Organisation

Katholisches Familienwerk

Es war ein gutes Jahr ...

Papst Franziskus machte die Familie zum Hauptthema.

Wir wünschen uns Familien, in denen viel gelacht wird... (© Foto: Pichler)
Wir wünschen uns Familien, in denen viel gelacht wird... (© Foto: Pichler)

2014 war ein gutes Jahr für die Familien, zumindest aus katholischer Sicht. Auch wenn wir noch bis zum Herbst 2015 warten müssen, bis verbindliche Beschlüsse gefasst werden: Allein die Tatsache, dass Papst Franziskus die Familie zum Thema der außerordentlichen Bischofssynode gemacht hat, ist ein deutliches Signal für ihren großen Stellenwert in Gesellschaft und Kirche.

Schon die Ergebnisse der Umfrage, die im Herbst 2013 gestartet wurde, haben deutlich gezeigt, wie sehr die Lehre der Kirche und die Lebensrealitäten der Menschen heute oft auseinanderklaffen.

Das Katholische Familienwerk geht von einem positiven Ansatz aus. Wir glauben daran, dass Familie gelingt und sehen es in erster Linie als unsere Aufgabe, diese zu stärken. Wenn aber das Ziel einer „intakten“, harmonischen Familie, wie es sich die überwiegende Mehrheit der ÖsterreicherInnen wünscht, nicht gelingt, sind wir auch da. Wir glauben fest daran, dass alles Zerbrechen eine große Chance für einen guten Neubeginn darstellt.

Die heutige Familienpastoral hat enorme Herausforderungen zu bewältigen, sie muss einen großen Spagat machen zwischen sehr konservativen und zum Teil sehr liberalen Ansichten. Vielfach wird bemängelt, dass zuviel Augenmerk auf das Scheitern und auf „Randgruppen“ gelegt wird und „intakte“ Familien zu kurz kommen. Wir begrüßen daher den offenen Meinungsaustausch bei der Bischofssynode, der in der katholischen Kirche bisher nicht so ausgeprägt war. Gegenseitiger Respekt ist das Allerwichtigste, wenn es um Familie geht. „Die traditionelle Familie hat keine Lobby“, heißt es oft und dieses Argument ist absolut ernst zu nehmen.

Positiv ist, dass viele Themen diskutiert wurden und unterschiedliche Familienformen oder Formen der Partnerschaft wahrgenommen wurden. Die religiöse Situation in den Familien wurde ebenso besprochen wie die große Kluft zwischen kirchlicher Lehre und Praxis, was die Sexualität betrifft. Wir sehen das Hauptproblem darin, dass die Kirche vielfach die Sprache der Menschen verlernt hat (und umgekehrt). Wenn wir junge Familien ansprechen wollen, werden wir uns viel offener und toleranter zeigen müssen oder wir sprechen gewisse Themen nicht mehr an, was schade wäre.

Wir erfahren täglich aus Gesprächen, wie schmerzhaft das Zerbrechen einer Familie sein kann und wie weh es tut, als „Christ zweiter Klasse“ behandelt zu werden. Und deshalb sehen wir es auch als unsere Aufgabe, für Menschen da zu sein, die große Verletzungen erfahren haben. Wir hoffen sehr, dass hier ein Prozess der Offenheit in Gang gesetzt wird, der die Vielfalt von Lebensformen respektiert und die verschiedenen Zugänge zum Glauben, ohne dass gleich der mahnende Zeigefinger ins Spiel kommt.

„Barmherzigkeit“ ist sicher das passendste Wort, wenn wir unsere Auffassung von Seelsorge beschreiben wollen. Natürlich sind auch wir dafür, dass es Werte und Regeln gibt, sonst wäre alles völlig unverbindlich. Und auch in jeder funktionierenden Familie gibt es ein solches Wertesystem. Aber wir sind heute mehr als je zuvor gefordert, das Evangelium in eine Sprache zu übersetzen, welche die Menschen, die wir begleiten, auch verstehen.

 

Mag. Wolfgang Unterlercher, Diözesanreferent des Katholischen Familienwerks Kärnten