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Katholisches Familienwerk

Als Christen Halloween feiern?

Gedanken zu unseren Gedenktagen für die Verstorbenen.

 (© Foto: W.Unterlercher)
(© Foto: W.Unterlercher)

Nichts verdrängt der Mensch so perfekt wie genau jenes Faktum, das unumstößlich ist: Dass wir früher oder später wieder gehen müssen. Pünktlich einmal im Jahr senkt sich eine Schwere und Nachdenklichkeit über unsere Gesellschaft und unsere Medien. Der Tod ist dann zu Gast auf den Titelseiten der Zeitungen und wir schmücken die Gräber unserer Lieben. Vielleicht wird auf dem Friedhof noch ein wenig getratscht, dann gehen alle wieder ihrer Wege, froh, wieder im „normalen“ Leben sein zu dürfen.

Aber selbst diese beiden Gedenktage haben heute ihre Alleinstellung im Jahresrhythmus längst verloren: Aus dem alten Brauch des „All Hallow´s Eve“ hat sich vor allem bei uns ein kunterbuntes Treiben entwickelt, das mit dem Gedenken an unsere Toten überhaupt nichts mehr zu tun hat und rein auf Spaß und Unterhaltung getrimmt ist. Man hat den Eindruck, dass damit die Faschingszeit noch ein wenig verlängert wird. Vor allem Kinder sind fasziniert von den Verkleidungen und dem Spruch „Süßes oder Saures“. Und so stehen wir heute vor der Tatsache, dass es in den Geschäften neben Allerheiligengestecken auch alle möglichen Kürbisartikel gibt.

Warum auch nicht?, könnte man sagen. Halloween hat überhaupt keine religiöse Bedeutung, es ist eine völlige sinnentleerte Attraktion für Kinder, Jugendliche und mittlerweile auch Erwachsene und kann niemals eine Konkurrenz zu Allerheiligen und Allerseelen sein. Vielleicht ist es sogar positiv, den Kontrast zwischen der völligen Oberflächlichkeit eines Halloween-Abends und dem Friedhofsbesuch am nächsten Tag zu spüren. Nur eines sollte auf keinen Fall passieren: Dass Allerheiligen und Allerseelen in der Familie durch Halloween ersetzt werden.

Ich glaube, wir sollten uns diese beiden Gedenktage an die Toten nicht nehmen lassen. Hier sind vor allem die Eltern gefordert, ihren Kindern Verlust und Trauer nicht vorzuenthalten und auch abseits des Trubels die Gräber der Verstorbenen zu besuchen. Und es wäre auch sehr positiv, wenn die Medien den Tod auch neben Allerheiligen und Allerseelen immer wieder thematisieren würden. Und ich meine damit nicht den allgegenwärtigen Terror, sondern die Endlichkeit unseres Seins. Denn in Wirklichkeit macht der Tod unser Leben erst so kostbar und er macht es schöner: Er relativiert unseren Egoismus, all unser Streben nach Karriere und Besitz und alles, was wir in unsere Lebenszeit-Kiste hineinstopfen möchten. Und vor allem hindert er uns daran, uns selbst allzu wichtig zu nehmen.

Und daher sollten wir Christen auch Halloween nicht so wichtig nehmen, sehr wohl aber das Gedenken an die uns Vorausgegangenen. Und dabei ist es nicht so wichtig, ob man zu Allerheiligen am Friedhof gesehen wird. Gräber sind wichtige Anker für die Erinnerung, aber sie sind es eben das ganze Jahr über. Und gestorben wird immer, auch an den blauen Sommertagen...

 

Mag.Wolfgang Unterlercher, Katholisches Familienwerk