Organisation

Kärntner Kirchenzeitung - „Sonntag”

Die Weihnachtsbotschaft ist eine Botschaft der Hoffnung

Diözesanbischof Alois Schwarz im Gespräch mit Gerald Heschl

Bischof Alois Schwarz über die Botschaft des Kindes in der Krippe, über sein persönliches Weihnachten und die Liebe Gottes zu den Menschen mit einem Ausblick

Diözesanbischof Alois Schwarz im SONNTAG-Interview über die Botschaft des Kindes in der Krippe, über sein persönliches Weihnachten und die Liebe Gottes zu den Menschen mit einem Ausblick. (© Foto: Pressestelle / Helge Bauer (Bearbeitung: Internetredaktion KHK))
Diözesanbischof Alois Schwarz im SONNTAG-Interview über die Botschaft des Kindes in der Krippe, über sein persönliches Weihnachten und die Liebe Gottes zu den Menschen mit einem Ausblick. (© Foto: Pressestelle / Helge Bauer (Bearbeitung: Internetredaktion KHK))
 (© Foto: Pressetelle/Helge Bauer)
(© Foto: Pressetelle/Helge Bauer)

Die neue CD der Dommusik mit verbindenden Worten des Bischofs heißt: „Glanz steigt von der Krippe auf“. Die Krippe ist das zentrale Bild von Weihnachten. Was sagt sie den Menschen heute?
BISCHOF Schwarz: Es ist die Botschaft des Mensch gewordenen Gottes in Jesus von Nazareth. Die Krippe zeigt uns das Gesicht unseres Gottes im Gesicht eines Kindes. Das Kind von Bethlehem kommt mit der Botschaft zur Welt, dass der Mensch ein Liebender sein kann. Jedes Kind streckt die Arme aus und sagt: Mensch, hab mich lieb! Mit dieser Botschaft kommt unser Gott auf uns zu. Er sagt uns: Du hast die Kraft, ein guter Mensch, ein liebender Mensch zu sein.

Für viele ist es ein Fest des Schenkens und des Konsums.
BISCHOF Schwarz: Der Konsum vermittelt dem Menschen: Du genügst nicht, deshalb brauchst du dieses oder jenes und musst etwas kaufen. Gott aber kommt zur Welt und sagt: Mensch, ich liebe dich, und du bist auch ein Liebender.

Wie sieht Ihr ganz persönliches Weihnachten aus? Wie bereiten Sie sich darauf vor?
BISCHOF Schwarz: Ich feiere Weihnachten mit der Christmette im Dom und mit dem Festgottesdienst am Christtag in der Domkirche. Das ist für mich das Weihnachtsfest und das innere Erlebnis, dass Gott bei den Menschen ist und eine ungeheure Freude auslöst. So freue ich mich auch auf die Musik und die Menschen, die hier mit großer Sehnsucht kommen und da-rauf warten, dass Christus geboren wurde und Mensch geworden ist.


Haben Sie einen ganz besonderen „Wunsch ans Christkind“?
BISCHOF Schwarz: Mein Wunsch ist, dass möglichst viele Menschen die Botschaft des Kindes von Bethlehem verstehen und sich von Gott lieben lassen.

Die Geburt Jesu, sein Wirken und seine Auferstehung haben die Welt aus den Angeln gehoben. Jesus hat seine Jünger ausgesandt, die Frohe Botschaft in die Welt zu bringen. Geht uns dieser missionarische Charakter der Kirche heute – zumindest in Europa – ab?
BISCHOF Schwarz: Die Weihnachtsbotschaft ist eine Botschaft der Hoffnung für den Menschen. Der Mensch, von seinem Gott geliebt, hat die Kraft, ein Bote des Friedens zu sein. Die Engel singen von „Frieden den Menschen auf Erden“. Das ist es, was dieses Fest auslösen kann. Unsere Aufgabe ist es, die Saat des Friedens auszusäen. Durch ein gutes Wort, durch Aufmerksamkeit, durch ein gutes Werk oder die Ermutigung der Menschen. Weihnachten ist für mich die Aussaat der Hoffnung in einer Zeit, in der auch Unfrieden, Hass, Aggression und Wut sind.

Im Diözesanrat haben Sie unlängst davon gesprochen, dass es darum gehe, Glaubenserfahrungen anzuregen. Ist nicht gerade Weihnachten eine Zeit, in der dies ganz besonders gelingen kann?
BISCHOF Schwarz: Es ist jetzt die richtige Zeit, den Menschen zuzuhören, zu erfahren, was sie bewegt, wo sie ihre Sehnsucht haben, wo Leben verspürt und gesucht wird. Im Zuhören entdecke ich aufgrund meines Glaubens und meiner Gotteserfahrung die Botschaft, die ich dem anderen zu sagen habe. Ausgangspunkt ist immer das Leben der Menschen mit ihren Fragen, Erlebnissen und Empfindungen.

Der Mensch, von seinem Gott geliebt, hat die Kraft, ein Bote des Friedens zu sein.

