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Kärntner Kirchenzeitung - „Sonntag”

Widerstand gegen Kreuz-Verbot

Wiener Dogmatiker Tück und Bischof Alois Schwarz kritisieren Universität Wien

Die Universität Wien verbannt alle Kreuze aus ihren Hörsälen. Auch aus denen der Katholisch-Theologischen Fakultät. Eine Entscheidung, die auf Unverständnis und heftige Kritik stößt. von Gerald Heschl/pgk

Die Uni Wien verbannt Kreuze aus ihren Hörsälen - auch aus denen der Katholisch-Theologischen Universität. Dagegen erhebt sich Widerstand: Der Wiener Univ.-Prof. Jan Heiner Tück (s. Foto) und Bischof Alois Schwarz kritisieren diese Entscheidung vehement. (© Foto: jan-heiner tück/univie)
Die Uni Wien verbannt Kreuze aus ihren Hörsälen - auch aus denen der Katholisch-Theologischen Universität. Dagegen erhebt sich Widerstand: Der Wiener Univ.-Prof. Jan Heiner Tück (s. Foto) und Bischof Alois Schwarz kritisieren diese Entscheidung vehement. (© Foto: jan-heiner tück/univie)
Das Aschenkreuz - Symbol für Leben, Sterben und Leben. Bischof Schwarz kritisierte die Entscheidung der Wiener Universität scharf. (© Foto: pgk/neumüller)
Das Aschenkreuz - Symbol für Leben, Sterben und Leben. Bischof Schwarz kritisierte die Entscheidung der Wiener Universität scharf. (© Foto: pgk/neumüller)

Diskutiert wird schon lange über das Kreuz in öffentlichen Gebäuden. Dabei sind es kaum Angehörige anderer Religionsgemeinschaften, sondern in erster Linie militante Atheisten, die am Kreuz Anstoß nehmen. Nun hat als erste Hochschule des Landes die Universität Wien auch in Hörsälen, die von der Katholisch-Theologischen Fakultät genutzt werden, das Anbringen von Kreuzen verboten.
„Laizistisches Gefälle“
Eine Entscheidung, die auf „großes Unbehagen“ stößt, wie dies der Wiener Theologieprofessor Jan-Heiner Tück in einem Artikel in der „Frankfurter Allgemeinen Zeitung“ zum Ausdruck brachte. Zwar könne er die Position der Universitätsleitung nachvollziehen, die im Verhältnis zu den Religionen und Weltanschauungen auf eine Haltung der „Äquidistanz“ poche – zugleich aber orte er in der Entscheidung ein bedenkliches „laizistisches Gefälle“, denn wenn man gewollt hätte, so hätte es auch Alternativen oder eine Kompromisslösung gegeben, erinnert Tück an eine ähnliche Debatte an der Universität Innsbruck. Dort hatte man der Fakultät zugebilligt, zumindest noch in einem der Räume ein Kreuz zu belassen. Auch habe es keinerlei Konsultations- oder Meinungsbildungsprozess zu dieser Frage an der Universität gegeben, kritisiert Tück.
Kein Ort für das Eigene
Der Dogmatik-Professor bezeichnet die Entscheidung zur Entfernung der Kreuze als „symbolpolitischen Einschnitt von historischer Tragweite“. Er stellte die kritische Anfrage: „Muss die Achtung vor der Andersheit Andersdenkender und Andersgläubiger so weit gehen, dass das Eigene der Theologie keinen sichtbaren Ort mehr hat in den Hörsälen der Universität Wien?“
Geschichtsvergessenheit
Darüber hinaus bleibe ein prinzipielles „Unbehagen“, da mit dem Kreuz ein zentrales Symbol nicht nur des Christentums aus der Universität verschwinde, sondern ein Symbol, das „die Kultur und Geschichte Österreichs“ und im Speziellen auch die Geschichte der Universität Wien geprägt habe.
Insofern spreche ein gewisses Maß an „Geschichtsvergessenheit“ aus der aktuellen Entscheidung, so Tück.
Neben der historischen Zäsur wirft der Vorgang an der Uni Wien für den Theologie-Professor eine grundsätzliche Frage auf – nämlich: „Welches Verständnis von Religionsfreiheit steht im Hintergrund, wenn die Universitätsleitung in den neuen Hörsälen ausnahmslos keine religiösen Symbole mehr zulässt?“ Dies provoziere die Anschlussfrage, wie das entstehende symbolische Vakuum gefüllt wird: „Bleibt die weiße Wand wirklich leer?“
Auf die Sichtbarkeit des christlichen Kreuzes im öffentlichen Raum pocht auch Diözesanbischof Alois Schwarz. Das Kreuz habe „in Gesellschaft und Welt“ einen fixen Platz, heute jedoch „besteht die Gefahr, dass das Kreuz und damit das zentrale Symbol des Christentums verdrängt wird“, sagte der Bischof bei der Segnung des neuen Kreuzwegs am Areal des Maria Saaler Doms.
Kreuz als starkes Zeichen
Schwarz verwies wie schon in seiner Predigt bei der Liturgie am Aschermittwoch auf den Schritt der Universität Wien, wonach, in den von der Katholisch-Theologischen Fakultät im Uni-Hauptgebäude genutzten Hörsälen, künftig keine Kreuze mehr an der Wand hängen dürfen.
Das Kreuz sei gleichermaßen ein „starkes Zeichen und eine starke Botschaft, denn die christliche Botschaft heißt: leben, sterben und leben“, betonte der Bischof. Ein Blick in die digitalen und analogen Medien mache deutlich, „dass der Mensch dem Menschen zur Bedrohung wird, wenn er nicht Gott in sich wirken lässt“.
Der Künstler Karl Vouk – er hat den neuen Kreuzweg in Maria Saal gestaltet – übt Kritik an Auswüchsen einer falsch verstandenen „political correctness“, wie sie sich zum Beispiel im Abhängen von Kreuzen in Schulen oder Gerichtsgebäuden zeige.
Kreuzweg als Statement
Dies sei eine „Ignoranz gegenüber der eigenen Geschichte und Kultur“, so Vouk. „Auf diese Weise verlassen und verleugnen wir unser Fundament, das sich im Christentum und in der Antike manifestiert.“ Referenzpunkt der westlichen Kultur sei die Geburt Jesu Christi. „Wir tun gut daran, uns dieser Ursprünge wieder neu zu besinnen“, so Vouk. In diesem Sinn verstehe er den von ihm gestalteten Kreuzweg auch als „kulturpolitisches Statement“.