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Kärntner Kirchenzeitung - „Sonntag”

Sich moralisch ernähren

Kurt Remele zum Welternährungstag am 16. Oktober

Zum Welternährungstag schreibt der Grazer Theologe Univ.-Prof. Kurt Remele über den Zusammenhang von Ethik und Ernährung.

Der Grazer Ethik-Professor Kurt Remele zum Welternährungstag am 16. Oktober zur Frage einer ethisch richtigen Ernährung. (© Foto: univie.ac.at)
Der Grazer Ethik-Professor Kurt Remele zum Welternährungstag am 16. Oktober zur Frage einer ethisch richtigen Ernährung. (© Foto: univie.ac.at)
Der Grazer Ethik-Professor Kurt Remele (© Foto: privat)
Der Grazer Ethik-Professor Kurt Remele (© Foto: privat)

Im Juli dieses Jahres fand in der englischen Universitätsstadt Oxford die weltweit erste interreligiöse Tagung über „Tierschutz und Religionen“ statt. Veranstaltungsort war das St. Stephen’s House, eine Ausbildungsstätte für Priesterinnen und Priester der anglikanischen Staatskirche.
Die Tagung war eine bunte, dichte und spannende Veranstaltung von Angehörigen aller Weltreligionen. Universitätslehrerinnen und -lehrer nahmen daran ebenso teil wie Studierende, Mitarbeiterinnen aus Tierheimen und Tierschutzorganisationen, ein Psychoanalytiker und zwei Bischöfe. Einer dieser Bischöfe, der achtzigjährige Metropolit Kallistos Ware, berichtete von seinem Besuch eines orthodoxen Klosters in den USA, in dem ihm die Mönche ohne Gewissensbisse ihre in Legebatterien gehaltenen Hühner zeigten. Der Bischof war völlig entsetzt und sprach sich klar und deutlich gegen jede Massen- und Intensivtierhaltung aus: „Tierfabriken sind eine Gotteslästerung.“
Bei der gesamten Konferenz wurden nur vegane Mahlzeiten aufgetischt: kein Fleisch, und kein Fisch, keine Eier und kein Käse, dafür Soja und Hülsenfrüchte, Pilze und Vollkornbrot. Vegane Ernährung mag vielen als zu extrem erscheinen. Unstrittig jedoch ist, dass der Konsum von Fleisch aus tierethischen und ernährungsmedizinischen Gründen drastisch reduziert werden sollte. Und natürlich auch aus ökologischen Gründen: Man braucht 13 kg Getreide, um 1 kg Rindfleisch für Fast-Food Hamburger zu produzieren. Man benötigt dafür 12-mal so viel Wasser wie für ein Kilo Brot, 64-mal so viel wie für ein Kilo Kartoffeln und 86-mal so viel wie für ein Kilo Tomaten.