Organisation

Katholisches Familienwerk

Mit Humor und viel Logistik

Weihnachten mit der Patchworkfamilie

Im Familienwerk gibt es viele Bücher zum Thema Patchwork (© Foto: W.Unterlercher)
Im Familienwerk gibt es viele Bücher zum Thema Patchwork (© Foto: W.Unterlercher)

Bereits fast jede 10. Familie in Kärnten lebt im Patchwork. Schon in sogenannten „normalen“ Familien ist es schwierig, den hohen Erwartungen an ein harmonisches Weihnachtsfest gerecht zu werden. Alle wünschen sich ruhige Weihnachten in der Familie, doch was unterm Jahr kaum gelingt, kann nicht plötzlich wie am Schnürchen klappen. Vor allem Patchworkfamilien leiden zu Weihnachten jedoch zusätzlich unter enormen und oft unnötigen Stress: Weihnachten muss hier nämlich zusätzlich sorgfältig geplant werden. Eines jedoch vorweg: Damit es beim „Fest der Liebe“ möglichst wenig Streit gibt, sollten nur die Familienmitglieder zusammen feiern, die sich auch wirklich verstehen.

Im Patchwork bedeutet Weihnachten oft drei Weihnachtsbäume, drei Weihnachtstage und drei verschiedene Orte.

„Weihnachten ist Stress“, hört man vielfach, denn meist beginnen die Diskussionen um den Ablauf und die Rangordnung der einzelnen Bescherungen schon lange, bevor die ersten Weihnachtsartikel im Handel sind.

„Schon in normalen Familien gibt es zu Weihnachten Konflikte“, sagt Wolfgang Unterlercher vom Katholischen Familienwerk/Rainbows Kärnten. Diese sind in der Patchworkfamilie jedoch sogar vervielfacht.“ Und so wird das Fest oft zu einer ausgeklügelten logistischen Meisterleistung, weil es fast unmöglich ist, die Wünsche aller Familienmitglieder unter einen Hut zu bekommen.

Ein guter Tipp von PsychologInnen: Eltern und Kinder sollen die wichtigsten Wünsche und Traditionen für das Fest auf verschiedene Zettel schreiben. Und aus diesem großen Puzzle kann man dann gemeinsam versuchen, Kompromisse zu finden und zu schauen, welche Anliegen sich überhaupt umsetzen lassen.

Völlig falsch ist es, „den Kindern zuliebe“ noch einmal zusammenzukommen und eine heile Welt vorzuspielen. Erstens spüren die Kinder ganz genau die vorhanden Spannungen und zweitens ist die Enttäuschung oft viel größer, wenn dann alle wieder getrennte Wege gehen. Wenn die unterschiedlichen Familienmitglieder sich nicht mehr verstehen, sollten sie auch nicht mehr zusammen Weihnachten feiern. Leider gelingt nur ganz selten ein gemeinsames Fest inklusive der neuen Partner und Stiefgeschwister. Und auch wenn es scheinbar funktioniert, kostet es einige der Beteiligten große Überwindung und bedarf großer Schauspielkunst.

Idealer ist es, wenn man Weihnachten nicht auf den Heiligabend reduziert und so den Kindern die Möglichkeit gibt, jeden Tag woanders verbringen. Und natürlich kann man den Heiligen Abend in mehreren „Etappen“ feiern, was aber zusätzlichen Stress bedeutet.

Um Konflikte unter dem Weihnachtsbaum zu vermeiden, sind unbedingt rechtzeitige Absprachen nötig. Je früher geplant wird, desto leichter können Enttäuschungen vermieden werden. Sollte sich die alte Familie dazu entscheiden, das Fest gemeinsam zu verbringen, ist Eifersucht bei Stiefmüttern und Stiefvätern vorprogrammiert.

Fazit: Weihnachten im Patchwork ist immer eine Herausforderung, denn zu keinem anderen Zeitpunkt im Jahr zeigt sich so deutlich, wie zerbrochen die Familie ist. Ein gutes Rezept sind eine große Portion Humor und heruntergeschraubte Erwartungen. Dann können „Patchworkweihnachten“ trotz allem sehr gut gelingen.