Kann denn Liebe ewig währen?
Spannender Studientag für die ReferentInnen der Eheseminare mit Dr. Erich Lehner.
Am 28. Jänner 2016 fand im Diözesanhaus in Klagenfurt der jährliche Studientag der ReferentInnen in der Ehevorbereitung statt. Mit Dr. Erich Lehner, Psychoanalytiker, Männer- und Geschlechterforscher, IFF Institut für Palliativ Care und OrganisationsEthik, konnte ein überaus kompetenter und vielschichtiger Referent gewonnen werden. Sein reicher Erfahrungsschatz führte dann auch dazu, dass der Tag um die beiden wichtigsten Themen im Leben, nämlich Liebe und Tod kreiste.
Zunächst gab es einen Austausch mit durchaus positiven Rückmeldungen an das Katholische Familienwerk als Trägerorganisation. Immerhin besuchen ca. 350 Paare pro Jahr die Eheseminare, das sind etwa die Hälfte aller kirchlichen Trauungen. Sehr positiv werden von den Teilnehmenden auch die Freiwilligkeit und Kostenlosigkeit der Seminare bewertet.
Grundsätzlich wird aber auch gewünscht, dass diese wichtige Form der Pastoral innerkirchlich einen höheren Stellenwert bekommt. Immerhin bekommen die Menschen ein sehr positives Erlebnis von Kirche vermittelt, und es wird ihnen gesagt: „Ihr seid die kleinste Kirche!“
Oft sind die Räume in den Pfarren sehr klein, manchmal wird auch Miete verlangt, wobei dieses Geld dann unnötig im Kreis geschickt wird.
Erich Lehner ging in seinen Ausführungen weit in die Geschichte zurück und betonte, dass die Liebesheirat erst eine Errungenschaft des letzten Jahrhunderts ist. Früher war Liebe in der Ehe eher hinderlich, der Zweck diente in erster Linie der Fortpflanzung. Er strich auch die Fortschrittlichkeit der nordischen Länder in der Familienpolitik hervor, von der Reduzierung der Säuglingssterblichkeit bis hin zur Väterkarenz.
Sehr anschaulich beschrieb er den Übergang von der Verliebtheit mit den Schmetterlingen im Bauch bis zur Transformierung in den Zustand der Liebe und der Bindung. Folgerichtig ist für Lehner eine gelingende Beziehung auch immer Arbeit an der Bindung.
Trotz hoher Scheidungsraten verfolgt er einen positiven Ansatz, denn sehr viele Ehen halten länger als 45 Jahre. Ein allgemein gültiges Rezept gibt es aber nicht, und so beantwortete Lehner die Frage, ob Liebe ewig währen kann, auch mit einem „jein“.
Man könnte diesem faszinierenden Referenten noch stundenlang zuhören, aber nachdem er auch für die Universität Klagenfurt tätig ist, gibt es vielleicht bald einmal ein Wiedersehen...