Papst Franziskus spricht vom „Prinzip der Integration“ und einer „gestuften Zugehörigkeit zur Kirche“. Wie ist das zu verstehen?
BISCHOF Schwarz: Es gibt viele Menschen, die eine Ahnung von Gott haben und Gott suchen. Wir haben die Gnade des Glauben-Könnens. An uns liegt es, die Suche dieser Menschen nach Gott zu einem Weg zu Jesus Christus zu lenken. Zu Weihnachten feiern wir den Mensch gewordenen Gott in Jesus Christus. Das ist der Ausgangspunkt unserer Freundschaft zu unserem Gott, einer expliziten Jesus-Freundschaft. Ich frage mich jeden Tag, wie ich meinen Weg zu ihm finden kann. Wie kann ich täglich den Abstand zu ihm verkleinern? Oder anders: Wie kann ich mich täglich von ihm finden lassen, der auf der Suche ist, mir seine Liebenswürdigkeit zu zeigen?

Es gibt aber viele Menschen, die das Gefühl haben, Gott habe sich von ihnen abgewandt.
BISCHOF Schwarz: Gott wendet sich niemals von uns Menschen ab. Manchmal aber sehen wir nicht, wie er uns berührt und führt. Deshalb ist das Sich-Einlassen auf Menschen der Weg, zu Jesus Christus zu finden. In jedem Menschen kann mir Jesus Christus nahe sein. Er begegnet mir im Anderen, in seinen Fragen, seiner Aufmerksamkeit und in seiner Hilfsbedürftigkeit. Ich begegne Jesus Christus ja auch in den vielen Leidenden, in denen, die ausgegrenzt sind, sich an der Peripherie fühlen. Da entdecke ich, dass Jesus Christus mit ihnen ist. Er ist ja nicht nur ein Gott der sonnigen Tage, sondern ein Gott, der durch das Leiden hindurch den Weg zum Leben gezeigt hat.

In wenigen Jahren – 2022 – feiern wir 50 Jahre Diözesansynode. Die Vorbereitungen für das Jubiläum laufen schon. Welche Chance bietet dieses Jubiläum für die Kirche in Kärnten?
BISCHOF Schwarz: Die Diözesansynode fand vor 50 Jahren in der Begeisterung des Konzils und in der Atmosphäre des Neuaufbruches statt. Die Texte der Synode hatten eine ganz große Kraft, den konziliaren Weg für die Kirche in Kärnten zu buchstabieren. Wir sollten in diese Begeisterung von damals einsteigen, um für heute neue Formen zu suchen, wie das Christsein in unserem Land gelebt werden kann. Die Texte sollten einfach nochmals neu gelesen werden, um die Dynamik zu entdecken, die damals ausgelöst wurde und selbst heute noch gilt. Wir brauchen keine neuen pastoralen Programme, sondern müssen den pastoralen Weg, wie er damals formuliert wurde, umsetzen.

Zwei Jahre davor wird 100 Jahre Volksabstimmung gedacht. Die Kirche hat wesentliche Akzente für das Zusammenleben der beiden Volksgruppen geprägt – nicht zuletzt in der Diözesansynode. Was bedeutet dieses Jubiläum für Kärnten?
BISCHOF Schwarz: Zunächst einmal: Was es an Unversöhntheit gibt, sollte eine innere Heilung erfahren. Gleichzeitig wünsche ich mir eine Offenheit für die sprachliche Vielfalt, die in diesem Land gegeben ist, und für die kulturelle Bereicherung, die die slowenische und die deutschsprachige Kultur in Kärnten auszeichnet. Ich glaube, das Land braucht die geistige und geistliche Kraft von allen, für die Kärnten Heimat ist, um dieses Land wirtschaftlich, kulturell, gesellschaftlich, aber auch christlich in eine gute Zukunft zu führen.

In jüngerer Zukunft, nämlich am 4. März 2018, wird in Kärnten ein neuer Landtag gewählt. Die Nationalratswahl war von einer wahren Wahlschlacht geprägt. Fürchten Sie ähnliches in Bezug auf die Landtagswahl?
BISCHOF Schwarz: Ich erwarte mir, dass die Menschen trotz all dem politischen Konkurrenzdenken so miteinander umgehen, dass der Respekt vor der Person und der Würde des anderen immer gewahrt bleibt.

Ganz unabhängig von einem eventuellen Ergebnis: Was braucht Kärnten von einer neuen Landesregierung?
BISCHOF Schwarz: Ich glaube, dass alle Kräfte gefordert sind, um dem Land Kärnten einen Weg in eine hoffnungsvolle Zukunft zu zeigen. Ich habe große Sorge, dass wir ein Abwanderungsland sind, in dem die Bevölkerungszahl abnimmt. Wenn die Zukunft nicht in den Gesichtern der Kinder gesehen werden kann, wird dieses Land an Hoffnungspotenzial verlieren. Das ist mein Wunsch: Dass Kärnten mit der wunderbaren Schönheit der Landschaft auch eine Faszination ausübt, in diesem Land zu wohnen, zu bleiben, zu arbeiten und Zukunft zu ermöglichen.