Organisation

Kirche und Arbeitswelt

KAB unterstützt alternative Formen des Wirtschaftens

Kooperationen über Pfarr- und Ideologiegrenzen hinweg

FOODCOOP BONAUDELTA (© Foto: Maria Etl)
FOODCOOP BONAUDELTA (© Foto: Maria Etl)

Mit in- und ausländischen Wirtschaftsinitiativen, die besondere Freiräume für Teilhabe und Mitgestaltung der Beschäftigten ermöglichen, hat sich die Katholische Arbeitnehmerbewegung Österreichs (KABÖ) auf ihrer jüngsten Herbstkonferenz in Salzburg befasst.

Eine Exkursion führte die Delegierten aus ganz Österreich zu "Foodcoop Bonaudelta" in der Salzburger Törringstraße, zu einer Lebensmittelkooperative, in der Konsumenten selbstorganisiert Produkte direkt von regionalen Bauernhöfen, Gärtnereien und Imkereien kaufen. Sozialen Anliegen werde dabei Vorrang gegenüber den vorherrschenden Marktgesetzen gegeben und so ein "Beitrag zur Veränderung von derzeit üblichen Arbeits- und Produktionsprozessen" geleistet.

Vergleichbare Initiativen aus Österreich und darüber hinaus, die in den Bereich Ernährung, Wohnen oder Ressourcen-Verbrauch Alternativen anbieten, zeigte beim Studientag Markus Blümel von der Katholischen Sozialakademie Österreichs auf. Die aktuellen Krisen habe uns vor Augen geführt, dass die vorherrschende Wirtschaftsideologie ein Irrweg ist.
Um so dringlicher ist die Suche nach anderen, alternativen Wirtschaftsformen, die den Mensch, die Natur und die Zukunft unseres Planeten in den Mittelpunkt stellen.

Der Begriff „Solidarische Ökonomie“ fasst die vielen unterschiedlichen Ansätze zusammen, die in diese Richtung gehen. Vor allem im Umfeld der Bewegung der Weltsozialforen entstand eine globale dynamische Diskussion und Praxis über verschiedenste Formen Solidarischer Ökonomie. Heute blühen solidarwirtschaftliche Projekte in den unterschiedlichsten Lebens- und Arbeitsbereichen. In der Daseinsvorsorge (Wohnen, Energie, Wasser), im produzierenden Sektor (z. B. Industrie), im Gesundheitsbereich, in der Landwirtschaft, im nicht-monetären Bereich etc. In Nordamerika entstand das Community Economic Development, in Afrika die People´s Economy, in Indien gibt es eine breite Palette von solidarökonomischen Initiativen, in Brasilien ist die Solidarische Ökonomie bereits zu einer umfassenden, staatlich geförderten Alternative zur neoliberalen Wirtschaft geworden. Die Idee der Solidarischen Ökonomie besteht darin, demokratische Kontrolle nicht nur in der Politik, sondern auch in der Wirtschaft einzuführen. Anstelle des Prinzips der Konkurrenz treten verschiedene Kooperations- und Mitbestimmungsformen. Diese Ideen und insbesondere die genossenschaftlichen Prinzipien und Strukturen sind nicht völlig neu, aber von neuer Aktualität und Bewegtheit. Sie haben zum Teil ihren Ursprung im 18. und 19. Jahrhundert und sind insbesondere in den südeuropäischen Ländern bis heute lebendig. Aber auch in Lateinamerika, Afrika und Asien bestehen traditionelle Formen neben den neuen Projekten und Ansätzen kooperativen Wirtschaftens.

Ziel sei dabei jeweils "ein gutes Leben für alle". Die Delegierten plädierten im Bemühen, eine solidarischere, gerechtere Zukunft aufzubauen, die möglichst alle am gesellschaftlichen Fortschritt und Wohlstand teilhaben lässt, für Kooperationen mit gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Kräften, die sich ähnlichen Zielsetzungen verschreiben. "Ideologiegrenzen" seien dabei nachrangig.

Wie aus den Berichten aus den Diözesen bei dieser Bundeskonferenz sichtbar wurde, finden schon heute zahlreiche Kooperationen der KAB mit zukunftsgestaltenden Initiativen über Pfarr- und Ideologie-Grenzen statt: So beteiligten sich KAB-Aktivisten/innen an diversen Bürgerprotesten gegen TTIP und CETA, sind an den „Wegen aus der Krise“ beteiligt, stellen gemeinsam mit anderen die „Grundsicherung“ als Denkmodell zur sozialen Absicherung für alle zur Diskussion, fordern ein Überdenken vom generellen Ausschluss von Asylwerbern vom Arbeitsmarkt. KAB-Positionen zur Zukunft der Arbeitswelt, die in dem kürzlich verabschiedeten Thesenpapier zur „Tätigkeitsgesellschaft“ zusammengefasst sind, will die Arbeitnehmerorganisation selbstverständlich auch das von der KAÖ initiierte „Zukunftsforum 3000“ und in den von der KSÖ angeregten ökumenischen Dialog zum „sozialwort10+“ einbringen.

Rückenwind in ihrem Engagement für gelebte Solidarität erhält die KAB durch Papst Franziskus. Dessen "markante Anmerkungen" im Pastoralschreiben "Evangelii Gaudium" zur Wirtschaft ("Nein zu einer Wirtschaft der Ausschließung") und Geld-Politik ("Nein zu einem Geld, das regiert, statt zu dienen") erfordern ein Umdenken in Wirtschaft und Gesellschaft.