Organisation

Kärntner Kirchenzeitung - „Sonntag”

Wir haben einen besonderen Zugang zum leidenden Menschen

Dir. Michael Steiner und Prim. Manfred Kuschnig vom Elisabethinen-Krankenhaus in Klagenfurt im Gespräch.

Was macht für Sie beide eigentlich das Besondere eines konfessionellen Krankenhauses aus?
Kuschnig: Ich denke, dass in geistlichen Häusern viele Mitarbeiter einen besonderen Zugang zum Menschen, zum Leidenden haben. Die christliche Nächstenliebe schwingt mehr mit.
Steiner: Das ist ein Punkt, denn ein Krankenhausaufenthalt ist für niemanden besonders angenehm. Das Besondere eines konfessionellen Krankenhauses zeigt sich aber auch in anderen Bereichen: In St. Veit haben wir jährlich etwa 700 Geburten. Wir bieten dort halbjährlich Kindersegnungen an, und man merkt, wie sich die Eltern dadurch wieder dem Christentum zuwenden. Viele Kinder sind zu diesem Zeitpunkt noch gar nicht getauft. Aber auch die Jahrhunderte lange Tradition und Spiritualität der Orden ist in einem Spital wie den Elisabethinen oder den Barmherzigen Brüdern in St. Veit deutlich spürbar.

Wenn Sie St. Veit und Klagenfurt vergleichen: Gibt es Unterschiede?
Kuschnig: Man spürt schon eine gewisse Polarität männlich-weiblich. Die Brüder haben das Credo des hl. Johannes von Gott: Das Herz befehle! Also doch eher männlich. Bei den Schwestern der hl. Elisabeth heißt es: Es geschehe allzeit aus Liebe. Wenn man das miteinander verbindet, dann passt es ganz gut.
Für mich ist das der christliche Mehrwert.

Die Orden leiden ja auch an fehlendem Nachwuchs. Wie wichtig ist es, Ordensangehörige im Spital zu haben?
Steiner: Es ist schon wichtig, dass Ordensangehörige erstens als Vertreter des Eigentümers, aber zweitens natürlich auch mit ihrer Spiritualität vor Ort sind. Das zieht sich ja durch viele Bereiche durch. Nehmen Sie St. Veit, das als erstes Krankenhaus eine Palliativstation hatte.

Herr Dr. Kuschnig, als Arzt sind Sie täglich mit Leid konfrontiert. Manchmal sogar bis hin zum Tod. Wie geht man damit um? Stützt einen hier der eigene Glaube?
Kuschnig: Der eigene Glaube wächst daran. Man wird ein bisschen vom mechanistisch naturwissenschaftlichen Mediziner zum Arzt, der durch den Glauben etwas mehr Hilfe erhält, um mit den Patientenschicksalen umgehen zu können. In meinem Fachbereich gibt es ja nur selten so schlimme Fälle. Aber es gibt schon Schicksale, die schwer zu tragen sind. Da hilft einem der Glaube.
In Österreich wird immer wieder vom teuren Gesundheitssystem gesprochen und der Notwendigkeit einer Spitalsreform. Was könnten öffentliche Krankenhäuser von Ihnen lernen?
Steiner: Wir bieten schon ein Modell, das im Durchschnitt günstiger ist als Spitäler in öffentlicher Trägerschaft. Und die Patienten geben uns in Umfragen sehr gute Noten.
Kuschnig: Ich würde den anderen Häusern empfehlen, dass man vielleicht die Verwaltung etwas näher an die Medizin rücken sollte. Das gemeinsame Interesse des Patienten sollte im Vordergrund stehen.

Wie sieht dieses „Kärntner Modell“ der Kooperation zwischen Klagenfurt und St. Veit in der Praxis aus? Wo liegen die Vorteile?
Steiner: Das sind die unterschiedlichen Schwerpunkte. Bei den Elisabethinen konzentrieren wir uns eher auf chronische Erkrankungen aus den Bereichen der Diabetologie und Rheumatologie und haben uns mit der Abteilung für Orthopädie einen sehr guten Ruf erarbeitet. In St. Veit geht es stärker hin zur großen Chirurgie des Magen-Darm-Bereichs. Gemeinsam mit der Internen sind wir dort ein Schwerpunktkrankenhaus für Magen-Darm-Krebs. Dazu kommt noch ein Schwerpunkt im Bereich der Gynäkologie mit – wie gesagt – 700 Geburten jährlich.

Was sagt der medizinische Leiter zu dieser Kooperation?
Kuschnig: Das ist ein wirklich tolles Zusammenarbeiten. Wir arbeiten in vielen Bereichen parallel. Wenn es die Situation, der Patient oder auch die wirtschaftliche Lage erfordern, sind wir ein sehr gutes Team. Als unsere Operationssäle renoviert wurden, haben wir drei Wochen lang in St. Veit operiert. Das war eine enorme logistische Leistung. Durch das Miteinander entstehen Synergien.
Steiner: Was noch dazu kommt: Wir können durch die beiden Standorte sowohl den Patienten wie auch den Mitarbeitern sehr interessante Angebote machen. Und durch die sich ergänzende Schwerpunktsetzung sind wir ein verlässlicher Partner des Landes Kärnten.

Sie sind sozusagen der jüngste Primar des Hauses. Ihre Wünsche für die Zukunft?
Kuschnig: Das Wissen weitergeben und weiter lernen dürfen. Zufriedene Patienten haben und mit ihnen entsprechend kommunizieren und ihnen helfen.