Organisation

Kärntner Kirchenzeitung - „Sonntag”

Kletterhalle “Boulderama” eröffnet neue Wege

Wie Klettern auf die Sprünge hilft

Nicht nur für Kletterfans ist die neue Kletterhalle "Boulderama" in Klagenfurt ideales Trainingszentrum. Hier werden auch Therapien angeboten. Ein Zentrum für Alt und Jung, Spitzensportler und Menschen mit Behinderung. von Ingeborg Jakl

Was so spielerisch leicht aussieht braucht in erster Linie eine gute Technik. (© Foto: boulderama)
Was so spielerisch leicht aussieht braucht in erster Linie eine gute Technik. (© Foto: boulderama)

Wenn man Lisa, zehn Jahre alt, zuschaut, könnte man denken, dass Klettern ein Kinderspiel ist. Leichtfüßig klettert die junge Dame die über vier Meter hohe Wand hoch. Ihre Hände und Füße finden scheinbar wie von selbst die richtigen bunten Griffe, an denen sie Halt finden. In Sekundenschnelle hat Lisa ihr Ziel erreicht und die Kletterwand im Boulderama in Klagenfurt, Raiffeisenstraße, bezwungen.
Lisa ist nur eine von vielen Menschen, die den Trendsport für sich entdeckt haben. Chris Rainer kann einen regelrechten Sturm auf die Sportart beobachten: „Gerade in den letzten Jahren ist es explodiert. Klettern hat sich auch für den Breitensport geöffnet. Man hat erkannt, dass Klettern den Rücken trainiert, die Motorik schult, sowie Körper und Geist anregt.“
Bei der Kletterhalle an der Raiffeisenstraße handelt es sich um eine Anlage, wo gebouldert wird. Deshalb ist Lisa auch auf ihrem Weg in die Höhe nicht durch ein zusätzliches Seil gesichert. Im Gegensatz zum Seilklettern arbeitet man sich beim Bouldern nur mit der Hilfe von Händen und Füßen nach oben. „Bouldern“ bedeutet quasi klettern in niedrigen Höhen ohne Seil. Dafür sind die Wände, an denen sich unterschiedlich große Haltegriffe befinden, aber auch kleinere. Wer abrutscht landet auf weichen Matten. „Bouldern ist nicht gefährlicher als normales Seilklettern“, sagt Geschäftsführer Chris Rainer, der Anfang des Jahres die Anlage in Klagenfurt eröffnet hat. Der Alpenverein, Sektion Klagenfurt, kam damit einem langgehegten Wunsch seiner Mitglieder nach.
Auch Kinder dürfen in der Halle die zahlreichen Routen an den Wänden ausprobieren. „In einer speziellen Kinderecke, dem Piratenschiff und der Ritterburg, informieren wir sie zuerst über die Hallenregeln. Das ist sehr wichtig,“, sagt Elisabeth Painsi. Das gilt übrigens für Klein und Groß: nicht übereinander klettern, auf die anderen achten und auch nicht zu nah an der Kletterwand stehen.


An der Wand sind alle gleich
Danach können die Kinder an der leichten Wand üben. „Meistens dauert es nicht lange, bis unsere jungen Gäste die gesamte Halle erkunden wollen“, weiß Rainer. Die Kinderecke eignet sich ebenfalls gut für Anfänger, die sich langsam ans Klettern bzw. Bouldern herantasten wollen. Direkt vis-á-vis ist auch die Kletterwand für die Eltern, „so haben sie ihre Sprösslinge immer im Blick“, weiß Rainer. Für alle gilt: Zum Bouldern braucht man spezielle Kletterschuhe und Magnesia für die Hände.  
Diese Halle verfügt zusätzlich über einen eigenen Therapiekletterraum. „Wir arbeiten eng mit dem Klinikum zusammen, haben hier auch eine Gruppe, von denen einige Teilnehmer nicht sehen, hören oder sonst eine Beeinträchtigung haben.“ Aber an der Wand spielt das keine Rolle. „Da tun sich plötzlich Möglichkeiten für jeden auf, wo wir merken, unser Prinzip des Wohlfühlens geht voll auf die Sportler über“, erzählt Rainer.
Eine Gruppenpraxis mit Ergotherapeutin, Physiotherapeut, Osteopath und Masseur vervollständigen das Angebot vor Ort. Dazu kommt noch ein Sportwissenschafter, der die Athleten betreut, aber auch jedem gerne beratend zur Seite steht.
Eine eigene Halle gibt es noch für die Profis. „Hier wird Hochleistungsportlern alles geboten, was sie sich vorstellen“, verspricht Rainer. Der Blick in den Raum verdeutlicht das. Viele, viele bunte Klettergriffe, unzählige Routen und hochkonzentrierte Sportler in bunten Qutfits, alle auf dem „Weg nach oben“.


Immer neue Herausforderungen
Im „Boulderama“ in Klagenfurt sind alle Altersgruppen willkommen. „Bei uns klettern Kinder, Familien und auch Senioren. Die Jüngsten sind drei Jahre, unser Senior Heinz zählt 83 Jahre“, sagt Rainer nicht ohne Stolz.
Bouldern ist eine Sportart, für die man keine Vorkenntnisse benötigt und die selbst Anfängern Spaß macht. Es geht nicht um Kraft, betont der Experte, sondern um die Technik. Und die kann jeder erlernen. Es gibt für jeden einen Kurs und eine geeignete Übungsroute.
Elisabeth Painsi klettert seit mehreren Jahren. Sie ist damals über die Alpen-Adria-Universität, USI, zu dem Sport gekommen. „Mir hat das Klettern sofort riesigen Spaß gemacht. Und ich habe gemerkt, dass es meinem Körper gut tut.“ Heute betreut sie Kinder, aber auch Anfänger und Fortgeschrittene.
Damit das Klettern in der Halle in Klagenfurt für die Besucher nicht langweilig wird, werden die Wände regelmäßig umgebaut. „Wir überlegen uns stets neue Routen und schrauben die Griffe an den Wänden um“, erklärt Rainer. „Denn schließlich soll das Klettern ja immer eine Herausforderung bleiben.“
Zum anschließenden Fachsimpeln steht dann noch das „Boulderama- Cafe“ mit Tischkunstwerken zwischen Baumwurzeln und Felsblöcken bereit.