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Katholisches Familienwerk

Der Terror kommt ins Kinderzimmer….

Wir Christen müssen uns darauf einstellen, dass es keine heile Welt mehr geben wird.

Es wird für uns Christen keine heile Welt mehr geben, wie wir sie aus Kindertagen kennen... (© Foto: Unterlercher)
Es wird für uns Christen keine heile Welt mehr geben, wie wir sie aus Kindertagen kennen... (© Foto: Unterlercher)

In meiner Kindheit in den 70er-Jahren wuchsen wir mit zwei Fernsehprogrammen, dem Festnetztelefon und einer Handvoll Tageszeitungen relativ behütet auf. Selbst der Terror der „Roten-Armee-Fraktion“ ging ziemlich spurlos an uns vorüber. Die Eltern sprachen nicht darüber und auch in der Schule war es kein Thema.

Nun haben sich die Zeiten dramatisch geändert: Kinder und Jugendliche haben das Internet in der Hosentasche und sind damit praktisch immer mit der ganzen Welt vernetzt. Wir können sie als Erziehende nicht mehr behüten oder von irgendwelchen Informationen fernhalten. Und neben dem ganzen Segen des Internets kommt nun auch der Schrecken ins Kinder- und Jugendzimmer.

Das www hat sich in den letzten Jahren zu einem der wichtigsten Medien für Kinder und vor allem Jugendliche entwickelt. So nutzen mittlerweile annähernd 100% der 12- bis 18-Jährigen das Netz und noch nie war so viel Information verfügbar und in so kurzer Zeit abrufbar.

Natürlich haben viele von ihnen auch die ultrabrutalen Anschläge in Paris und anderswo verfolgt, die bis jetzt der Höhepunkt einer permanenten Terrorwelle im 21. Jahrhundert waren. Gewalt und Aggression sind aber leider auch ständige Begleiter in den unendlichen Weiten der modernen Kommunikation.

Eben dieses Nebeneinander von Chancen und Risiken macht es notwendig, dass sich Eltern mit den Inhalten und Möglichkeiten des Internet auseinandersetzen, sich für die Surfgewohnheiten ihrer Kinder interessieren und mit ihnen über besuchte Seiten und Verhaltensregeln im Netz im Gespräch bleiben. Verdrängung oder Bagatellisierung funktionieren längst nicht mehr.

Unsere Zeit macht es aber auch notwendig, dass Eltern sich mehr denn je mit ihren Kindern beschäftigen, auf Rückzug oder Verhaltensänderungen achten und so oft wie möglich das Gespräch suchen. Immer wieder ist zu lesen, dass Eltern radikalisierter Jugendlicher sich völlig überrascht zeigen, wenn aggressive Taten gesetzt werden.

„Abstrakte Gefahr“ ist das Unwort der Stunde, mit dem kaum jemand etwas anfangen kann. Aber es trägt schon einen tieferen Sinn in sich: Erstmals in meinem Leben spüre ich eine latente Angst und Verunsicherung, die sich schwer beschreiben lassen. Nicht so sehr um meine Generation, die mitten im Leben steht, aber um die Zukunft unserer Kinder. Wie wird unsere Welt sein, wenn sie erwachsen sind? Wie können wir sie stärken und auf immer unsicherer werdende gesellschaftliche Strukturen vorbereiten?

Das Zauberwort heißt wohl Dialog: Dialog in der Familie, auch über andere Kulturen und andere Religionen. Wenn es uns gelingt, den Kindern Offenheit, Toleranz und Respekt, gepaart mit einem Quantum Vorsicht in ihren „Lebensrucksack“ zu packen, haben sie ein perfektes Rüstzeug für ein gutes Leben. Wie meist im Erziehungsalltag können auch bei der Internetnutzung das gute Vorbild und das direkte Gespräch mit Kindern und Jugendlichen durch nichts ersetzt werden.

 

Mag. Wolfgang Unterlercher ist Leiter des Katholischen Familienwerks Kärnten