs ist. Man kann es drehen und wenden, wie man will: Kein anderes Gerät hat die Menschheit in ihrer Geschichte so sehr in Geiselhaft genommen und abhängig gemacht wie das Handy. Auf meinem Weg zur Arbeit begegne ich kaum einem jungen Menschen, der nicht irgendwie mit seinem Handy beschäftigt ist. In Sitzungen oder bei Gesprächen liegt es griff- und sichtbereit auf dem Tisch, sofern es nicht ohnehin dezent im Gebrauch ist. Mitunter verlassen KollegInnen sogar den Raum, denn es sind scheinbar immer wichtige Anrufe, die hereinkommen. Und immer wieder beobachte ich Paare, die sich gegenüber sitzen, jeder mit seinem Smartphone beschäftigt.

Aber genug lamentiert: Natürlich hat das Handy auch viele Vorteile und vor allem für die Jugendlichen ist es ein faszinierendes Fenster zur großen Welt. Man kann es ihnen gar nicht vorenthalten, weil sie sonst in eine Außenseiterrolle kommen würden.

Was wir Erwachsene als Vorbilder aber sehr wohl können, ist, unser eigenes Verhalten zu reflektieren. Sind wir als Erziehende selbst ständig mit dem Handy beschäftigt, werden die Kinder annehmen, dass es sich um eine der wichtigsten Sachen unseres Lebens handelt. Rufen wir sie wegen jeder Kleinigkeit an, werden sie glauben, das muss so sein und dieses Verhalten rasch übernehmen.

Gerade die Ferien bieten die Möglichkeit, auch den Handykonsum ein wenig einzuschränken. Bei einem Ausflug oder bei Badetagen könnten ja die Handys auch einmal daheimbleiben. Oder bei lustigen Spielen einmal für ein paar Stunden auf lautlos oder gar ausgeschaltet werden. Erzählen Sie Ihren Kindern auch, wie das früher war, als man kein Handy hatte und trotzdem soviel unternommen hat. Damit entkräften Sie auch das Argument, es könnte ja was passieren und was dann...? Ein „Notfallhandy“ kann ja trotzdem mitgenommen werden, aber es bleibt an seinem Platz und dient nur der Beruhigung.

Interessanterweise gibt es heute schon immer mehr Betriebe, die einen handy- und internetfreien Urlaub anbieten. Und es gibt sogar Reiseveranstalter, die für Reisen in Regionen ohne Netzzugang werben, also „Urlaub im Funkloch“. Diese Regionen werden aber auf der Welt immer seltener. In unseren Familien sollten die Funklöcher hingegen wieder häufiger werden

 

Mag. Wolfgang Unterlercher, Diözesanreferent des Katholischen Familienwerks