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Kärntner Kirchenzeitung - „Sonntag”

Hl. Elisabeth von Thüringen

Eine "Prinzessin der Herzen"

Viele Männer und Frauen, die heute freiwillig bis zur Erschöpfung den Flüchtlingen dienen und an den Rand ihrer Kräfte gehen, können als „moderne Elisabeths“ bezeichnet werden. von Josef Till

Hl. Elisabeth von Hans Holbein d.J. (© Foto: National Gallery)
Hl. Elisabeth von Hans Holbein d.J. (© Foto: National Gallery)

Elisabeth (hebräisch „Gott hat geschworen“, ungarisch Erzsébet), die auf der Burg Sárospatak im Nordosten Ungarns 1207 das Licht der Welt als Tochter des Königs Andreas II. und seiner Frau, der Königin Gertraud, erblickte, stammte aus dem Adelsgeschlecht Andechs-Meran und war Zeitgenossin von Franz aus Assisi. Sehr früh, im Alter von vier Jahren, wurde sie zur politischen Schachfigur, als sie mit Ludwig, dem Sohn des Landgrafen Hermann I. von Thüringen, verlobt wurde. Ludwig galt als tatkräftiger Sponsor der bedeutenden Minnesänger des Mittelalters, Walther von der Vogelweide und Wolfram von Eschenbach („Parzival“). So musste Elisabeth im frühen Kindesalter für immer ihre Heimat Ungarn verlassen. Im Alter von vierzehn (1221), was kirchenrechtlich möglich war, wurde sie Ludwig angetraut.
Leben auf der Wartburg
Frisch vermählt zogen sie auf die Wartburg. Elisabeth und Ludwig wurden drei Kinder geboren: Hermann, Sophie und Gertraud. Elisabeth lebte asketisch und sorgte für ihre Untertanen. Als Ludwig 1226/27 fern von der thüringischen Heimat war und diese unter einer Hungersnot stöhnte, ließ sie die Getreidevorratslager des Landgrafen öffnen und die Lebensmittel an die Notleidenden verteilen. Die Verwandten Ludwigs lehnten diese Vorgangsweise ab, Ludwig unterstützte jedoch nach der Heimkehr seine Ehefrau. Elisabeths Leben veränderte sich weiter, als der leidenschaftliche Prediger, Kirchenreformer und Inquisitor Konrad aus Marburg (1180/90-1233) ihr geistlicher Führer wurde. Das Familienglück nahm ein rasches Ende, als Kaiser Friedrich II. Ludwig 1227 zum Kreuzzug nach Palästina verpflichtete, von wo er, an Krebs erkrankt, nicht mehr heimkehrte.
Nach dem Tod Ludwigs war es mit der Duldung Elisabeths und ihrer Kinder auf der Wartburg vorbei. Ihre Schwager vertrieben sie aus der Burg, Elisabeth siedelte nach Eisenach um, das am Fuße der Wartburg lag.
Engagement für die Armen
Unter dem Einfluss von Franz aus Assisi, der frommen Armutsbewegungen und der vielen Frauen, die einen Großteil ihres Besitzes den Armen und Kranken schenkten, errichtete Elisabeth vor den Toren der Stadt Marburg an der Lahn 1226 eine Kapelle und ein Hospital mit einem Haus für Alte und Sieche, versehen mit dem Auftrag, sich besonders um vereinsamte Kranke, erschöpfte alte Männer und Frauen, Waisen und Pilger zu sorgen. Elisabeth entsagte allen weltlichen Dingen, von ihren Kindern trennte sie sich und übergab sie Pflegeeltern; wie die Kinder darauf reagierten, wird nicht überliefert. Sie selbst widmete sich dem Leben der Armen und fand in der Hingabe an die Bedürftigen und Notleidenden den Schlüssel für den Sinn ihres Lebens.
Noch knapp vor dem Kreuzzugsantritt gründeten Elisabeth und Ludwig 1227 ein Franziskanerkloster in Eisenach und übergaben dem Orden die Kirche des hl. Michael. Ein Jahr danach, nach ihrer Übersiedlung nach Marburg, widmete Elisabeth die neu errichtete Spitalskirche Franz aus Assisi; diese Kirche ist die älteste mit dem Patrozinium des hl. Franz nördlich der Alpen. Mit ihrem Vermögen errichtete sie das Hospital und übernahm nach dem Vorbild der Beginen die Krankenfürsorge.
Aufopfernd kümmerte sie sich um die Leprakranken, die Hungernden, die vernachlässigten Kinder, die Bettler und Gefangenen. Die Augenzeugen lobten ihre Fröhlichkeit, ihr Gottvertrauen und die Realisierung des Matthäusevangeliums (vgl. 25,40). Es dauerte nicht lange, und Elisabeth hatte sich völlig aufgebraucht. Als sich der Erschöpften und Verausgabten der Tod näherte, wollte sie bei sich nur Geistliche und jenen Jüngling haben, für den sie gesorgt hatte und der sie aus Verbundenheit nicht allein lassen wollte. Nach einer zwei Wochen lang dauernden Krankheit starb Elisabeth am 17. November 1231 in ihrem Marburger Hospital.
Elisabeths Verehrung
Viele Krankenhäuser, Altenheime, Klöster und Kirchen tragen den Namen der Heiligen aus Ungarn und Thüringen. In vielen Orten Europas wird Elisabeth wegen ihrer tätigen Liebe verehrt, deshalb gilt sie als europäische Heilige, als Patronin der Caritas, des Deutschen Ordens, der Bäcker, Witwen, Waisen, Verfolgten, Bettler, Kranken und Bedürftigen sowie als Schutzpatronin von Thüringen und Hessen.