Organisation

Kärntner Kirchenzeitung - „Sonntag”

Redaktion im Klassenzimmer

Schülerinnen und Schüler der Caritas-HLW schreiben im "Sonntag"

Schülerinnen und Schüler der Höheren Lehranstalt für wirtschaftliche Berufe HLW des Kärntner Caritasverbandes schreiben seit Wochen Kommentare. Es geht um Themen, die junge Leute bewegen. Begleitet werden sie dabei von Deutschlehrer Anton Odrei und dem „Sonntag“. von Ingeborg Jakl

Das Team der Nachwuchs-JournalistInnen  (© Foto: eggenberger)
Das Team der Nachwuchs-JournalistInnen (© Foto: eggenberger)

„Mein Name steht darunter, ein Foto von mir ist auch dabei.“ Für Rebekka Drobesch Grund genug, sich der Aufgabe mit Bedacht zu nähern. „Das war ja keine Schularbeit, sondern ein Kommentar für den Sonntag“, hebt sie hervor. „Ich habe lange über das Thema nachgedacht und immer wieder mit meinen Freundinnen darüber diskutiert.“ „Wir haben recherchiert, notiert, geschrieben und oft verworfen“, sagt auch Mitautorin Lisa-Marie Markelic.
Und in Zeiten von „wischen, tippen, klicken“ – die digital versierten Schülerinnen benötigen doch den Stift zum Formulieren. Es kommt nämlich der ganz normale Schreibblock mit Kugelschreiber zum Einsatz, nicht Smartphone, Computer oder Tablet.
Erst mal recherchieren
„Ich schreibe alles mit der Hand vor“, sagt Janine Größing. Da wird jede Menge Papier verwendet, vollgeschrieben, auch, um anschließend wieder im Papierkorb zu landen. Ganz normaler Journalistenalltag eben! Wenn dann alles passt, geht es erst zum Laptop und dann gleich digital in die Redaktion des „Sonntag“.
„Ein Kommentar ist eigentlich genau dasselbe wie eine Stellungnahme. Dabei geht es darum, seine Meinung zu einem Sachverhalt oder einem umstrittenen Thema mitzuteilen“, betont Anton Odrei, Deutschlehrer und Leiter des Projektes „Schreibwerkstätte Schule“. Seit dem vergangenen Schuljahr lesen die Schülerinnen und Schüler intensiver den „Sonntag“ und kümmern sich um den Aufbau und die Inhalte einer Zeitung. Wichtig sei, dass den Jugendlichen der Umgang mit Medien nähergebracht werde, sagte Odrei. „Die Schüler sollen erfahren, wozu man eine Tages- oder Wochenzeitung benötigt.“
Im Unterricht wird etwa besprochen, wie die Informationen „ins Blatt“ kommen, was Pressefreiheit bedeutet und worin sich Berichte, Reportagen und Kommentare unterscheiden. Dazu legten sich die Jugendlichen Ordner an, in denen sie das neue Wissen sammelten.
Die Schüler erörtern im Unterricht nicht nur die aktuellen Themen, die Klassenzimmer werden auch selbst zu Redaktionsstuben.
„Da wurden Themen entwickelt und schließlich nach fruchtbaren Diskussionen erst zu Papier gebracht“, so Odrei. Viel Persönliches ist da hineingeflossen wie beispielsweise bei Julia Bebawy. Ihre Eltern stammen aus Ägypten, sie selbst wurde in Österreich geboren. Mit einem koptisch-orthodoxen Glaubensbekenntnis ist es nicht immer leicht, hier zu leben, hat sie erkannt. Das und vieles mehr schildert sie in ihrem lebensnahen Kommentar. Auch ihr Aufgenommensein und Ankommen in der Höheren Lehranstalt für wirtschaftliche Berufe der Caritas kommt nicht zu kurz. Sie ist glücklich: mit der Schule, ihren Kolleginnen und Kollegen und den engagierten Lehrern.
Leserbrief motiviert
Lisa Feichter und Jeannine Fischer haben mit ihrem Kommentar „Lernen oder verzweifeln“, in dem sie sich mit dem oftmals harten Schulalltag intensiv auseinandersetzten, sogleich einen Leserbrief erhalten. Dazu muss man wissen, dass selbst im professionellen Redaktionsalltag Leserbriefe so etwas sind wie „heilige Reaktionen der Leser“. Und für Lisa und Jeannine gab es Zustimmung auf ganzer Linie. „Das war für uns Freude und Motivation zugleich“, so Lisa, noch immer bewegt. „Da haben wir gespürt, dass wir mit dem Thema wirklich den Nerv der Leser getroffen haben.“
Da habe es geholfen, hartnäckig zu sein. Manchmal dauere das Sammeln von Fakten eben länger. Da muss die Veröffentlichung warten, bis der Artikel „rund“ ist, wie es so schön heißt. „Am Wichtigsten sind die eigenen Geschichten, die man selbst recherchiert“, bestätigt auch Jeannine.
Am Thema dranbleiben
„Die jungen Leute zu Wort kommen lassen, damit sie ihre Gedanken frei formulieren können“, beschreibt Gerald Heschl, Chefredakteur vom „Sonntag“, das Projekt, das im vergangenen Jahr gemeinsam mit Direktorin Liselotte Tappler auf den Weg gebracht wurde. Mit Anton Odrei wurde im Deutschunterricht am Aufbaumuster eines Kommentars gearbeitet. An jedem Wort wurde abschließend gefeilt, jede Textstelle untersucht und neu interpretiert. „Mitdenken, mitschreiben, mitreden ist eine große He-rausforderung“, sagen denn auch Maria Sacher und Marlena Duschnig. Marlena hat den Text zur „Smartphone Fessel“ geschrieben. „Ein Text, der ein starkes Zeichen dafür ist, dass Jugendlichen die  Realität der pausenlosen Erreichbarkeit durchaus bewusst ist. „Das sollte uns allen Mut und Hoffnung machen“, so Odrei, der die Jugendlichen über Monate hinweg betreute, bei ihrer Arbeit unterstützte und immer wieder ermunterte, am Thema dranzubleiben.
„Das hat uns geholfen“, sagen unisono Anna Halleger, Beatrice Golubic und Claudia Pansi. Sie haben sich der Vorurteile, gegen die junge Leute heute oftmals zu kämpfen haben, angenommen. Zornig, anklagend, lyrisch, meditativ oder nachdenklich, in ihrem Kommentar ist alles verpackt. Fazit ihrer Kolumne: „Wir bemühen uns, den auferlegten Anforderungen gerecht zu werden!“ Das Zeugnis ist die Zeitung!